Schwein gehabt…?
Der Deutsche und seine Abkürzungen! Zeig mir einen, der da noch durchblickt, geschweige den, der alle, die so unaussprechlichen wie abstrusen Buchstabenansammlungen, fehlerfrei herbeten kann und dann noch weiß, was sie bedeuten.
Oder kann heute von den Alten noch einer sagen, mit welcher Einrichtung man es zu tun hatte, wenn beispielsweise auf dem Türschild ASMW, HVDVP oder Tebele stand? Ja, freilich, das ist Schnee von gestern, aber wie sieht es aus mit AfArbSen, BRg, HSn/HS…?
Abkürzungen werden nach einer über hunderte von Jahre ungeschriebenen Regel ersonnen. Zumeist setzen sie sich bei Begriffen, die aus mehreren Wörtern bestehen, aus deren Anfangsbuchstaben zusammen. Aber so genau nimmt das keiner mehr. Da an diesem undurchdringlichen Gewirr von Buchstaben und Zahlen – man denke nur an die BIC-Nummer – tausende Bedienstete, Beamte und Möchtegerne beständig „weben“, kommen unweigerlich Mehrfachnennungen mit unterschiedlicher Bedeutung zustanden.
Sicher hat der Eine oder Andere schon mal etwas vom AA gehört. Manchen möge es bei dieser Abkürzung noch in den Ohren klingen, stehen doch die beiden Anfangsbuchstaben des Alphabets auch für „Ausreiseantrag“ oder „Auswärtiges Amt“, können aber auch für „Archeologica Austriaca“ oder für „Argentinische Aufklärung“ verwendet worden sein. Das Letztere freilich ist schon über 40 Jahre her, als die argentinische Junta die britisch besetzten Falklandinseln „heimholen“ wollte. An was erinnert mich das gleich noch mal…an Sewastopol? Das Problem von 1982 jedenfalls ist bis heute nicht richtig gelöst. Die Einen sitzen noch immer dort und die Anderen erheben darauf Anspruch.
Damals spielte eine gewisse „HMS Endurance“ eine Rolle, die als Eispatrouillenschiff der Britten auf der Insel Südgeorgien stationiert war und später in die Kriegshandlungen verwickelt wurde.
Lange habe ich gegrübelt, was „HMS“ wohl bedeuten könnte. Der „Hydraulische Heckmulcher/Mähbalken HMS – 100“ von Jansen aus Emlichheim von der Grafschaft Bentheim in Niedersächsischen kann‘s nicht gewesen sein. Die Firma gibt es erst seit 1984. Die „Hardware Meets Software Elektronik“ existiert zwar schon seit 1975, will aber nicht so recht zu diesem Forschungsschiff passen.
Als ich mir dann den zum Hubschrauberträger umfunktionierten Dampfer auf einem Foto in einer ausführlichen Beschreibung des Falklandkrieges genauer ansah, fiel es mir wie Schuppen von den Haaren! Na klar, es handelte sich ja um ein britisches Schiff! Da muss „HMS“ ja mit „His / Her Majesty´s Ship“, „Das Schiff seiner Majestät“, übersetzt werden! Mitunter wird heute dafür auch der banale Begriff „Hochsee-Motorschiff“ verwendet. Wie hatte ich das übersehen können, wo doch meine Gutste so auf die englische Monarchie steht?!
Nun könnte ich sicherlich das ganze Heft mit tausenden Abkürzungen füllen, belanglosen und höchst brisanten, das selbst dem willigsten Leser bereits nach der zweiten Seite der Kopf schwirrt. Manche dieser Wort- und Buchstabengebilde sind schon längst dem Vergessen anheimgefallen, andere, wie die DEGESCH – die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbH (Produzent von „Zyklon B“) –, haben sich gar über 1945 hinweggerettet und sind in anderen Unternehmen aufgegangen.
Mit den vielen Abkürzungen könnte man die gesamt Kulturgeschichte aufstrippen. Kann Einer eventuell etwas mit BBLVF anfangen – den „Berliner Blättern für Vor- und Frühgeschichte“?
Ein Beispiel will ich aber zum Schluss doch noch anführen, weil es so unmittelbar aus dem Leben gegriffen ist. Schon mal was von den drei unschuldigen Buchstaben D.w.E. gehört, dem „Deutschen weißen Edelschwein“? Das gehört zu den vier Schweinerassen, die 90 Prozent des gängigen Bestandes abdecken. Das sind die mit dem „Stehohren“. Für den verwöhnten Gaumen sind freilich eher das Iberico-Schwein mit zahlreichen ungesättigten Fettsäuren oder das Duroc, die ältere Schweinerasse aus den USA, mit seinem „butterzartem Fleisch“ zu empfehlen, meint
Euer Motzi