2. Bauherrenpreiswanderung diesmal durch die Oberlößnitz

Fast genau vor einem Jahr lud der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen zur 1. Bauherrenpreiswanderung (siehe V&R 06/18), durch die Niederlößnitz, ein. Damals spazierten wir an über 10 Bauherren – Preisträgern vorbei. Wir begannen an der Oberen Bergstraße 84, folgten dieser bis zur Burgstraße, weiter ging es über die Bodelschwinghstraße, zurück zur Oberen Bergstraße, die Humboldtstraße bergab und die Winzerstraße zurück.

Bodelschwinghstraße 8
Foto: Wikipedia

Die zahlreichen Teilnehmer und das positive Echo bewog uns, die Idee der Bauherrenpreiswanderung 2019 fortzuführen, diesmal durch die Oberlößnitz.
Für alle, die von dieser noch nichts gehört haben, sei die Idee nochmals kurz umrissen:

In Zeiten des sich schnell entwickelnden, pulsierenden Baugeschehens in Radebeul wurde der Radebeuler Bauherrenpreis vom Verein für Denkmalpflege und neues Bauen Radebeul e.V. gemeinsam mit der Stadt Radebeul ins Leben gerufen. Von 1997 bis 2011 wurde der Preis jährlich für Neubau, Denkmalpflege und Außenanlagen verliehen. Mittlerweile ist die Intensität des Bauens in der Stadt zurückgegangen und der Preis wird alle 3 Jahre vergeben, u.a. auch wieder 2019 (siehe V&R 04/19).

Dieser Preis soll ein Element sein, um die Diskussion zu Auffassungen zur Baukultur in Radebeul zu fördern und öffentlichkeitswirksam zu machen. Er ist auch von der Hoffnung getragen, Bauherren und Investoren zu erreichen und anzuregen, im Vorfeld über die Wirkung ihrer geplanten Bauwerke in der Stadt nachzudenken. In der Satzung unseres Vereins geht es um den Erhalt des „besonderen Charakters von Radebeul“. Was das ist, diese Diskussion ist nie abgeschlossen. Nur die aktive, stetige Auseinandersetzung mit diesem Thema in der Stadtgesellschaft wird uns diesen ahnen, bewahren und gestalten lassen.

Daraus ist im Verein auch die Idee entstanden, mit einer Bauherrenpreiswanderung, sich die Preisträger vergangener Jahre wieder mal ins Bewusstsein zu rufen und diese erneut zu Fuß in Ruhe und mit offenem Blick zu betrachten und sich darüber auszutauschen.

In der Oberlößnitz gibt es bisher 15 Bauherrenpreise bzw. Anerkennungen. Kennen Sie diesen Schatz? Sicher sind den meisten Radebeulern Gebäude, wie das Meinholdsche Turmhaus, das Retzschgut, Haus Sorgenfrei oder die Villa Falkenstein bekannt. Neben diesen stolzen und immer wieder gern betrachteten Gebäuden will die Wanderung aber auch zu weniger im Rampenlicht stehenden Preisträgern und zu einigen aus dem öffentlichen Straßenraum sonst nicht möglichen Einblicken führen. Ich erinnere mich noch gern daran, zu welcher Überraschung und Freude im vorigen Jahr der durch Frau Osterkamp ermöglichte Einblick in ihr Grundstück Winzerstraße 67 bei den Teilnehmern führte. Sind Sie also gespannt!

Winzerstraße 67
Foto: FeWodirekt

Wir treffen uns am Freitag, den 28. Juni 2019, 18.30 Uhr auf dem Alvslebenplatz.

Alle sind herzlich eingeladen (besonders auch Leute, die Bauherren sind oder werden wollen). Schon um des Erlebens und des Austauschs willen wird die ca. 1 ½ – 2 stündige Wanderung eher gemächlich verlaufen und nicht sehr weit sein. Abschließen wollen wir unter den Kastanien in der Hoflößnitz.

Apropos Alvslebenplatz – wissen Sie wo der ist?

Im Jahr 1966 wurde der Name des Platzes offiziell aus dem damaligen Straßenverzeichnis Radebeuls gestrichen. Es handelt sich um den kleinen Platz an der Kreuzung Eduard-Bilz-Straße / Maxim-Gorki-Straße. Dieser wurde nach der „Friedrichstädter Nachtigall“ Henriette Melitta Otto-Alvsleben (1842 – 1893), einer Sängerin, die als lyrischer und Koloratursopran an der Dresdner Oper wirkte, benannt. Zu Ihrer Zeit unterstütze sie in Benefizkonzerten den 1880 gegründeten Verschönerungsverein der Lößnitz. Dieser sorgte dann auch für die Namensgebung. Die Sängerin verbrachte ihre Sommer in der Oberlößnitz, wo sie eine Wohnung hatte (wohl Eduard-Bilz-Straße 19, die man vom Platz aus sehen kann).

Bacchanten
Foto: Mitzschke

Auf der gegenüberliegenden Seite am Eingang der Eduard-Bilz-Straße fallen die Figurengruppen der Bacchanten ins Auge. Wer sieht diesen an, dass diese über 100 Jahre alte Tonfiguren sind? Der Eingeweihte sieht die Parallele zu den Figuren auf dem Fontainenplatz an der Dr.-Schminke-Allee. Alle stammen sie aus der Berliner Firma Ernst March und Söhne. Es ist beeindruckend in welcher Größe, mit welcher Filigranität und welcher Haltbarkeit diese Firma Tonfiguren schuf. Ihre Betrachtung wird uns ihre durch die Stadt Radebeul ermöglichte Erhaltung wertschätzen lassen.

Sie sehen, auf Schritt und Tritt gibt es auch neben den Preisträgern viel zu entdecken. Einiges werden wir vom Verein auf diesem Spaziergang zu erzählen wissen, aber vielleicht haben auch Sie etwas Besonderes, was Sie den anderen bei dieser Gelegenheit zeigen wollen. Also nochmals herzliche Einladung.

P.S. Anregung: Über die Losen-Blatt-Sammlung oder die Internetseite des Vereins (www.denkmalneuanradebeul.de) findet man die Bauherren-Preisträger und kann sich, wenn man Lust hat, auch mal selbst eine Bauherrenpreiswanderung für einen Sonntagsspaziergang zusammenstellen.

Michael Mitzschke

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