„Ein kühler Morgen zwischen den Jahren“

Werner Wittig und Michael Hofmann stellen in den Räumen der Sparkasse aus

Das gemeinsame und zugleich verbindende Moment der beiden Radebeuler Künstler Werner Wittig und Michael Hofmann ist der Werkstoff Holz. Das Holz bildet von daher auch die Grundlage ihrer beider künstlerischen Arbeit.  Der Unterschied aber liegt im Detail und dabei wiederum in der genauen Bezeichnung der jeweiligen Bearbeitung des Werkstoffs Holz. Wie das gegensätzlicher und zugleich harmonischer nicht sein kann, ist derzeit in den beiden Radebeuler Filialen der Kreisparkasse Meißen zu sehen. Wenn man denn im Herumgewusel der Kundschaft den für eine intensive Betrachtung notwendigen Platz und die notwendige Muße findet. Die Ruhe kehrt erst abends ein, dann aber ist der Zugang zu den Bildern leider versperrt. Die Sorge um die Sicherheit der Kunstwerke ist zwar unbestritten, dennoch hätte der Veranstalter (die Kreissparkasse Meißen) durchaus eine andere respektive bessere Lösung finden können.  Denn gerade bei  diesen beiden wichtigen Künstlern ist eine kurze Distanz des Betrachters zum Bild unabdingbar. Nur dann kann nämlich der interessierte Besucher die feine Linienführung eines Holzrisses von Werner Wittig wirklich genießen. Und nur dann kann er die scheinbar von aller Schwerkraft befreiten Gebäude auf einem Farb-Holzschnitt Michael Hofmanns auch verinnerlichen. Was aber beim ersten Hinsehen trotz unterschiedlicher Techniken noch nach einer zufälligen gemeinsamen Bildsprache aussieht offenbart die Unterschiede dann, wenn man sich Zeit für die Bildbetrachtung nimmt. Und diese notwendige Zeit und Muße findet man leider weder auf der Sidonienstraße im Radebeuler Osten und schon gar nicht auf der Hermann-Ilgen-Straße im Westen der Stadt. Das heißt, man könnte sie durchaus dann finden, wenn erst einmal die Bankomaten- und Auszugsdruckerkundschaft verschwunden ist; also am Abend. Nur sind dann leider auch die Bilder wieder hinter alarmgesicherten Glasscheiben eingesperrt.

»Via Ricasoli-Arcidosso« (Farbholzschnitt Michael Hofmann/2011)

»Via Ricasoli-Arcidosso« (Farbholzschnitt Michael Hofmann/2011)


Dabei lohnte gerade im Falle dieser beiden wichtigen Radebeuler Künstler mehr Offenheit und Transparenz, um für die großartigen Arbeiten beider auch im öffentlichen Raum zu werben.
Werner Wittig – er feierte vor wenigen Tagen seinen 83. Geburtstag – ist ein Maler, der sich seit Jahrzehnten schon vor allem der filigranen Technik des Holzrisses widmet. Man sollte sich nur einmal das wunderbare Bild mit dem schlichten Titel „Dorf im Schnee“ betrachten. Derart zurückhaltend und zugleich derart intensiv kann ein Künstler seine Botschaft wohl kaum formulieren. Die Abwesenheit jeglichen Lebens in und um die in den Schnee geduckten Häuser verdichtet die winterliche Kälte zusätzlich. Im wunderbar scharfen Kontrast steht dazu bspw. der farbige Holzschnitt Michael Hofmanns – der Künstler ist vor wenigen Wochen 69 geworden – der den Betrachter u.a. in die Via Ricasoli-Arcidosso in der Toscana entführt. Michael Hofmanns Farbholzschnitte sind niemals langweilig. Und trotz permanenter Abwesenheit des Menschen tobt in diesen Bildern das pure Leben. Das sich unter der südlichen Sonne Italiens allerdings weitaus lebendiger darstellt, als es sich der Mitteleuropäer vorstellen kann.
»Dorf im Schnee« (Holzriss von Werner Wittig/1970)

»Dorf im Schnee« (Holzriss von Werner Wittig/1970)


Jedenfalls sollte es sich der wahre Kunstfreund – allen Widrigkeiten zum Trotz – nicht nehmen lassen, die beiden Ausstellungen zu besuchen. Noch bis zum 30. Januar 2014 besteht dazu Gelegenheit.
 
Wolfgang Zimmermann

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Ein Kommentar

  1. Karl-Heinz Meißner
    Veröffentlicht am Fr, 10. Jan. 2014 um 12:00 | Permanenter Link

    Es war die Präzision des Sehens und die für die Gegenwart untypische Stille und Unaufgeregtheit, die Wittig immer wieder aufs Neue so anziehend gemacht hat. Sein Tod ist ein ganz herber Verlust.
    Karl-Heinz Meißner

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