Über Leben und schaffen des Malers Professor Heinz Werner (2. Teil)

Selbstbildnis Prof. Heinz Werner  vom 17.02.2013

Selbstporträt, 2013

Heinz Werner hat auch neben seinen schulischen Aufgaben zu Hause immer gemalt. Sein Können fiel auf. Der Malereileiter Rudolf Lauschke fragte ihn: „Werner, will er Vögel malen?“ Werner wollte, und so kam er schrittweise in die Gruppe der Maler, die Motive auf die produzierten Porzellangegenstände bringen, die hohes malerisches Können erfordern. Fast zehn Jahre führte er diese reproduzierende Arbeit aus, kreatives Malen nur nach Feierabend.
Man erkannte seine Fähigkeiten und berief ihn zum Dekorgestalter (1957). Jetzt konnte er schöpferisch auf Porzellan malen, eigenständig Motive entwerfen. Unter seinen Händen entstanden in den folgenden Jahren Hunderte einzigartiger Dekore. Gemeinsam mit dem Plastiker Peter Strang und dem Formgestalter Ludwig Zepner rang er darum, Geschirr, Plastiken und Raumschmuck von hohem künstlerischen Wert zu schaffen, bei denen Material, Form und Bemalung zusammenwirken (1960 ff). Sie trugen entscheidend dazu bei, den Weltruf des Meißner Porzellans auszubauen.
Neben seiner Arbeit studierte Heinz Werner 6 Jahre an der „Hochschule für Bildende Künste Dresden“ u.a. bei Prof. Bergander und Prof. Damme und schloss das Studium als Diplom-Maler ab. Später unterrichtete er selbst an der „Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle“ und wurde dort zum Honorarprofessor berufen.

Um das internationale Ansehen der Porzellanmanufaktur zu pflegen, durften deren Künstler in die Länder Reisen, zu denen fachliche und wirtschaftliche Verbindungen bestanden. Professor Werner konnte diese Möglichkeit nutzen. Eine Aufzählung seiner Reiseländer muss hier genügen: Frankreich (1972, 1991), Japan (1975, 1984/85), Ungarn (1976/77), Indien (1980), Hongkong (1990), Italien (1993/1998). Überall zeichnete und malte er, notierte Motive – aber besonders sammelte er Eindrücke von anderen Kulturen, die dann direkt oder auch indirekt in sein Schaffen einflossen. Seine künstlerischen Leistungen erhielten international Anerkennung, seine berufliche Wirkungsstätte, die Porzellanmanufaktur Meißen, zeichnete ihn aus, sogar seine Heimatstadt, die Große Kreisstadt Coswig, verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde (31.3.2009).

Tanzpaar

Tanzpaar

Professor Werner liebt die Menschen. Er will sie froh und heiter sehen, wie er sie z.B. in seinen Bildern vom Stadtfest in Coswig oder dem Karneval in Venedig darstellt. Es ist kein leichter Spaß in den Bildern, sondern heitere Achtung vor den Menschen.

Seine Bildnisse von Frauen strahlen trotz Charme und Erotik stets Würde aus. Achtung vor den Frauen; zweifellos auch ein Abbild seiner Erfahrungen. Rettete ihm doch einst eine Frau das Leben. Seine Ehefrau Elfriede (geb. 28.2.1933, gest. 3.8.2010) umsorgte ihn über fünfzig Jahre lang mit Liebe, begleitete sein Schaffen mit Aufmerksamkeit, Verständnis und Anteilnahme. Sie schenkte ihm seinen Sohn Klaus (geb. 29.1.1956, gest. 14.7.1996) – er gab ihm Freude, Hilfe, aber auch großen Schmerz durch seinen frühen Tod. Doch er hinterlässt ihm zwei liebe Enkeltöchter. Nach dem Tode seiner Ehefrau holte ihn Frau Karla Vogelsang aus der Einsamkeit. Sie liebt seine Eigenheiten, sie liebt seine Kunst. Sie wendet die Kümmernisse das Alltags von ihm ab und sorgt, dass er sich seiner Kunst voll widmen kann.

Professor Heinz Werner zeigt uns in seinen Bilden seine Erlebniswelt. Die Vielfalt seiner Bildthemen berührt auch unser Erleben. Auch wir sehen Landschaften, Pflanzen, Tiere, Menschen in ihrem Zusammenleben, schöne Frauen, kennen Liebe und Sexualität. Die Umwelt sendet ständig unzählige Informationen, schöne und hässliche. Wir lassen sie auf uns wirken. Unsere fünf Sinne registrieren sie, unser Hirn bildet Emotionen, und wir lassen uns von diesen führen. Künstler filtern aus der Summe der Informationen diejenigen heraus, die sie am meisten bewegen. Diese formen sie zu eigenen Emotionen und versuchen uns diese zu vermitteln. Bei Heinz Werner sind es uneingeschränkt die schönen Informationen, gegenständliche und geistige. Alles Hässliche blendet er aus. So entstehen aus Motiven, deren Besonderheit wir gar nicht erkennen, Bilder von großer Schönheit. Emotionen von Schönheit, gepaart mit Liebe, will er uns vermitteln. Sein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden wählt Farbe und Form, seine geübte Hand setzt jeden Punkt genau an die richtige Stelle. Die Sicherheit seines ästhetischen Empfindens und die Sicherheit seiner Hand verleihen den Bildern eine scheinbare Leichtigkeit. Er sagt: „Es ist, als führte mir eine höhere Macht die Hand.“ So entstehen seine Bilder während des Malens. Und die Freude, die Malen für ihn ist, springt aus den Bildern auf uns Betrachter über.

Tänzerin in Grün

Tänzerin in Grün

Professor Werners Arbeiten auf Papier und Leinwand sind von seiner beruflichen Tätigkeit als Dekorgestalter weit entfernt. Die Ausstellungen in Radebeul und Coswig zeigten uns nur einen winzigen Teil dieses, seines Schaffens. Wer genau hinschaut, erkennt: Jedes Blatt hat seine eigene Schönheit, jedes Blatt hat seine eigene Aussage. Da blickt uns ein Gesicht kess, ein anderes kritisch an oder fragend, nachdenklich, einladend oder scherzend – jedes anders, und man weiß, dass in der nächsten Sekunde ein Wort oder eine Geste von ihm kommen wird. (Meine Herren, haben Sie schon beobachtet wie vielfältig sprechend Frauenblicke sein können? Professor Werner zeigt es uns!)
Personengruppen sind in Bewegung; man erkennt ihre Tätigkeit – was sie soeben gemacht haben und was sie als nächstes tun werden. Landschaften laden zum Besuch ein. Alles ist wie ein Märchen – lässt den Beschauer träumen – und ist dabei doch so realistisch. Jedes Blatt sagt: „Komm in meine Welt“. –
Jedes Blatt strahlt Heiterkeit aus und die Liebe, mit der Professor Werner den Betrachtern, den „Konsumenten“, seine Arbeiten darreicht. Seine Freude am Zeichnen und Malen springt auf uns über. Wir vergessen beim Schauen den Alltag und werden ruhiger, ausgeglichener, heiterer. Genießen Sie die Freude, die uns Professor Heinz Werner mit seinen Arbeiten schenken will.

Dank an Herrn Prof. Diplom-Maler Heinz Werner, Dank an Frau Diplom-Forstwirtin Karla Vogelsang für schöne, inhaltsreiche Ateliergespräche, die Vorstellung vieler Bilder aus dem Fundus des Künstlers und die Leihgabe für diese Veröffentlichung.

Prof. Dr. S. Grunert

Literatur:
Sabatier, Eduard, Heinz Werner, Rita Gründel, Helmut Stelljes: Heinz Werner.
-Verlag der Galerie Pro Art. 1. Auflage 1993

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