Die letzten Titelbilder zeigten meist bäuerliche Häuser von der linkselbischen Seite. Die Auswahl war groß, weil diese Haustypen vorherrschend sind. Villen dagegen sind hier seltener. Eine solche eher städtische Architektur fiel mir in der Dresdner Straße 42 in Cossebaude auf. Klinkerfassaden sind in Sachsen nicht so häufig – man findet sie oft bei Bahnhöfen und in der Periode der Gründerzeit. So könnte man in dem stattlichen Bau von 1892 ein Rathaus vermuten. Nein, diese Funktion hatte der Bau nicht, es war die Fabrikantenvilla der Zementbauteilefabrik Winschild & Langlott, im Volksmund nur als rote Villa bekannt. Ähnliches hatte das Architekturbüro Schilling und Graebner hervorgebracht, aber von wem dieser Entwurf stammt, war bisher nicht festzustellen.
Das hohe Sockelgeschoß hebt die zweigeschossige, stark gegliederte Villa mit Turm, Holzveranda, repräsentativem Eingang und straßenseitigem Eisenzaun noch hervor. Die abgewalmten Dächer sind mit roten Ziegeln und die welsche Haube und andere Dachteile mit dunklem Schiefer gedeckt.
Das Haus ist städtebaulich kaum eingebunden – man wundert sich, untypisch gähnende Leere nach links und rechts. Die isolierte Lage entstand erst nach Ende der Produktion und Abbruch der Fabrikgebäude irgendwann nach 1990. Die Straßenseite, zugleich Hauptschauseite, ist durch intensive Begrünung leider kaum zu sehen, geschweige denn zu fotografieren. Heute sind verschiedene Büros und Einrichtungen in der denkmalgeschützten Villa untergebracht.
Dietrich Lohse