Die Landesbühnen Sachsen entstanden nach dem 2. Weltkrieg im Radebeuler Gasthof „Goldne Weintraube“, eine Folge der Zerstörung möglicher Spielstätten in Dresden. Der erste Umbau des ehem. Tanzsaales erfolgte in den frühen 50-er Jahren. In diese Maßnahme eingebunden war 1954 die eine Säule schmückende Arbeit Langners, die sicher durch die Bekanntschaft mit Krauss zu Stande gekommen war. Er lieferte hier ein umlaufendes Holzrelief für eine tragende, viereckige Stütze im Foyer des Theaters ab.
Das Thema war „Theaterspiel im Laufe der Geschichte“ – um die Stütze laufend, konnten Besucher während fast fünf Jahrzehnten etwa in Augenhöhe die Gestaltung erkennen. Bei der großen Umgestaltung der LaBüSa um 2000 war das Relief den Planern im Wege. Die Holzteile wurden abgebaut und an anderer Stelle, jedoch viel zu hoch im internen Theaterbereich als Abwicklung auf einer Wand neu angebracht – Langners Kunst wurde geborgen, ist aber für normale Theaterbesucher leider nicht mehr sichtbar, sehr schade!
Nur zeitweise in Radebeul beheimatet waren acht Theaterhandpuppen, deren Köpfe Reinhold Langner geschnitzt hatte, beste Volkskunst eben. Sie dürften noch während seiner Studienjahre, also vor 1930, entstanden sein. Der Dresdner Kunstkenner und –sammler Will Grohmann erwähnt diese anerkennend in einem Aufsatz von 1930 im Zusammenhang mit der „Arbeitsgruppe Wilde“. In jener Zeit war Langner auch in der Dresdner Kabarettgruppe „Rote Ratten“ eingebunden. Heute gehören die Figuren der Abt. Puppenspielsammlung des staatlichen Volkskunstmuseums Dresden und waren lange Zeit im Radebeuler Hohenhaus (Barkengasse 6) ausgelagert und da zu sehen, ältere Leser könnten sich daran wohl noch erinnern. Nach Auszug aus dem Hohenhaus befinden sie sich jetzt in einem Teil der Dresdner Garnisonskirche und werden bald abermals mit der Sammlung in neue, größere Räume des ehem. Kraftwerks Mitte umziehen können.
Im Leben des Künstlers Reinhold Langner gab es verschiedene Schaffensphasen, Schwerpunkte und Themen. Man darf aber feststellen, dass im Mittelpunkt immer das Material Holz gestanden hat – Holz für Plastiken und Reliefs, Holz zum Schneiden und Drucken und Holz zum Bemalen. Nur gelegentlich hat er auch Sandstein bearbeitet und Kunststein geformt, meist als „Kunst am Bau“.
Selten finden wir auch Keramik von seiner Hand, Kleinplastik, Krüge und Geschirr sowie Grafik, die nicht von Holz gedruckt ist. Ein technisch sehr anspruchvoller Teil seiner Drucke wurde von ihm als große Rollbilder gefertigt. Bei den figürlichen Arbeiten favorisierte Langner einfache Leute mit ihren täglichen Sorgen oder Nöten, oft Frauen und Mädchen oder Bauern, Bergmänner und Arbeiter, schwermütig, erdig und selten fröhlich. Da sind ein paar Arbeiten dabei, die eine Nähe zur Kunst von Käthe Kollwitz oder Ernst Barlach haben, deren Werke er sicher gekannt hatte. Häufig ordnet er den Menschen Tiere (oft eine Katze) zu, manchmal wohl auch mit religiösem Hintergrund. Da sind seine Gedanken schwerer zu erraten.
Natürlich gibt es außerhalb von Radebeul auch in Dresden Arbeiten des Künstlers: ein mehrteiliges, großes Sandsteinrelief von 1956 über dem Eingang des in dieser Zeit errichteten Studentenwohnheims auf der Güntzstraße, seine letzte, bekannteste und reifste Reliefgestaltung. Ein anderes Beispiel von „Kunst am Bau“ ist die Plastik einer Frauengestalt in Kunststein am Giebel eines Wohnhauses aus den 30-er Jahren in Strehlen, das ich im 97-er Ausstellungskatalog sah, aber vor Ort noch nicht auffinden konnte. Für die Marienberger Rathaustür, die 1939 erneuert wurde, schuf Reinhold Langner eine mittlere, senkrechte Bildleiste mit vier Figuren aus dem Bergwerk.
Ich gehe davon aus, dass die Erinnerung an einen engagierten Dresdner Künstler, der auch in Radebeul Spuren hinterlassen hat, vielleicht außer mir noch andere Leser interessieren könnte. Hinzu kommt, dass der og. Artikel von Herrn Zimmermann zu Langner ja schon vor 23 Jahren erschienen ist und nicht jeder Leser unseres Blattes diese älteren Hefte gleich finden wird.
Für ihre Unterstützung bei meiner Recherche bedanke ich mich bei Frau Dr. Ina Steiding (vormals TU DD) und bei Frau Ines Handel (Puppenspielsammlung DD) sehr herzlich.
Dietrich Lohse