Klima – Geschichte der Messungen

Die Wetterwarte in Wahnsdorf feiert ihren 100. Geburtstag

Auch nach der Verlegung des Königlich Sächsischen meteorologischen Instituts nach Dresden im Jahre 1905 und der auf Empfehlung des mächtigen Landeskulturrates erfolgten Umbenennung in Königlich Sächsische Landeswetterwarte im Jahre 1907, hatte deren Direktor Paul Schreiber größere Schwierigkeiten, eine an die Zentrale gebundene, geeignete und langfristig gesicherte Beobachtungs- und Forschungsstation zu etablieren. An einer solchen sollte es z.B. möglich sein, die Prüfung neuer Geräte und Methoden oder Gerätevergleichungen vornehmen zu können. Die räumlichen und lokalklimatischen Gelegenheiten auf dem Gelände der Landeswetterwarte in der Großen Meißner Straße 15 in Dresden Neustadt waren hierfür nicht geeignet. Dem gegenüber wurde im Sächsischen Landtag und in dem als Lobby für die Landwirtschaft agierenden Landeskulturrat die Notwendigkeit von Klimamessungen- und Wetterbeobachtungen auf dem Fichtelberg durchaus anerkannt und befürwortet. Beispielsweise wurde nach den gescheiterten Versuchen, diese Aufgaben durch die ehrenamtlich fungierenden Bergwirte bewerkstelligen zu lassen, bereits 1912 eine Beamtenstelle hierfür bewilligt. So nutzte SCHREIBER die sich 1912 bietende Gelegenheit, als im Finanzausschuss die Errichtung einer Wetterwarte auf dem Fichtelberg diskutiert wird, zu einem erneuten Vorstoß. In der Diskussion um den geeigneten Standort erwies sich schließlich aus verschiedenen Gründen die Wahnsdorfer Kuppe als die geeignete. Die notwendigen Flächen waren gekauft und zur Verfügung gestellt, die Projekte für die Gebäude und die gesamte Ausgestaltung von SCHREIBER selbst entworfen und genehmigt, so dass die Wetterwarten Fichtelberg am 1.1. und Wahnsdorf am 1.8. des Jahres 1916 ihre Tätigkeit aufnehmen konnten. Weitsichtig hatte er die Gebäude und Anlagen so konstruiert, dass sie sowohl die Belange einer Wetterwarte, als auch einer Forschungsstation in äußerst exponierter Lage, wie auf dem Fichtelberg, als auch in der Stadtrandlage in Wahnsdorf sicher und zukunftsträchtig gewährleisteten.
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Als 1934 die Landeswetterwarte in den Reichswetterdienst (RWD) aufging und aus ihr 1935 mit dem Standort der Wetterwarte Wahnsdorf das Observatorium Wahnsdorf hervorging, wurde die Verantwortung für die routinemäßige Datengewinnung der Abteilung Klimadienst des RWD übertragen. Die am Observatorium gewonnen Daten, wozu auch die Stundenwerte der meisten meteorologischen Größen (auch der Globalstrahlung und der Sonnenscheindauer) hinzu kamen, wurden mit den Daten der anderen Observatorien im Deutschen Meteorologischen Jahrbuch Teil IV, als Heft 2 veröffentlicht. Nach 1945 wurde auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland das sächsische meteorologische Netz wieder aufgebaut bzw. fortgeführt. Das Observatorium wurde zum Sammelpunkt aller sächsischen Wetterbeobachter, Techniker und Meteorologen, die die Hoffnung hegten, hier überleben zu können. Die Mitarbeiter rückten im wörtlichen wie im übertragenen Sinne eng zusammen. Im Gebäude waren die neu gegründete sächsische Landeswetterwarte mit den Abteilungen Wetter-, Klima- und Radiosondendienst untergebracht. Im Jahre 1974 entschied man, wegen der räumlichen Nähe zur Wetterstation Dresden-Klotzsche und weil sich das Aufgabenprofil des Observatoriums geändert hatte, die Klimamessungen hier am 30.06. einzustellen und ab 01.07.1974 nach Dresden-Klotzsche zu verlagern. Zur Interpretation der Luftmesswerte wurden und werden aber weiter meteorologische Messungen durchgeführt (Auszug aus: Ergebnisse aus 100 Jahren Klima- und Umweltbeobachtung in Radebeul-Wahnsdorf).
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Wenn wir in diesem Jahr an die einhundertste Wiederkehr der beiden Wetterwarten auf dem Fichtelberg und auf der Wahnsdorfer Kuppe bei Dresden erinnern, können wir uns auch auf viele Details von Festschriften berufen, die aus Anlass ihrer Eröffnung sowie der 50. und 75. Wiederkehr dieses für die Meteorologie Sachsens und Deutschlands bedeutsamen Ereignisses herausgegeben wurden. Als Fortführung wird am 3.9.2016 von 13 bis 16 Uhr stattfindenden „Tag der offenen Tür“ in der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft (BfUL), Altwahnsdorf 12, 01445 Radebeul, eine weitere Veröffentlichung herausgegeben. (Auszug aus Kapitel 2.7 „Ergebnisse aus 100 Jahren Klima- und Umweltbeobachtung in Radebeul-Wahnsdorf“, aus dem Tagungsband der „10. Annaberger Klimatage 2016“)

Johannes Franke

Informationen über die Arbeit der BfUL erhalten Sie unter dem Link www.smul.sachsen.de/bful

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