Ausblick 2012

Die Stadtgalerie zwischen Jubiläen, Zahlen und Bilanzen

Das Kunst- und Kulturjahr beginnt in der Stadtgalerie am 20. Januar recht verheißungsvoll unter dem Motto „Guckkästen, Prinzessinnen und Mörder“ mit einer Ausstellung über das Schaffen der Radebeuler Kostüm- und Bühnenbildnerin Ulrike Kunze. Ein ausführlicher Kommentar zu dieser Ausstellung wird in der Märzausgabe von „Vorschau und Rückblick“ erscheinen. Nicht unerwähnt sollte an dieser Stelle bleiben, dass die Künstlerin zum Kreis der Gründungsmitglieder eben dieses Monatsheftes gehört und bis heute im Redaktionskollegium mitarbeitet sowie für Leserpost und Abonnenten zuständig ist.

Archiv Stadtgalerie

Ein ganz besonderes Völkchen trifft sich in der Stadtgalerie am 31. Januar. Es sind die nimmermüden Kulturarbeiter im Ehrenamt, welche den Alltag der Lößnitzstadt mit unzähligen Aktivitäten lebensprall bereichern. Zur traditionellen Diskussionsrunde „(Basis)Kultur im Dialog“ werden Projekte des vergangenen Jahres leidenschaftlich ausgewertet und neue Projekte erläuternd vorgestellt.

Freuen können sich die Besucher der Galerie auf eine Gedenkausstellung aus Anlass des 125. Geburtstages von Karl Kröner (1887-1972), die am 23. März eröffnet wird. Zu sehen sind Werke aus der Städtischen Kunstsammlung sowie Leihgaben aus Museen und Privatbesitz. Karl Kröner, der von 1914 bis zu seinem Tode im Jahr 1972 im Turmhaus des Grundhofes lebte und arbeitete, widmete sich nicht nur dem eigenen Schaffen. Hochgeschätzt wurde er von seinen Künstlerkollegen, für die er sich in wechselhaften Zeiten mit Rat und Tat beständig eingesetzt hatte. Aber vor allem auch für Künstler der jüngeren Generation wurde Karl Kröner zu einem wichtigen Anlaufpunkt. So ist es ein schöner Zufall, dass in der nachfolgenden Ausstellung Malerei von der 1936 geborenen Ute Wittig zu sehen sein wird. Als sie Karl Kröner kennen lernte, war dieser in ihrem heutigen Alter. Die Kombination der Ausstellungsfolge bietet dem interessierten Galeriebesucher somit auch den Vergleich künstlerischer Entwicklungswege und Reifeprozesse.
Mit einer Jubiläumsgala und vielen geladenen Gästen wird die 25. Radebeuler Kasperiade am 8. Juli gefeiert werden. Gleichzeitig ist das der Abschluss einer neunjährigen Periode dieses beliebten Puppenspielfestes in Altkötzschenbroda. Danach kehrt die Kasperiade an jenen Ort zurück, wo sie einst im Jahr 1987 startete. Sie wandert also von West nach Ost und die Puppen tanzen dann im und um den neu eröffneten Kulturbahnhof.

Zu den Höhepunkten des Jahres 2012 zählt zweifellos auch das Festwochenende zum 725-jährigen Bestehen (urkundliche Ersterwähnung) der zweitkleinsten Radebeuler Ursprungsgemeinde Lindenau. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren und die Ortsansässigen werden den wissbegierigen Expeditionsteilnehmern der sechsten „Radebeuler Begegnungen“ am 18. August einen herzlichen Empfang bereiten.

Zwischendurch heißt es für die Mitarbeiter der Stadtgalerie immer wieder zählen, vergleichen, messen, beschreiben, dokumentieren… Bis zum Juni 2012 soll das bewegliche Anlagevermögen der Stadt Radebeul – im speziellen Fall das Kunstgut – erfasst und fiskalisch bewertet werden. Wie jedoch eine Städtische Kunstsammlung aus künstlerischer, sozialer, emotionaler und historischer Sicht zu bewerten ist, wird zur Jubiläumsausstellung anlässlich des 20jährigen Bestehens der Sammlung thematisiert. Für das kleine Fachsymposium, mit welchem die Präsentation am 7. September eröffnet wird, haben sich bereits Künstler und Kunstwissenschaftler als Vortragsredner angemeldet.

Last but not least beschenkt sich die Stadtgalerie anlässlich ihres 30. Geburtstages zum Jahresausklang mit einer großen Gemeinschaftsausstellung, an der sich ca. 60 Radebeuler Künstler beteiligen werden. Das ist eine beachtliche Zahl für eine kleine Stadt wie Radebeul. Sollten jedoch die Mieten weiterhin so rasant in die Höhe schnellen, wird es wohl passieren, dass die Künstler nach und nach unsere Stadt verlassen müssen wie Eckhard Kempin zu Beginn dieses Jahres. Und die jungen Kreativen werden sich gar nicht erst ansiedeln, weil die Wohn- und Arbeitsräume in Radebeul unerschwinglich sind.
Kommunalpolitiker, Stadtentwickler, Verantwortungsträger nehmt diese Probleme ernst und handelt – jetzt! Denn wenn der „genius loci“ entweicht, wird aus einer (kunst)reichen unversehens eine (kunst)arme Stadt. Nichts ist von Dauer …

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