17. Bauherrenpreis der Großen Kreisstadt Radebeul 2016

Am 4. November 2016 wurde durch die Stadt Radebeul und den Verein für Denkmalpflege und Neues Bauen Radebeul e.V. zum nunmehr siebzehnten Mal der Bauherrenpreis der Großen Kreisstadt Radebeul verliehen. Der Drei-Jahres-Rhythmus hat sich wohltuend auf die Einreichungen ausgewirkt. 20 qualitätsvolle Einreichungen in den drei ausgeschriebenen Kategorien Garten- und Freiflächengestaltung, Denkmalpflege und Sanierung sowie Neues Bauen sorgten für die notwendige Spannung und intensive Diskussion in vier Jurysitzungen.

Festzuhalten ist, dass allerdings über die Jahre hinweg immer nur sehr wenig Gärten und Freiflächen eingereicht werden, diesmal nur zwei. Das Selbstbild der Bürger dieser Stadt ist aber gerade (noch??) ein anderes: wir sehen unsere Stadt als Villen- und Gartenstadt; die Villen benötigen geradezu einen angemessenen Garten, sonst wären es keine. Oder wird Radebeul sukzessive eine Stadt der Ein- und Zweifamilienhäuser, der Doppelhaushälften und der sog. Stadtvillen? Auch die Freiflächen, im engeren Sinne die gestalteten Plätze, geben unserer Stadt erst ihr Flair. Hier ist aber erkennbar, dass sich Verwaltung und Bürger gleichermaßen um diese wichtigen Zäsuren bemühen, das öffentliche Bewußtsein dafür sehr ausgeprägt ist – sei es eben der Robert-Werner-Platz, die Anger in Zitzschewig oder Naundorf, der Fontänenplatz, Platanenplatz, Bilzplatz und sicherlich (!) bald der Rosa-Luxemburg- und der Ziller-Platz.

Mit der Kategorie Denkmalpflege und Sanierung, bisher immer Bauen im Bestand, sollte etwas mehr der Denkmalaspekt und fachgerechte Sanierungen betont werden. Dies nahm auch die Jury in ihren Diskussionen auf. Überhaupt greifen die Diskussionen in der Jury naturgemäß immer weiter als nur auf die einzelnen Baulichkeiten. Nicht zuletzt merkt man den Diskussionen ihre Befreiung im Korsett der Jury von den sonstigen rechtlichen Zwängen, die manchmal gleich Denkgrenzen markieren, an. Es wäre ggf. einmal überlegenswert, die inhaltlichen Ideen der Jury für die Stadt bzw. „ihre Baugremien“ nutzbar zu machen.

Auffallend ist zudem, dass diesmal am meisten Neubauten (13) eingereicht wurden. Es ist auch für den Verein unbestritten, dass unsere Stadt sich weiterentwickeln, Neues Bauen auch zu einer Villenstadt gehören muss. Wir tragen diesen Anspruch ja nicht zuletzt auch im Namen. Schwer ist natürlich immer das „richtige“ Maß, für das es auch gar keinen für jedermann gleichermaßen fassbaren Rahmen gibt. Neues Bauen soll nicht Kopie sein. Neues Bauen soll aber auch nicht Selbstzweck sein, sich nicht als alleiniges Maß sehen, sondern sich zwar neu positionieren aber dennoch einfügen, die Umgebung anerkennen und respektieren (nicht zuletzt die Natur und den Nachbarn).

Schwer haben es generell Gebäude in Neubausiedlungen, dies war dieses Jahr nicht anders als zuvor. Positiv war auch der Mut von Firmen, ihre Bauten „in den Ring zu werfen“. Schließlich prägen auch Firmenbauten die Umgebung und die in ihnen arbeitenden Menschen – eigentlich ein uralter Gedanke.

Ein vollständiger Überblick nebst Begründungen über die Gewinner, der dann auch wieder den Sammelordner ergänzen kann, wird erst der Januarausgabe von Vorschau und Rückblick beiliegen.

Zur Preisverleihung konnte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Herr Rolf Schlagloth, wieder knapp 100 Besucher in den Räumen der Sparkasse Radebeul West begrüßen. Die Sparkasse hatte darüber hinaus, wie schon in den letzten Jahren, freundlicherweise dafür gesorgt, dass alle Gäste in angenehmer Atmosphäre bei kleinen Snacks und anregenden Getränken zu ebensolchen Gesprächen über Baukultur und mehr verweilen konnten. Ein Grußwort sprach dann Dr. Jörg Müller, 1. Bürgermeister der Großen Kreisstadt Radebeul, der nicht zuletzt darauf aufmerksam machte, dass schon immer Bauen umstritten war und sich Qualität ggf. erst über Jahrzehnte hin zeigt und druchsetzt.

Innerhalb der zwei Ausstellungswochen erst in Ost dann in West bis zur Preisverleihung hatten diesmal über 200 Bürger (!) wieder von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihren Publikumsfavoriten zu wählen. Der Entscheidung der Jury (drei Vertreter der Stadtverwaltung, drei Vertreter des Stadtrates und sechs Vertreter des Vereins), die kein reines Fachgremium ist und in einem geheimen Wahlgang entscheidet, wurde damit die öffentliche Meinung gegenüber gestellt.

In der Kategorie „Denkmalpflege und Sanierung“ gab es fünf Vorschläge. Der Bauherrenpreis ging an das Objekt Augustusweg 44 (Bauherr Ursula Amberger-Hagen und Dr. Norbert Hagen), den Publikumspreis hingegen konnte die Weinstube Altnaundorf 20 (Bauherr Familie Handrack) für sich entscheiden.

In der Kategorie „Neues Bauen“ gab es dreizehn Vorschläge. Die große Dichte von qualitätsvollen Einreichungen und mehreren Vorschlägen für Gewerbebauten hatte die Jury von der Möglichkeit Gebrauch machen lassen, in dieser Kategorie zwei erste Preise zu verleihen. Diesen erhielten das Objekt Thomas-Mann-Straße 17 (Bauherr Familie Marcus Namokel) und das Objekt Friedrich-List-Straße 27 (Bauherr LTB Leitungsbau GmbH). Der Publikumspreis ging ebenso an die Friedrich-List-Straße 27.

In der Kategorie „Freiflächengestaltung“ konnte aus diesmal nur zwei Objekten ausgewählt werden, die zudem ganz unterschiedlich in ihrer Ausdehnung und Anspruch (Garten und Platz) sind. Hier entschied sich die Jury für den Robert-Werner-Platz (Bauherr Stadt Radebeul), der ebenso den Publikumspreis erhielt.

An rund 80 Objekten in Radebeul befindet sich nunmehr die Plakette – vielleicht auch einmal eine Anregung für einen Stadtspaziergang. Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden – ob Bauherr, Einreicher, Jurymitglied, Sponsor oder interessierter Bürger; ebenso bei der Druckerei Krause für die Einladungen und beim Grafiker Matthias Kratschmer, der wie gewohnt für die Urkunden, Plakate und Plaketten verantwortlich zeichnete. Wir gratulieren allen Preisträgern und bedanken uns für die großzügige Unterstützung der Sparkasse Meißen.

Dr. Jens Baumann

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