Zum Tod vom Maler und Grafiker Claus Weidensdorfer

Du bist nicht tot, Du wechselst nur die Räume.
Du lebst in uns und gehst durch unsere Träume.

Michelangelo

In einer sehr bewegenden Trauerfeier in der Kirche von Dresden-Kaditz mussten wir am 13. März Abschied nehmen vom Maler und Grafiker Professor Claus Weidensdorfer, der am 3. März im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Familie, Freunde und Weggefährten verabschiedeten sich mit sehr persönlichen Reden bei einfühlsamer Musik von Günther „Baby“ Sommer und Katharina Hilpert. Beim Verlassen der Kirche fegte ein starker Wind die Hüte von den Köpfen – ein letzter ironischer Gruß von Claus?

Bild: K. (Gerhardt) Baum


Claus Weidensdorfer war einer der profiliertesten Künstler der Stadt Radebeul, der mit seinen gewichtigen, oftmals auch hintergründig-humorvollen Arbeiten weit über die Stadt und Sachsen hinaus bekannt geworden ist. Im Jahr 2002 erhielt er den Kunstpreis der Großen Kreisstadt.

In Coswig geboren, studierte er an der HfBK Dresden bei Erich Fraaß, Hans Theo Richter und Max Schwimmer, arbeitete als Lehrer für Kunsterziehung in Schwarzheide und als Assistent an der HfBK Dresden und ab 1966 freischaffend. Er war Gastlehrer an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin und an der HfBK Dresden, wo er von 1992 bis 1997 als Professor für Malerei und Grafik wirkte.

Claus Weidensdorfer lebte seit 1997 in Radebeul, war der Stadt aber auch schon vorher sehr verbunden. Einzelausstellungen, wie 1996 die große Ausstellung zum 65. Geburtstag in der Sparkasse sowie zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen belegen seine Aktivitäten in der Lößnitz.

Er suchte stets den Kontakt zu anderen Künsten – zur Musik (besonders zum Jazz), zur Literatur oder zum Tanz. Sein Ziel war die Arbeit, sein Thema ist der Mensch. Es ging um den Menschen! Er war offen und experimentierfreudig. Obwohl er in den 90er Jahren auch an Installationen beteiligt war, blieb sein Arbeitsfeld klassisch – es war stets die Malerei oder Grafik.

„Schön“ sind seine Bilder nicht – vermutlich hätte er sofort aufgehört zu malen, wenn etwas Gefälliges entstünde. Obwohl viele Bilder zur Konfrontation mit dem Betrachter geradezu einladen, macht er uns die Annäherung nicht leicht. Seine Werke erschließen sich erst auf m zweiten oder dritten Blick. Dann ist auch der Humor und die feine Ironie, die vielen Arbeiten innewohnt erkennbar. Konfrontation, nicht nur mit dem Betrachter ist wichtig. So baute er die Spannung verschiedenartiger Charaktere in seinen „Menschenlandschaften“ auf.

Weidensdorfer war Jazzfan, besonders des Free. Ähnlich dem Free-Jazz, der Tonmaterial frei anwendet, benutzte der Künstler sein zeichnerisches und grafisches Material. Aber er war nie so frei, das er den gegenständlichen Bereich verließ. Wenn im Free die Zusammenklänge nicht nach bestimmten Regeln entstehen, sondern Klänge sich als Zufallsprodukte miteinander verbinden, so entstanden bei Weidensdorfer Bilder aus Farbklängen und Charakteren, die im Kopf gespeichert, durch die Hand auf das Blatt oder den Lithostein geleitet wurden. Dort aber bearbeitete, veränderte, verfremdete er sie – oftmals über einen langen Zeitraum hinweg. Ein endgültiger Zustand war selten. Jedes Blatt konnte nach der Fertigstellung auch anders aussehen.

Wer das Glück hatte, ihm zu begegnen, wird ihn nicht vergessen, man kann ihn aber finden – in jedem seiner Blätter.

Alexander Lange

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