Erfüllung, Erinnerung und das Fest der Auferstehung

Ein sehr persönlicher Nachruf auf Kirchenmusikdirektor i.R. Hans-Bernhard Hoch

 

Foto: B. Kazmirowski

Im Laufe meines Lebens habe ich, zu ganz unterschiedlichen Zeiten und Anlässen, einige Menschen kennen lernen dürfen, die durch Gesprächsfreudigkeit und menschenfreundliche Zugewandtheit ihre Umgebung für sich einnehmen konnten und deren Gegenwart gleichermaßen lehrreich und unterhaltsam für mich gewesen war. Besonders als Kind und Jugendlicher war ich überdies empfänglich für Erwachsene, die durch ihre bloße Erscheinung auf mich wirkten. Eine der wenigen herausragenden Persönlichkeiten, die beides –geistreiche Geselligkeit und Charisma – in sich vereinten und der ich von Kindesbeinen an bis in die jüngere Vergangenheit immer wieder begegnete, war Kirchenmusikdirektor Hans-Bernhard Hoch, dessen weitgespanntes Leben und Schaffen ich vor gut zwei Jahren (Heft 2/2018) anlässlich seines 90. Geburtstages der Leserschaft vorgestellt hatte. Ich erinnere mich an ihn als einen leidenschaftlichen Kantor der Friedenskirchgemeinde, mit dessen Aufführungen vor allem des Weihnachtsoratoriums ich buchstäblich groß geworden bin. In den 1980er Jahren durfte ich ihm bei der nachträglichen Durchdringung der Aufführungen insoweit helfen, als dass ich in seinem Auftrag mit einem Kassettenrecorder auf den Knien Aufnahmen herstellte. Ich erinnere mich an ihn als einen jahrzehntelangen Freund unserer Familie, die ihm viel zu verdanken hat: Mein Vater erlernte bei ihm die Grundlagen des Orgelspiels, meine Mutter trat vor knapp 50 Jahren in die Kantorei der der Friedenskirche ein und sang unter Kantor Hoch bis zu dessen Pensionierung 1993, meinem Bruder gab er Klavierunterricht. Ich erinnere mich an ihn als einen großartigen und humorvollen Gesellschafter, der, wann immer es sich anbot, zu Feiern und Festen im Freundeskreis in die Tasten griff und seine Darbietungen oft genug mit Anekdoten aus seinem Leben würzte. Ich erinnere mich an ihn als einen sensiblen, klugen und aufmerksamen Beobachter der geschichtlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, die im Resonanzraum der vielhundertjährigen Verankerung seiner Familie in Dresden widerhallten. Ich erinnere mich an ihn als einen Mann von außergewöhnlich gediegenen Umgangsformen und ausgeprägtem Form- und Stilbewusstsein. Das sind meine Erinnerungen an Hans-Bernhard Hoch, den achtzehnten Kantor an der Friedenskirche zu Kötzschenbroda (1954-1993) und Kunstpreisträger der Stadt Radebeul (1994). Weitere Erinnerungen werden leider nicht mehr dazukommen, denn Hans-Bernhard Hoch schlief in der Nacht von Ostersonntag auf Ostermontag in häuslicher Umgebung friedlich ein. Für ihn als gläubigen Christen konnte es sicherlich keinen besseren Tag als das Fest der Auferstehung geben um sich sanft aus dem irdischen Leben zu entfernen.
Bertram Kazmirowski
Hans-Bernhard Hoch wurde am 21. April auf dem Friedhof Am Gottesacker in Radebeul-West beerdigt.

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