10. Ausgabe der Jazz Edition Radebeul im Weingut Karl Friedrich Aust mit grandiosem Erfolg
Es gibt Tage, da passt sprichwörtlich alles zusammen. Am 14.6. fand im Weingut Karl Friedrich Aust bei schönstem Sommerwetter die nunmehr 10. Jazz Edition unter der Federführung von „Dynamite Konzerte“ statt. Die einzigartige Lokalität am Fuße des Goldenen Wagens ist seit vielen Jahren als kultivierte Gastgeberin bekannt.
Der Garten war mit gelben Schirmen farbenfroh bestückt, drei Bühnen boten im Wechsel Platz für die einzelnen Kurzkonzerte. Das anspruchsvolle Programm ließ keine Wünsche offen, versammelten sich doch in einer ungewohnten Dichte eine Vielzahl hochkarätiger lokaler und internationaler Künstler.
Zwei Solokünstler bespielten die Bühne im Innenhof: Ansa Sauermann, 36, der sonst in Bandformation auftritt, ist durchaus als hoffnungsvoller Nachwuchsliedermacher wahrzunehmen. Mit Gitarre und markanter Stimme vermag er es, das Publikum mitzunehmen. In der Element-of-Crime-Doku „Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ von Charly Hübner war er bereits zu sehen. Sein viertes Album soll im März 2026 erscheinen.
Mit Konrad Kuechenmeister,43, verschmilzt traditionelles Musikhandwerk und neueste multimediale Technik auf einzigartige Weise. Der Multi-Instrumentalist komponiert, arrangiert, kreiert, mixt und das alles live auf der Bühne. Dabei bedient er sich traditioneller Instrumente wie Gitarre, Bass, Melodika, Keys, Drums und Percussion, zu denen er Gesang und Beatbox mit modernen Effekten in eine Loopstation einspielt. Als Zuschauer muss man sich auf die scheinbar improvisierte Performance zunächst etwas einlassen. Aber es ist erstaunlich, wie orchestral ein einzelner Musiker die Bühne beleben kann.
Auf einer zweiten Bühne im Weingarten spielte das „Featuring Trio & Tanasgol Sabbagh“.
Feature Ring ist eine Konzertreihe für improvisierte Musik, die seit 2007 regelmäßig im Europäischen Zentrum der Künste HELLERAU stattfindet. Hinter dem Namen stehen die Musiker Eren Solak, Demian Kappenstein und Felix-Otto Jacobi, die sich regelmäßig spannende Künstler einladen. Überaus interessant war die Darbietung der Lyrikerin und Spoken-Word Künstlerin Tanasgol Sabbagh. Über dem Klangteppich des Trios sprach sie anspruchsvolle Texte, die im Grunde nochmals eine gezielte Nachlese verdienten. Die überraschende Liason von improvisierter Jazzmusik und Dichtung zeigte sich als dankbares Bühnenformat.
Wiederholt gab sich Altmeister Günter Baby Sommer wieder die Ehre. Mit seinen 82 Jahren scheint seine fesselnde Vitalität ungebrochen. 2017 lud Sommer den Leipziger Saxofonisten Antonio Lucaciu im Rahmen der Reihe „Erstbegegnung“ nach Dresden zu einem Duo Konzert ein. Zwischen dem 1943 geborenen Baby Sommer und dem 44 Jahre jüngeren Lucaciu (Udo Lindenberg, Clueso) funkte es sofort und so entstand der Wunsch, es nicht bei einer „Erstbegegnung“ zu belassen. Das energetische und emotionale Spiel des Saxofonisten und die offenen Klang- und Perkussionsräume des Radebeuler Schlagzeugers waren fulminant.
Unbestrittener Höhepunkt und gewissermaßen die Kirsche auf der kulturellen Torte war jedoch das Finale auf einer dritten Bühne am Fuße des Weinhangs. Mit der musikalischen Untermalung von Sommer und Lucaciu tanzte die Breakdance-Gruppe „The Saxonz“ ein anspruchsvolles Programm auf höchstem Niveau. Die völlig unerwartete Vermählung von Jazz und Breakdance war verblüffend. Im Januar 2013 formierte sich aus drei unterschiedlichen regionalen Gruppen die Tanzcrew. Bereits ein Jahr danach wurden sie mit zwei aufeinanderfolgenden Siegen beim „Battle of the Year“ inoffizielle Deutsche Meister. Obwohl die Charaktere der Crewmitglieder unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet sie alle die Leidenschaft für das Tanzen. Ein langer tosender Applaus beendete das Musik- und Tanzfeuerwerk für alle Sinne.
Großer Dank all jenen, die das Ereignis auf die Beine stellten.
Sascha Graedtke