FARBE in der Orangerie

Bilder von drei Radebeuler Künstlern im Barockgarten Großsedlitz

 
Evelyn Sonntag wäre sicher begeistert gewesen, hätte sie noch erleben können, welche grandiose Wirkung ihre in Tempera- und Acrylfarben gemalten Bilder in der lang gestreckten Galerie der Orangerie des Barockgartens Großsedlitz entfalten. Vor den unverputzten roten Ziegelwänden beginnen diese Bilder nämlich ganz unvermutet ein völlig eigenes Leben zu führen. Kraftvoll ist die Anordnung der Farben und berührend sind immer aufs Neue die zahlreich verarbeiteten  und scheinbar konträr wirkenden Motive in den Bildern. Evelyn Sonntag (sie verstarb im Jahre 2010 im Alter von nur 54 Jahren) wollte stets viel erzählen in ihrer intensiven farbigen Malerei, die sich fast immer zwischen abstrakter und figürlicher Sprache bewegte. Das ist ihr auch gelungen; ihre Bilder lassen selbst miteinander rivalisierende Farben zu einer eleganten Synthese verschmelzen. Ein kühles Blau bspw. harmoniert bei ihr auf ganz und gar ungewöhnliche Art mit einem sanften Grün oder einem intensiven Rot. Evelyn Sonntag hat ihre Bilder nicht für den flüchtigen Moment gemalt. Eher das Gegenteil ist der Fall; ihre Farbensprache fordert den Betrachter zum Dialog heraus. Und lässt ihn zugleich mit jedem weiteren Blick auf das Bild Neues entdecken.

Künstlerin: Evelyn Sonntag, Tempera und Acryl

Künstlerin: Evelyn Sonntag, Tempera und Acryl


Bei dem Radebeuler Maler Dieter Beirich – er begeht in wenigen Tagen seinen 78. Geburtstag und ist damit der Senior der Ausstellung – zeigt sich das Gefühl für die Farben auf eine ganz andere Art. Der Maler – der in seinen Bildern sehr oft seine besondere Affinität bspw. zu beeindruckend hohen Berggipfeln zum Ausdruck bringt – verwandelt die Fläche mitunter fast in ein Relief. So dass der Betrachter unwillkürlich Lust bekommt, mit seinen Fingern die Höhen und Tiefen der Landschaft nachzuempfinden. Die harmonische Alternative zu den Bergen findet Beirich u.a. in seinen Aktbildern, die durch ihre besondere Zurückhaltung überzeugen können. Seine Bergwelten erreichen so eine fast plastische Wirkung, während seine Menschenbilder das Kind selbst noch im erwachsenen Menschen entdecken. Beirichs Malerei ist jedenfalls nicht für den flüchtigen Besucher gedacht, sie fordert vielmehr einen intensiven Dialog des Ausstellungsbesuchers mit dem Bild. 
Die jüngste des Trios ist die 1962 im provencalischen Städtchen Orange geborene Sophie Cau, die seit 1997 in Radebeul lebt und arbeitet.  Sie hat einst Architektur studiert und arbeitete dann als Illustratorin, Grafikerin und Restauratorin. Allein in diesen drei Tätigkeiten ist wohl schon der Kern dessen enthalten, was aus ihr eine sowohl vielseitige als auch sehr experimentierfreudige Malerin formte.
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Luftig leicht scheinen Sophie Caus Bilder an den Wänden der Orangerie zu schweben. Eine Affinität zur Farbe blau in all ihren Schattierungen ist dabei besonders zu merken. La mer taucht in immer anderen Varianten auf.  Da verwandeln sich bspw. die Buchstaben der zwei Worte in BiIder. Und da tauchen schemenhaft ein Mann und eine Frau aus dem Nebel auf, den man tatsächlich in dieser Intensität bspw. an der bretonischen Küste erleben kann.
Es ist eine abwechslungsreiche Ausstellung, die man nun und noch bis zum 26. September 2013 in der Orangerie des Barockgartens Großsedlitz besuchen kann. Eine Ausstellung, die sowohl zum Ort als auch zur Jahreszeit passt.                 
 
Wolfgang Zimmermann

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