Klänge der Hoffnung Eine Gedächtnisausstellung zum 90. Geburtstag des Malers Max Manfred Queißer in der Deutschen Bank

Mit „Inspirationen in Farbe“ begann die Deutsche Bank Radebeul vor nunmehr zehn Jahren die Reihe ihre Ausstellungen regionaler Künstler. Mit diesem Auftakt gratulierte sie damals zugleich dem Maler Max Manfred Queißer zu seinem 80. Geburtstag.
Nun, zehn Jahre später, nahm man den 90. Geburtstag des Malers zum Anlaß für eine Gedächtnisausstellung, die bis weit ins nächste Jahr hinein, voraussichtlich sogar bis Februar 2019 zu sehen sein wird. Zuvor war bereits in Dresden und Gödelitz mit Ausstellungen des Jubiläums gedacht worden.
Unter dem Titel „Klänge der Hoffnung“ sind hier nun vorwiegend musikalisch inspirierte Arbeiten des im Vorjahr verstorbenen Künstlers zu sehen.
In Bilder wie „Ein Maler hört Musik“ nahm er sich selbst dabei gern auch mal ein wenig auf den Arm. Bilder wie „Improvisation am Cello“ oder „“Saitenklänge zeigen, wie er auch das eigene Spiel farblich zu fassen verstand. In „Mazurka“, „Musette“ und anderen Bildern sind zugleich vielfältige Eindrücke seiner Reisen mit seiner Frau Gerlinde verarbeitet. Die Orchestersuite „Die Planeten“ von Gustav Holst hat ihn von Anfang an stark beeindruckt. Nach ihr ist eine ganze Bildserie entstanden:
In beschwingten Farbtönen flattert Merkur, der geflügelte Bote durch den Raum. Neptun, der Mystiker, löst sich auf in den sphärischen Klängen eines, wie Karin Weber es ausdrückte, „transzendenten Blaus mit Untiefen“.
Schließlich erscheint Saturn, der Bringer des Alters, in Gestalt einer vielfarbigen, vielstimmigen Herbstmelodie, mit der er hoffte, sein eigenes Alter begrüßen zu können.
So gerieten Auge und Hand des Malers unversehens zum Kaleidoskop, Töne, Farben und Linien aufnehmend, vermischend und zu neuen Bildern in stets sich erneuernder Farbkraft fügend. Wer ganz still ist, kann die Musik in den Bildern sogar hören.
Nr. 5 Holst – Saturn – II Zyklus

Nr. 5 Holst – Saturn – II Zyklus        Repro: H. Boswan

Der promovierte Soziologe konnte auf mehr als zwanzig Jahre wissenschaftlicher Arbeit zurückblicken, als er nach 1990 begann, sich ganz der Malerei zu widmen.
Ein solch farbmächtiges Leben war ihm freilich nicht an der Wiege gesungen worden. Der Fluch der frühen Geburt wollte, dass er das Schicksal seiner Altersgenossen teilte: gerade siebzehnjährig waren sie von einer Clique von Verbrechern und Idioten in das schwarze Loch des Krieges geworfen worden. Manfred sprach später eher sanft von „gestohlenen Jahren“ und sah weder Anlass noch Gelegenheit darauf etwa „stolz“ zu sein. Im Gegenteil: die traumatischen Ereignisse verfolgten ihn sein langes Leben lang Nacht für Nacht.

Die Hoffnung hatte Schwerstarbeit zu verrichten, all die vom Kriege gezeichneten Seelen in einem Leben zu halten, das mehr war, als bloßes Überleben.
Manfred Queißer jedenfalls wollte danach nur noch malen. Es waren die Maler des Impressionismus, die ihn bewegten. Die in Farbe gegossene lichtvolle Lebensfreude etwa eines Renoir, so stelle ich mir vor, wirkt mit doppelter Wucht auf eine empfindsame aber vom Kriege gezeichnete junge Seele.
Mit der in den Bildern aufblitzenden Farbwut der letzten Jahre wehrte sich der Maler mit aller Macht gegen die Finsternisse seiner Träume. Zugleich spürte er, daß die hinter den Finsternissen tätigen Mächte auch in unserer Wirklichkeit wieder stärker werden. Als einer, „der wohl strebte, dass alle Wein und gute Früchte haben“, wie er als Credo in seinen letzten Tagen niederschrieb, hat Max Manfred Queißer in den reichen Farben purer Lebensfreude diesen Finsternissen die Klänge der Hoffnung entgegengesetzt.
Wir werden diese Hoffnung gut gebrauchen können, denn, wie Brecht sagte, „denn die Güte ist im Lande wieder einmal schwächlich, und die Bosheit nimmt an Kräften wieder einmal zu“.
Thomas Gerlach

 

 

 

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