„Die Freude ist ein Lebensbedürfnis, eine Lebenskraft und ein Lebenswert.“
Paul Wilhelm von Keppler (katholischer Theologe und Bischof des Bistums Rottenburg im 19. Jh.)
In der heutigen Zeit, die uns mit Krieg, mit Flüchtlings- und Umweltkrisen überzieht, mit einem imperatorischen Autokraten im Osten und einem Möchtegernautokraten jenseits des Atlantiks, scheint die Lebensfreude vielen Menschen im Augenblick abhandengekommen zu sein. Dem setzt die Stadtgalerie Radebeul eine Ausstellung entgegen, die zu Ehren des Kunstpreisträgers der Stadt Radebeul 2024 und zum 80. Geburtstag von Michael Hofmann ausgerichtet wurde.
Die Lebensfreude von Michael Hofmann ist in den Räumen in allen Ecken spürbar – die Farbigkeit und das Licht in Gemälden und Holzschnitten versetzen den Besucher in heitere Stimmung. Denn wie bereits Jean Paul feststellte, sind „Die Freude und das Lächeln… der Sommer des Lebens“. Man möchte aufbrechen in die Weinberge der Lößnitz oder an den Gardasee. Denn bei aller Heimatverbundenheit ist der Künstler gern auf Reisen und lässt uns an der Entdeckung, vornehmlich südlicher Landschaften und Städte, teilhaben. Nie geht es ihm um das Spektakuläre. Das ist nicht spannend und bereits tausendfach abgebildet. Sein Thema ist das Alltägliche. Was passiert, wenn ich um diese Ecke gehe, wer oder was erscheint im nächsten Augenblick vor der der weit geöffneten Fenstertür, z.B. wie hier am Gardasee? Der Ausblick verschafft Einblicke. Michael Hofmann lässt uns so an seiner Entdeckerfreude teilhaben und regt die Phantasie des Betrachters an. Die Ausstellung legt bewusst das Augenmerk auf Gemälde, die immer noch nicht so bekannt sind, wie die grandiosen Farbholzschnitte. Im Erdgeschoss ist eine Auswahl von 1985 bis 2025 zu sehen. Sie bestechen nicht nur durch ihre Farbigkeit, sondern erhalten ihren Charakter durch die Reduzierung auf großzügige Flächen. Lebendig werden sie durch schiefe, stürzende Linien, die die Augen des Betrachters auf das Zentrum lenken.
Nicht so sehr im Fokus sind Michaels Arbeiten für die Kunst am Bau, die in der Ausstellung schlaglichtartig behandelt werden. Entwürfe für ausgeführte Arbeiten sind ebenso zu sehen, wie nicht zustande gekommene Werke, wie für das Bischoff Haus in Dresden oder ein Bürocenter eben dort. Beeindruckend ist die Wandgestaltung in der Mensa des ehemaligen Schlachthofes, welche nach der „Wende“, wie so viele baugebundene Arbeiten auf dem Gebiet der DDR entsorgt wurde. Nur s/w- Fotos vermitteln noch einen Eindruck.
Neben der baugebundenen Kunst liegt ein Schwerpunkt selbstverständlich auf den Farbholzschnitten. Michael Hofmann arbeitet zumeist mit der verlorenen Form. Er beginnt mit schwarz (eine selten angewandte Technik) und verwendet bis zu zehn Farben. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Er sucht nach einer Verknappung der Form und immer blitzt der Schalk des Künstlers aus dem Blatt.
Michael Hofmann ist nicht nur ein äußerst begabter Künstler, er ist auch ein guter Freund, ein Mensch, der auf andere Menschen zu geht und dabei seine Lebensfreude mit anderen teilt.
Alexander Lange
Bis zum 4. Mai können die Besucherinnen und Besucher zu den Öffnungszeiten der Stadtgalerie (DI/MI/DO 14-18 Uhr, SO 13–17 Uhr) an seiner Lebhaftigkeit teilhaben.