Buchempfehlung

„Ein Weingut in der Oberlößnitz. Seine Geschichte und Geschichten“


In Radebeul gibt es Häuser die einem kaum entgehen können. Ein solches ist insbesondere das zauberhafte Gebäudeensemble mit dem Meinholdschen Turmhaus und dem im Osten angrenzenden wohlproportionierten Landhaus. Das heute denkmalpflegerisch vorbildhaft sanierte Anwesen ziert zahlreiche Reiseführer und ist ein gern zitiertes Markenzeichen von Radebeul. Das heutige Weingut, gepaart mit Schloss Hoflößnitz und dem bekrönenden Spitzhaus, die allesamt von malerischen Weinterrassen großzügig umsäumt werden, bilden im kongenialen räumlichen Zusammenspiel das Herzstück, vielleicht sogar die Seele unserer Stadt.

Die langjährige Eigentümerin Elisabeth Aust, die mit ihrem viel zu früh verstorbenen Mann Ulrich Aust bereits seit Ende der 60er Jahre mit dem Objekt Schritt für Schritt verbunden war, gibt mit ihrer jetzt erschienenen „Hausdokumentation“, fußend auf der einstigen Archivarin des Grundstücks Helene Flockemann, einen äußerst persönlichen Einblick in die mühseligen und aufopferungsvollen Jahre der Bewahrung eines einst im Verfall begriffenen Kleinods.

Mit einem Architekten und einer Restauratorin fiel das Grundstück im Zusammenwirken von hoffnungslosem Idealismus und fachlichem Sachverstand wohl noch zur rechten Zeit in die richtigen Hände. Detailreich schildert die Autorin die teils abenteuerlichen Entdeckungen und Überraschungen bei den nicht enden wollenden Baumaßnahmen. Zudem war der Baustoffmangel und die Behördenwillkür eine weitere Front die es zu bezwingen galt.

Nach der Wende boten sich nun ganz neue Möglichkeiten. Elisabeth Aust beschreibt die Begebenheiten und Wirrnisse der Nachwendezeit und erfüllte sich schließlich den Wunsch einer eigenen Restaurierungswerkstatt im Grundstück, während ihre drei Kinder ihre berufliche Entwicklung verfolgten. Schließlich fanden alle im künstlerischen Handwerk ihr Zuhause.

Mit der Entscheidung des jüngsten Sohnes Karl Friedrich Aust ein Weingut aufzubauen, fand das Anwesen schließlich eine gesicherte wirtschaftliche Perspektive und ist wieder dort angelangt, wo es vor vielen Generationen seinen Anfang nahm.

Heute ist das Weingut mit Weinstube ein lebendiger Ort der Begegnung für Weinfreunde und Kulturliebhaber geworden.

Elisabeth Aust hat mit ihrem Buch der Stadt ein überaus anerkennenswertes Geschenk gemacht und sich nicht zuletzt selbst ein schönes Denkmal gesetzt.

Sascha Graedtke
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Das quadratische Buch, erschienen im Thomas Helms Verlag umfasst 160 Seiten, ist reich bebildert und ist für 24,80€ zu erwerben.

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