Editorial

Wie denn, um Himmelswillen, kann uns in diesen Tagen weihnachtlich ums Herz werden, wo doch gerade alles aus den Fugen zu geraten scheint? Statt großer Gefühle und erfüllter Weihnachtsseligkeit wird uns mehr und mehr von dem genommen, woran wir doch so hängen. So unglaublich es auch klingen mag, liebe Leserinnen und Leser: selbst in der nie gekannten Unerbittlichkeit dieser elenden Seuche lässt sich etwas finden, was uns zu erfüllen vermag. Kunst und Kultur verarbeiten von jeher diese vitale Kausalität zwischen Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Im Geschick der Menschen in der Weihnachtsgeschichte kann uns davon etwas transparent werden. Den Hirten auf dem Felde, die um ihres armseligen Daseins willen bei dieser Geschichte einfach nichts mehr zu verlieren haben, denen geht gerade dann ein Licht auf, als es gänzlich finster um sie wird: „Fürchtet euch nicht, denn siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren.“ Im freien Fall, jenseits all ihrer Furcht, leuchtet ihnen wunderbar etwas von diesem göttlichen Gehaltensein ein.
Noch in selbiger Nacht machen sie sich darum auf und kommen so dem auf die Spur, was jetzt Sinn ergibt. Erfüllt von einer Weihnachtsfreude, der gewissermaßen das Salz der Tränen noch auf der Haut brennt, lässt sie das an der Krippe im Stall zu Bethlehem auf die Knie sinken.
Mögen Ihnen die Weihnachtstage in diesem Sinne zu einem besinnlichen Fest der Freude werden, die sie erfüllt und um eine heilsame Erfahrung reicher in ihren Alltag zurückkehren lässt.

Pfarrerin Sigrun Zemmrich
Friedenskirche Radebeul

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