Nachruf

Dr. phil. habil. Manfred Altner (+ 27.11.2020 in Radebeul)

Nachdem ich diesen Text ursprünglich als Glückwunsch zum 90. Geburtstage verfasst hatte, erfuhr ich aus der Sächsischen Zeitung, dass Herr Dr. Manfred Altner einen Monat vor seinem Geburtstag in Radebeul verstorben ist. Mit diesem Text möchte ich an ihn erinnern:

Kennengelernt habe ich Herrn Dr. Altner erst, als er im Ruhestand seine Forschungen zu Radebeuler Persönlichkeiten intensivierte. Sein besonderes Augenmerk war dabei auf die „richtigen“ biographische Angaben von Schriftstellern, Schauspielern… gerichtet, die hier in der Lößnitz kurz oder lang gewirkt haben. Oft fanden sich nämlich Fehler in vielen Lexika u.a. wiss. Publikationen. Neben deren Werken war auch die genaue Adresse auf der Wunschliste des „Heimatforschers“, wie wir es im Archiv gern bezeichnen. So kam es, dass er meinem Aufruf im Amtsblatt und in Vorschau & Rückblick an der 1. Auflage des Stadtlexikons Radebeuls mitzuwirken mit großem Engagement folgte, wofür wir ihm zu großem Dank verpflichtet sind.

Am 26. Dezember 1930 in Leipzig geboren, folgte nach der Schulzeit und nach dem 2. Weltkrieg Germanistikstudium und Promotion an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Anschließend unterrichtete er als Lehrer die angehenden Pädagogen an der PH Dresden von 1959 bis 1972, wirkte anschließend als Dozent für Ästhetik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden (1972-1992). Seit 1977 lebte er mit seiner Familie in Radebeul. Seine Forschungsschwerpunkte waren: Exilliteratur, Kinder- und Jugendliteratur und Kulturgeschichte.

Zahlreiche Werke entstanden u.a. Aufsätze über Robert Grötzsch, August Kaden, August Lazar; Herausg. (Jacobs wunderbare Reise von Martin Andersen Nexö, Kinder- und Jugendliteratur der Weimarer Republik (1991), Geschichte der Dresdner Kunstakademie, 1990 (Ltg.); Biographie der österreichischen Schriftstellerin Hermynia Zur Mühlen (1997). Im Ruhestand forschte er zur literarischen Kulturgeschichte der Lößnitz (Werke: „Das Lächeln der Lößnitz“, „Dresden – Stadtführer durch Vergangenheit und Gegenwart“; Sächsische Lebensbilder; Hrsg. „Die Schwestern von Hohenhaus v. Hansgerhard Weiß“, Forschungen zu Carl und Gerhart Hauptmann.

Am 18.11.2005 erhielt er deshalb den Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur „Volkacher Taler“ für sein Lebenswerk.

2018 übergab er dem Stadtarchiv Radebeul einen großen Teil seiner Forschungen (Unterlagen über Carl und Gerhart Hauptmann u.a.). Auch unsere Archivbibliothek bereicherte er mit Ausgaben von Wilhelmine Heimburg und seiner eigenen Werke.

Nun ist er kurz vor seinem 90. Geburtstage verstorben. Wir möchten seiner Witwe und seinen Söhnen und deren Familien unser Beileid aussprechen. Gern schauen wir in dankbarer Erinnerung an die Zusammenarbeit mit ihm zurück. Seinen Humor und seinen Witz werden wir vermissen!

Annette Karnatz
Stadtarchivarin

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