Editorial Juniheft

Die Stadt Radebeul kann sich an einer bemerkenswert hohen historischen, nicht selten auch denkmalgeschützten Bausubstanz erfreuen. So wurde seit den Wendejahren eine Vielzahl von Villen nicht nur vor dem endgültigen Verfall bewahrt, sondern durch das Engagement der Bauherren wieder zu altem Glanz verholfen. Finanzielle Möglichkeiten wie auch die den Objekten geschuldete Sensibilität bilden für das Erscheinungsbild eine wichtige Basis. Nach nunmehr über zwei Jahrzehnten hatten sich die meisten zum Teil auch komplizierten Eigentumsverhältnisse insoweit geklärt, dass die Voraussetzungen für langfristige Investitionen gegeben waren.

Geht man wachen Auges durch die Straßen, dann sind aber noch immer verstreut einige verwaiste Stadtvillen zu entdecken. Manche stehen nahezu unmerklich in kleinen Nebenstraßen, andere übersieht man hingegen ob ihrer täglichen Präsenz. Eine partielle Häufung ist an der Meißner Straße zwischen Haltestelle Haupt- und Zinzendorfstraße anzutreffen. Hier allen voran die einst so prächtige Villa Kolbe, die nach mehreren Nutzungs- und Sanierungsplänen noch immer ihrer Bestimmung harrt. Schräg gegenüber, an der Ecke Meißner-/ Freiligrathstraße, werden dieser Tage nun gleich zwei nebeneinanderstehende über 100 Jahre alte Stadtvillen abgerissen. Insbesondere das lange Jahre verwunschene Eckgrundstück zeugte noch in groben Zügen von der gestalterischen Intention der ursprünglichen Anlage. Bedauerlicherweise gehen mit dem Abriss nun auch all die schönen Zierelemente der Fenstergewände unwiederbringlich verloren, die einst dem Haus sein Gesicht gaben.
Es bleibt zu wünschen, dass das nun kommende „Neue Bauen“ der historischen Hypothek etwas Adäquates entgegnen kann.

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