„Ich lebe noch gern“ – Vier Jahre nach dem Tode des in Radebeul gebürtigen Schriftstellers Gerhard Eckert erschien nun sein letztes Buch

In Ostholstein trug Gerhard Eckert den Beinamen „Schriftstellerkönig“. Ein gewichtiger Titel, der sich aber durchaus über das umfangreiche Lebenswerk Eckerts erklärt. Denn das umfasst immerhin über zweihundert Bücher. 6-buchcover-eckertDarunter eine Fülle an Reisebeschreibungen, Anekdotensammlungen, Wanderführer, Kochbücher, Kriminalromane etc. Vor wenigen Tagen nun erschien sein letztes Buch als ein nachgelassenes einzigartiges literarisches Komprimat eines spannenden, aufregenden und vor allem ertragreichen Schriftstellerlebens, das beachtliche 97 Jahre währte. (Übrigens widmeten die DNN kurz nach der politischen Wende dem Schriftsteller in der Serie „Dresdner – weltweit!“ eine ganze Seite)
Geboren wurde Gerhard Eckert im Februar 1912 im heutigen Radebeuler Ortsteil Oberlößnitz. Hier legte er auch sein Abitur ab. Studiert und promoviert hat er in den Fächern Germanistik, Zeitungswissenschaft und Kunstgeschichte in Dresden und Berlin. Seine Dissertation schrieb Gerhard Eckert über ein damals noch junges und von daher sehr revolutionäres Thema: Tonfilm und Hörspiel. Im 2. Weltkrieg verschlug es ihn zum Wehrdienst und dort beim Sender Belgrad in den Hörfunkjournalismus. Unzählige Male – so erinnerte sich Gerhard Eckert später – wurde dort von den Frontsoldaten bspw. der von Lale Andersen gesungene Schlager „Lilli Marlen“ gewünscht.
Nach dem Untergang des 1000jährigen Reiches fand sich Gerhard Eckert im bayerischen Altötting wieder, wo sein aktives Schriftstellerleben seinen Anfang nahm. In den 1960er Jahren gehörte er neben zahlreichen prominenten Deutschen zu den ersten Befürwortern für ein privates Fernsehen in Deutschland, dessen Einführung die damalige Adenauerregierung aber verhinderte. Gerhard Eckert ließ sich dann im ostholsteinschen Dörfchen Kükelühn nieder und lebte dort mit seiner Frau Anneliese und zahlreichen Haustieren in einem reetgedeckten Bauernhaus. Er wurde zum Vorsitzenden des dortigen Schriftstellerverbandes gewählt und übte dieses Amt bis 1989 aus. Nach der deutschen Wiedervereinigung besuchte er nach Jahrzehnten erstmals wieder seine Heimatstadt Radebeul, knüpfte hier u.a. Kontakte zur städtischen Bibliothek und beschenkte diese über die Jahre hinweg mit einer üppigen Auswahl seiner Bücher.
Die Aufzeichnungen seines unsteten, spannenden und so überaus abwechslungsreichen Lebens sind nun unter dem Titel „Ich lebe noch gern“ erschienen. Um die Herausgabe hat sich vor allem seine Witwe Anneliese Eckert verdient gemacht. Der Buchtitel ist eines hoffnungslosen Optimisten würdig. Denn solch ein Optimist war Gerhard Eckert sein ganzes Leben lang gewesen.

Wolfgang Zimmermann

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