Wenn der Fuchs sein Gedächtnis vergisst

In einem Kinderbuch wird es so beschrieben: „Der Fuchs bekam weiße Barthaare, ein paar Narben hier und da und er wurde auch ein bisschen vergesslich. Zuerst brachte er die Wochentage durcheinander. Er ging am Mittwoch in die Kirche und wunderte sich, warum der Chor der Gänse nicht sang. Oder er vergaß den Geburtstag eines Freundes und kam ohne Geschenk. Oder er hatte ein Geschenk dabei und niemand hatte Geburtstag. …“ Und so weiter.

Gedächtnis Signet

Das Buch richtet sich an Kinder, deren Großeltern „anders“ geworden sind. Kennen wir das nicht auch? Haben wir einen Bekannten, dem es manchmal so geht? Bevor es soweit kommt wie bei dem Fuchs, der eines Tages den Weg nach Hause nicht mehr findet, sollte Hilfe organisiert sein. Denn es geht um nicht weniger als den Zustand, der Altersdemenz genannt wird. Kein schönes Wort, noch weniger schön alles das, was damit zusammenhängt. Am schlimmsten aber ist es, damit konfrontiert zu sein und einfach nicht weiter zu wissen.

Eva Helms, vielen bekannt als Leiterin der Demenzprojekte im Familienzentrum Radebeul, berät bisher sehr erfolgreich Angehörige und Betroffene, für die die Diagnose Demenz eine radikale Änderung ihres Lebens mit sich bringt. Dafür hat sie zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen um sich geschart, die sich zu versierten Begleiterinnen bei Beantragung von Leistungen, der neuen Gestaltung des Alltags mit einem dementen Familienmitglied, dem Erhalt von sozialen Kontakten und Hobbies bis zur Unterstützung in der Betreuung entwickelt haben. Anlaufpunkt ist ihr Büro im Familienzentrum in Altkötzschenbroda.

Doch selten haben Menschen, die „ahnen“, dass mit ihrem Gedächtnis etwas nicht mehr stimmt, eine Adresse, wo sie erste Informationen und Hilfe erwarten können. Eva Helms hatte eine neue Idee: Sollte Radebeul, ein Zentrum für Kultur und bürgerschaftliches Engagement, vorangehen? Gibt es hier genügend Menschen, die sich darum kümmern möchten, wie man den Betroffenen selbst begegnen kann, um ihnen zu helfen, sich mit ihrer neuen Situation zu arrangieren? Es gibt sie.

Sieben auf einen Streich: Veronika Pietsch, Elke Wegge, Birgit Rößler, Kerstin Schulte-Hubbert mit Hermann, Eva-Maria Schindler, Eva Helms, Christine Ruby (v.r.n.l.) bilden den Vereinsvorstand

Einige Wochen später, Familienzentrum Altkötzschenbroda, Versammlungsraum. 25 Frauen, zwei Männer in angeregtem Gespräch. Die Alzheimer Gesellschaft Radebeul-Meißner Land wird gegründet. Spontan haben sich fünf Frauen bereit erklärt, im Vorstand aktiv zu sein. Unter ihnen: Eva-Maria Schindler, die viel Erfahrung aus der Sächsischen Alzheimer Gesellschaft mitbringt. Eva Helms übernimmt den Vorsitz. Der Raum ist voller Leute, die teils beruflich mit dem Thema zu tun haben, teils aber rein menschlich interessiert sind, etwas für andere zu tun.

„Ich bin begeistert, dass der Start so gut gelaufen ist. Inzwischen sind wir bereits ein eingetragener Verein. Nun noch ein paar Formalitäten und dann kann es richtig losgehen!“ sagt Eva Helms.

Der Fuchs aus dem Kinderbuch findet letztendlich Halt bei den jungen Füchsen, aber auch bei den Hühnern, den Schafen und bei dem freundlichen Fremden am Fluss – seinem Spiegelbild. Er weiß nichts und fühlt nur. Das aber ganz intensiv. Und er schläft nicht gern allein. „Aber das muss er auch nicht.“ So endet der Text.

Eine gute Beschreibung für das, was die bisher 30 Mitglieder der Alzheimer Gesellschaft Radebeul-Meißner Land für ihre Mitmenschen erreichen wollen. Dafür gibt es viel zu tun. Vereinsmitglieder, die aktiv oder unterstützend dabei sein möchten, sind jederzeit herzlich willkommen.

Christine Ruby

Büro und Briefkasten:
Altkötzschenbroda 20
01445 Radebeul
Telefon: 2656561
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