Jeanne Berta Semmig und Hermann Hesse

Jeanne Berta Semmig – manch ein Radebeuler mag sich an diesen Namen noch erinnern. Geboren 1867 in Orléans, ihr erster Name eine Referenz an die »Tochter« der Stadt Orléans, Jeanne d’Arc, wuchs sie ab 1871 in Leipzig auf, absolvierte eine Ausbildung zur Volksschullehrerin am Lehrerinnenseminar Callnberg und arbeitete 40 Jahre lang als Volksschullehrerin in Dresden. Neben ihrer Arbeit war sie als Schriftstellerin tätig und veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und Erzählungen. Nach der Zerstörung ihrer Wohnung Reinhardstraße 9 in der Dresdner Altstadt am 13./14. Februar 1945, lebte sie bis zu ihrem Tod in Radebeul, im Altersheim »Altfriedstein«. Hier verband sie nicht nur eine besonders enge Freundschaft mit dem Maler Paul Wilhelm (1886-1965) und dessen Frau. Auch Ellen Schou, dänische Übersetzerin und Freundin Martin Andersen Nexös, Alexander Münch, Hellmuth Rauner, Günter Rehschuh und Maria Marschall-Solbrig zählten zu ihren Verehrern. Wie bekannt und hoch geschätzt Jeanne Berta Semmig war, belegen die zahlreichen Würdigungen zu runden Geburtstagen und die zahlreichen Beileidsbekundungen zu ihrem Tod am 28. Juli 1958.

Jeanne Berta Semmig, 1927

Eine über Jahrzehnte anhaltende und gelebte Freundschaft verband Jeanne Berta Semmig mit einem der meistgelesenen und meistübersetzten deutschsprachigen Autoren, mit Hermann Hesse. Der im Stadtmuseum Döbeln verwahrte Nachlass von Jeanne Berta Semmig birgt neben Manuskripten ihrer Arbeit als Dichterin auch Korrespondenzen in großer Zahl, unter denen die Briefe, Postkarten, Privat- und Separatdrucke von Hermann Hesse herausragen. Annelie Krause beschäftigte sich 1998 in einer Jahresarbeit am Radebeuler Gymnasium Louisenstift als erste mit dieser Freundschaft und veröffentlichte in „Vorschau und Rückblick“ im Juli-Heft 1998 einen Artikel hierzu.

Hermann Hesse, um 1927

Von Juni bis Dezember 2011 erschloss die Archivarin und Historikerin Claudia Nowak den Nachlass von Jeanne Berta Semmig im Stadtmuseum Döbeln. Aufgrund der überaus bedeutenden Überlieferung der Hesse-Briefe war es der Stadt Döbeln ein großes Anliegen, diesen Briefwechsel der Öffentlichkeit zu präsentieren. Vom 08. Juni bis 14. Oktober 2012 werden ausgewählte Dokumente in einer Sonderausstellung unter dem Titel »Die Lehrerin und der Nobelpreisträger – Einblicke in 50 Jahre Brieffreundschaft zwischen Jeanne Berta Semmig und Hermann Hesse« den Museumsbesuchern gezeigt. Neben der Brieffreundschaft wird aber auch in einem ersten Teil der Ausstellung auf das überaus interessante Leben von Jeanne Berta Semmig und deren Vater, den aus Döbeln gebürtigen Lehrer und Schriftsteller Dr. Friedrich Herman Semmig eingegangen.

Zu sehen sein werden in der Ausstellung neben Originalbriefen, Originalaquarellen und Privatdrucken von Hermann Hesse auch Briefe und Postkarten von Jeanne Berta Semmig an Hermann Hesse, die in den Literaturarchiven in Marbach und Bern verwahrt werden.

Claudia Nowak

Stadtmuseum/Kleine Galerie Döbeln
Ausstellung: »Die Lehrerin und der Nobelpreisträger – Einblicke in 50 Jahre Brieffreundschaft zwischen Jeanne Berta Semmig und Hermann Hesse.«
Obermarkt 1, 04720 Döbeln, Tel. 03431-57918, stadtmuseum@doebeln.de
www.doebeln.de, Di 10-18, Mi, Do 10-16, Fr 9-12 Uhr, und nach Vereinbarung
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