Ein üppig bestückter »Kunstplanet«

Im Karrasburg Museum Coswig ist wieder SchulART zu bestaunen

Stimmen die überlieferten Daten, dann hat Albrecht Dürer im Jahre 1503 eines seiner bekanntesten Naturbilder gemalt: Er nannte es „Rasenstück“ und es sollte seine einzige Pflanzenstudie bleiben. Das Bild aber regte immer wieder und regt auch heute noch an. Auch in der am 15. Juni im Coswiger Museum Karrasburg eröffneten Ausstellung mit Schülerarbeiten des hiesigen Gymnasiums ist solch ein Rasenstück zu bewundern. Allerdings schränkte dessen Schöpfer – Arne Reißeck aus der Klasse 5/2 des Gymnasiums – den Titel etwas ein und nannte sein Bild treffend „Mein Rasenstück“. Doch nicht aus Sorge, etwa mit dem alten Meister verwechselt zu werden, nein, nur sollte sein Bild eben sein Bild bleiben.

»Elblandschaft« (Martin Krautzschich)

Die Ausstellung SchulART stellt anhand zahlloser sehenswerter Beispiele unter Beweis, wie sehr sich doch der Blick junger Menschen auf das Leben und alle seine Zutaten in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren verändert hat. Die Ausstellung verweist aber noch auf eine andere, eher eine zweite Ebene im gewachsenen Selbstverständnis junger Menschen der Gegenwart. Die Achtung vor den künstlerischen Leistungen der Altvorderen ist geblieben, die Ehrfurcht aber ist im Schwinden. Wobei das Zweite das Erste bei weitem nicht aufwiegt. Denn die Ausstellung präsentiert sich in jeder Beziehung reif.

»Die Dame und ich« (Nicole Schindler)

Das ist sowohl in dem – den Ausstellungsraum zentral beherrschenden – Gemeinschaftswerk „Kunstplanet“, an dem insgesamt elf Schülerinnen und Schüler beteiligt waren, als auch in den zahlreichen solistischen Arbeiten zu beobachten. Ausprobiert haben sich die Schüler in nahezu allen nur möglichen künstlerischen Techniken. Wie sie ebenso auch offen für alle nur möglichen Themen waren. So wie bspw. Nicole Schindler aus der 12. Klasse, die sich selbst als junge Frau der Gegenwart mit einer Edeldame aus dem Barock in den Wettbewerb treten lässt. Oder wie Martin Krautzchich (11. Klasse), der zur Ausstellung eine leicht abstrahierte „Elblandschaft“ beisteuerte. Lene Rothe zeichnete mit dem Kugelschreiber einen stimmungsvollen Blick durch das Gestell einer Turmuhr auf den Pariser Eifelturm. Ruth Clausnitzer (5. Klasse) erfand zwei gleichgeschaltete „Zwillingsbäume“, während Edvard Munchs bekanntes Bild „Der Schrei“ sich in einer bildhauerischen Arbeit wiederfindet. Der Mut, sich den ganz großen Themen des Lebens, aber auch den großen Vorbildern der Bildenden Kunst zu stellen, ist auf jeden Fall bewundernswert.

Bis 29. Juli kann man die sehenswerte Ausstellung noch besuchen.

Wolfgang Zimmermann

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