Wilde Fahrt am „Weißen Haus“

Ein Bericht vom 3. Radebeuler Skate-Contest

Wer schon einmal mit dem Skateboard auf einer Rampe stand, weiß, dass der Anblick der steilen, hölzernen Abwärtsbahn unter einem ziemlich respekteinflößend ist. In etwa so, wie der Blick von einem Zehn-Meter-Turm im Freibad auf das winzige Schwimmbecken am Boden.

Denn beim Skateboardfahren gilt das gleiche, wie bei den meisten Sportarten: Was von Weitem mühelos aussieht, erfordert anfangs Überwindung und danach hartes Training. Erst viel Übung bringt die nötige Risikobereitschaft, die aus einem unerfahrenen Rollbrettfahrer einen virtuosen Trickkünstler machen kann.

Skate-Contest am Weißen Haus

Auch in Radebeul gibt es viele Skateboardfahrer. Fast jeden Tag kann man einige von ihnen am „Weißen Haus“ in Radebeul beobachten. Auf mehreren Rampen und Rails (Geländer) trainieren die Jugendlichen dort ihren Sport. Ob Sprünge, „Grinds“ (das Gleiten auf den Geländern) oder „Manuals“ (Fahren auf der vorderen oder hinteren Achse): Der asphaltierte Platz hinter dem „Weißen Haus“ Radebeul bietet ausreichend Übungsfläche. Gut, dass der Jugendclub einmal im Jahr einen Wettbewerb veranstaltet. Denn dort können die Skateboardfahrer ihre Trainingserfolge untereinander vergleichen. Zwei Runs (Durchläufe) haben sie Zeit, hintereinander weg Trick um Trick zu präsentieren.

Am 14. Juli fand der Radebeuler Skate-Contest bereits zum dritten Mal statt. 23 Teilnehmer (zwölf Skateboardfahrer und elf BMXer) fuhren in zwei Altersklassen (bis 14 Jahre/ über 14 Jahre) um den Sieg. Laute Bassmusik und über 80 Zuschauer sorgten dabei für die richtige Stimmung. Und selbst, wenn ein Trick im Sturz endete, gab es jubelnden Applaus. Denn nur der, wer auch dann die Zähne zusammen biss und tapfer den nächsten Trick in Angriff nahm, hatte die Chance noch Punkte für eine gute Platzierung zu bekommen.

Skateplatz hinter dem »Weißen Haus«

Wie bei fast allen Sportarten gehören auch beim Skaten Rückschläge dazu. Mancher Trick endet erst hundert Mal in einem Sturz, ehe der Skater ihn „steht“, d.h. ohne Bodenberührung der Füße den Trick ausführt. Schon ein sogenannter Ollie (ein einfacher Sprung, ohne Drehung des Boards) kann einige Wochen Übung erfordern. Schwerer noch sind Tricks, wie der Kick-Flip (Sprung mit einfacher Drehung des Boards um die Längsachse) oder der Pop-Shove-It (Sprung mit Drehung des Boards um die Querachse). Doch umso schwerer der Trick, umso größer die Freude, wenn er nach etlichen Versuchen schließlich gelingt. Dann heißt es für den Skater, den Trick zu perfektionieren, ihn schneller und höher auszuführen, bis er ihn sicher beherrscht. Nur dann ist der Weg frei, ein noch komplizierteres Manöver anzugehen und die Tricks miteinander zu kombinieren.

Schließlich ist es beim Skateboardfahren ähnlich wie beim Sprung vom Zehn-Meter-Turm: Nichts ist motivierender als die Gewissheit, etwas bewältigt zu haben, was man sich anfangs nie zugetraut hätte. Und solange es Jugendliche gibt, die keine Angst vor Verletzungen haben, wird wohl auch der Skateplatz hinter dem „Weißen Haus“ gut besucht sein.

Leonore Schicktanz

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