Erinnerung an den 100. Geburtstag von Werner Juza

Foto: privat

Am 22.3.2024 hätte Werner Juza, geboren in Rodewisch, seinen 100. Geburtstag in Coswig- Sörnewitz, seinem letzten Wohnort, gefeiert. Jedoch war er mit 98 Jahren im August 2022 verstorben.
Wertvolle Erinnerungen, seine Werke und seine besondere Persönlichkeit leben weiter. Seit dem 15. September 1945 lebte er mit seiner Ehefrau Christa und seinen Töchtern Gabriele und Simone in Wachau bei Radeberg. 1947 brach er das Architekturstudium in Weimar ab. 1948 begann er als Autodidakt seine künstlerische Entwicklung, ermutigt und gefördert durch den Seifersdorfer Pfarrer Karl Josef Friedrich und den Dresdner Maler Richard Müller.
Die Würdigung als Künstler soll Werner Juza mit einem Beitrag von Frau Ingrid Susanne Krauss – Wenzkat (1933-2020), mit der ihn eine lange Freundschaft verbunden hatte, aus dem Jahre 2001 erfahren. Diese kunstkritische Arbeit hat auch nach ihrer beider Tod nichts an Gültigkeit verloren.

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„Bodenständigkeit und Weltoffenheit sind die Pole, zwischen denen sich Werner Juzas Schaffen bewegt. Der Widerspruch dieser Lebensformen kann scheinbar kaum größer sein, und doch lassen sie sich sinnstiftend verbinden. Das eigentliche Defizit unseres Alltags liegt in der Bodenständigkeit, ist sie doch völlig aus der Mode. Wie kann, fragt sich jeder avantgardistisch Umtriebige, 50 Jahre lang im gleichen Atelier malen? Werner Juza kann es, und er hatte dennoch stets Symptomatisches und brennend Aktuelles über unsere Welt zu sagen. Wie er heute bei aller Fähigkeit und Bereitschaft zur Abstraktion niemals der kritiklosen Oberflächlichkeit oder raschen Beliebigkeit nachgehen würde, so versuchte er zu DDR-Zeiten ebenso wenig, seine politische Gesinnung hinter fahnenschwenkenden Jubelkompositionen zu verstecken. Im Gegenteil! Mit der Akribie des unbestechlichen Dokumentaristen legte und legt er Schwachstellen bloß, in großformatigen Wandbildern (etwa [1988 das Wandbild „Versöhnung“] in der Dreikönigskirche in Dresden oder [1996 Im „Totentanz/Ostertanz/Fastenzeit-Altar“] in der evangelischen Kirche in Leck, Nordfriesland), ebenso in kleinen, aber schlaglichtartigen Szenen. Juza brauchte und braucht das Auflehnen gegen die Unzulänglichkeiten in Gesellschaft und menschlichem Zueinander; aber er tut es mit Contenance, niemals hämisch oder böse und fast immer mit einem ironischen Lächeln. Er ist gewiss auch kein Maler – Philosoph, der glaubt, die Welt durch die Kunst verändern zu können.
Doch mit zunehmendem Gereiftsein hat er etwas von den frühen Theosophen in sich aufgenommen: er sieht das Ja und Nein in allen Dingen und er weiß ebenso, dass er sich zurücknehmen muss, um sich zu öffnen. „Sich erinnern“, sagte Henry Miller, „ist die Sendung des Menschen auf Erden“, und dieser Sendung ist sich Juza in Bodenständigkeit und Weltoffenheit bewusst. Kunst lässt sich für ihn ohne Wirklichkeitsbezug nicht machen, und dessen Umsetzung kann lyrisch, dramatisch oder satirisch sein, je nach Blick des Künstlers auf den Gegenstand, aus dem sich jenes Arkanum mischt, dass die Gestalt des Bildes oder Blattes am Ende bestimmt.“
Werner Juza war nicht nur Maler, Grafiker, Bildhauer – er hat sich auch schriftstellerisch betätigt, spielte die Orgel im Gottesdienst und verfolgte bis zu seinem Tod gesellschaftliche und politische Themen mit lebendigem Interesse – und er empfing jeden Besucher mit höchster Empathie.
Jeder Mensch hinterlässt Spuren seines Lebensweges, seiner Lebensart. Unterhält man sich heute mit seinen Bildern, kann man sich seinen Mahnungen nicht entziehen: Versöhnung, Achtung und Toleranz, aber auch Haltung und Bescheidenheit gehören zu den wichtigsten Zutaten für ein sinnerfülltes Leben.
Am 24.2. 2024 wird im Werner-Juza-Zimmer der Dreikönigskirche eine Ausstellung mit einer Auswahl seiner kirchlichen Kunstwerke von Dr. Frank Schmidt eröffnet. Am 26.4. ist eine Würdigung in Wachau geplant, er ist Ehrenbürger der Gemeinde. Die Vernissage eines Querschnitts seines Lebenswerkes findet am Abend des 26.4. im Schloss Klippenstein in Radeberg statt .
Vom 17.5. bis 8.9. präsentiert die Städtische Galerie Dresden in einer Sonderausstellung „Christophorus und Liebespaar – Werner Juza zum 100. Geburtstag“, Bilder einer großzügigen Schenkung der Familie.

Jürgen Straube

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