von Bertram Kazmirowski
Wenn wir uns allmonatlich einmal zu unserer Redaktionssitzung trafen, warst Du fast immer auf dem Sprung, hattest wenig Zeit. Warum musst Du in 15 Minuten schon gehen? Na, der
Wolfgang Dehler spielt doch heute in der »Tonne«, da schreib ich etwas darüber für die DNN. Für uns ist das aber wohl nischt, oder? Den Notizblock hattest Du immer schon auf dem Tisch liegen, ehe wir anderen überhaupt da waren. Mit Deinem Kuli spieltest Du ungeduldig in Deinen Händen, damit Du ihn gleich bereit hattest, wenn Du etwas notieren wolltest. Warum musst Du in 10 Minuten schon gehen? Na, der Dieter Beirich hat doch eine neue Ausstellung,
da mache ich nachher gleich die Eröffnung. Habt Ihr keine Einladung bekommen? Ich mach’ was fertig fürs neue Heft.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du jemals Langeweile hast.
Ich glaube, Du warst der erste von uns, der ein Mobiltelefon besaß.
Ich bewunderte bei meinem ersten Besuch bei Dir Deine riesige Bücher- und CD-Sammlung.
Nicht einmal für ein kleines Bier reichte es oft bei Dir, weil Du ja gleich wieder weg musstest. Warum wirst Du in 5 Minuten gehen? Na, in Meißen tritt doch so eine Jugendtheatergruppe auf, die will ich mir mal anschauen. Braucht Ihr davon was für das neue Heft? Warum musst Du jetzt gehen? Na, ich habe ’ne Pressekarte für den neuen Film vom Soderbergh in der Schauburg. Das wäre vielleicht mal was als Filmtipp fürs neue Heft. Deine Brille sitzt manchmal ganz vorn auf der Nase, dann beugst Du den Kopf nach unten und schaust mit den Augen über den Brillenrand hinweg. Das sieht bedeutend aus. Wie viele Beiträge von Dir kommen denn im nächsten Heft? Vier? Ist das nicht ein bisschen viel? Aber andererseits – wenn Du nicht lieferst, wer von uns hätte schon spontan etwas auf Lager? Ich schätze an Dir, dass Du uns und das Heft nie hast hängen lassen.
Ich mag es, wenn Du Dich über die Kommunalpolitik ereiferst: Wie schön Du schimpfen kannst!
Ich finde es amüsant, wenn Du unvermittelt scharfe Urteile fällst und hinterher
trotz besserer Einsicht standhaft dabei bleibst.
Für Deine und unsere Leser bist Du W.Z., Wozi, W. Zimmermann und Wolfgang Zimmermann. Für uns bist Du Wolfgang und Wozi, aber eigentlich noch vielmehr. Nämlich der polarisierendste Glossenschreiber, seit es in der »Vorschau« Glossen gibt. Der vielseitigste Rezensent, seit in der »Vorschau« rezensiert wird. Das längstgediente Vorstandsmitglied im Verein »Radebeuler Monatshefte e.V.«
Lieber Wolfgang, zu Deinem 65. Geburtstag gratuliert Dir das Redaktionskollegium sehr herzlich und wünscht Dir Gesundheit, Glück und Gelassenheit für die nächsten Jahre, in denen Du hoffentlich noch ganz oft für uns auf dem Sprung sein wirst, um – aber das hatten wir ja schon…!