Kleine – baugeschichtliche – Ergänzung zum Artikel „Mit Schweiß gedüngt“ im Heft 2/ 21

Bernhard-Voß-Straße 27, März 2021 Foto: D. Lohse

Ich möchte nicht die Diskussion, ob und wie man über Ereignisse aus dem 3. Reich berichten darf, erweitern, nein es geht mir nur um ein Bild, das Foto eines Radebeuler Gebäudes in diesem Artikel auf S. 21. Von mehreren Bekannten sowie Freunden der Vorschau wurde ich nach Erscheinen des Februarheftes gefragt, wo denn das Gebäude an der Eisenbahnstrecke, in dem sich in den 20er Jahren eine Schuhfabrik befunden hätte, nun genau sei. Alle dachten, ich müsse alle Radebeuler Häuser kennen – ein paar sicherlich ja, aber bei diesem konnte ich nur mit den Schultern zucken. Das wurmte mich schon! Inzwischen habe ich mich etwas schlauer gemacht und glaube, in der Bernhard-Voß-Straße 27 im Ortsteil Kötzschenbroda fündig geworden zu sein.

Dieser Gebäudekomplex liegt nördlich der Bahngleise Dresden-Meißen, Dresden-Leipzig. Hier waren zeitgleich oder nacheinander Kleingewerbe, Büros, kulturelle Einrichtungen und Unterkünfte angesiedelt. Da soll es u.a. eine Schuhfabrik gegeben haben, ein Nachweis und ein Name für die Schuhfabrik konnte auch über das Stadtarchiv nicht ermittelt werden. Wenn es hier diese Schuhfabrik gegeben hatte, könnte sie möglicherweise in der Weltwirtschaftskrise 1928 die Produktion einstellt haben. Die private Musikschule von Wilhelm Laudel war auch hier eine Zeit lang tätig. Und schließlich waren in dem Gebäude die jungen Männer vom Reichsarbeitsdienst in der 2. Hälfte der 30er Jahre hier untergebracht. Das würde zur Aussage eines älteren Radebeulers, Herrn Krause aus der Dr.-Külz-Straße, passen, der als Kind die Reichsarbeitsdienstler hier vorbeimarschieren sah. Die heutige Dr.-Külz-Straße ist sozusagen der Verbindungsweg zwischen dem Quartier und den Niederlößnitzer Weinbergen. Ein Fotovergleich des Gebäudes in den 30er Jahren und heute zeigt im Detail ein paar Veränderungen: der Hauseingang ist durch einen raumgroßen Anbau verändert, die Fensterklappläden in den Etagen sind verschwunden und im 2. DG sind neuere Gaupen eingebaut worden – aber das Gebäude selbst ist das gleiche. In den 30er Jahren hieß diese Straße noch Blücherstraße und bei den Hausnummern hat es inzwischen auch Veränderungen gegeben.

Durch die Schilderungen, was Herr Zscheischler sen. beim RAD erlebte, erfuhr ich, dass es nicht nur Kriegsgefangene waren, sondern auch eine Gruppe Deutscher, die die alten Radebeuler Weinberge rekultiviert hatten.

Dietrich Lohse

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