Die Glosse

Ein dickes Ding
Interessant, wie die Zeit, also mehr das Zeitgeschehen, der Zeitgeist, den Menschen durcheinander bringt und seine Lebensgewohnheiten zerstört, wie er sich von scheinbar „fremden unsichtbaren Mächten“ einen anderen Tagesrhythmus aufzwingen und zur „Gewohnheit“ werden lässt, was vor 30/40/50 Jahren undenkbar gewesen wäre. Der Tag hat einen Rhythmus, welcher sich über Jahrhunderte entwickelt hat und im Wesentlichen auf den biologischen Gegebenheiten des Menschen aufbaut.
So ist es ganz natürlich, dass der Mensch, wenn er einer Tätigkeit nachgeht, nach einer bestimmten Zeit eine Pause einlegen muss, also diese Tätigkeit unterbricht, um Kraft für die Weiterarbeit zu regenerieren. Er kann also eine längere Zeit hindurch nicht ohne Unterbrechung wie eine Maschine tätig sein. Die Kraft braucht gewissermaßen neue „Nahrung“. Neue Energie wird auf unterschiedliche Art und Weise gewonnen. Man unterbricht besagte Tätigkeit und verbindet die Pause häufig zusätzlich mit einer Nahrungsaufnahme, die dem Körper neue Energieträger zuführt. Entwickelt hat sich so ein Tagesrhythmus, der sich in einer Schlaf- und Wachphase unterteilt, wobei letzteres sich in Tätigkeiten und Pausen gliedert. Auch die Nahrungsaufnahme folgt einem bestimmten Rhythmus unter spezieller Berücksichtigung der Wirkung der Verschiedenheit der eingenommen Stoffe und der Besonderheit der jeweiligen Person. In der Regel kam es bisher zu drei bis vier Nahrungsaufnahmen am Tag, für die eine extra Pause von der Tätigkeit genommen wurde. Diese Praxis fand gar im Laufe der Zeit Eingang in die Gesetzgebung der Staaten und war so einklagbar.
Dies allerdings scheint heute auf sehr diffizile Art und Weise nicht mehr zu gelten, beziehungsweise gar durch unterschiedliche Machenschaften ausgehebelt zu sein. Etwa bei der Lohnarbeit durch verkürzte Arbeitszeiten, Arbeitszeitblöcke ohne Pausen oder schlicht durch Anforderungen, die in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht bewältigt werden können. So kann man Fahrer von Lieferdiensten beobachten, die während der Steuerung des Fahrzeuges ihr Essen einnehmen. Die anders lautenden gesetzlichen Reglungen stehen also häufig nur noch auf dem Papier.
Nun hat der Mensch, der sich heute zumeist als Lohnsklave verdingen muss, wenig Chancen, sich diesem System der kapitalistischen Maximierung und Selbstoptimierung zu entziehen. Anders, ist zu vermuten, wird es sich verhalten, wenn man den rein privaten Lebensbereich des Menschen unter die Lupe nimmt. Hier ist er keinem Zwang unterworfen und frei in seinen Entscheidungen. Erstaunt stellt man allerdings fest, dass die widrigen Praktiken, die seit den 1980er Jahren sukzessive in den Arbeitsprozess eingezogen sind, auch im privaten Alltag vieler Menschen zu finden sind. Die alten „Regeln“ in den Wind schlagend, wird heute zumeist die Hauptmahlzeit nicht mehr am Morgen, sondern am Abend eingenommen, die Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft ignorierend, dafür aber tagsüber mehrere Mahlzeiten übergangen. Schaut man sich hingegen die alten Speisekarten der Gaststätten aus DDR-Zeiten an, findet man nicht ohne guten Grund auf den Abendkarten keinen Gänsebraten mit Klöße. Mal davon abgesehen, dass diese Einrichtungen damals keine Schlemmermenüs servierten, bekam man nach 18 Uhr meist nur leichte Verdauliches und vor allem nur kleine Portionen.
Das Ergebnis dieses Wandels: Die Bäuche werden immer größer, die Folgeerkrankungen füllen die Krankenhausbetten und belasten das Sozialsystem. Die Bundesrepublik bewegt sich hier zwar im europäischen Mittelfeld, liegt aber weit vor Italien und Frankreich: 54 Prozent aller Erwachsen sind in der BRD übergewichtig, voran die Männer! Besonders mit zunehmendem Alter ziehen aber auch die Frauen nach. Freilich geht’s noch schlimmer. In den USA haben diesen Zustand schon fast Drei-Viertel der Bevölkerung erreicht. Und wer zum Supermarkt nicht mehr laufen vermag, kann ja das Auto nehmen, rät

Euer Motzi

 

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