Von der Lößnitzbahn über die Hechtwagen zum modernen Niederflur-Gelenkwagen

Dresdener Straßenbahnfahrzeuge in Radebeul im Wandel der Zeiten (2. Teil)

Kleiner Hechtwagen 1827, Baujahr 1934, Niesky


Gänzlich war die Zeit der „Hechtwagen“ für Radebeul jedoch noch nicht abgelaufen. Die 1934 bis 1938 für Dresden gebauten „Kleinen Hechtwagen“ (Bild 7), von denen 1945 ebenfalls von einst 48 Exemplaren noch 27 Stück im Bestand waren, konnten erst nach einer umfassenden technischen Erneuerung ab 1952 wieder eingesetzt werden. Diese Fahrzeuge waren in den Kriegsjahren noch vor 1945 fast allesamt ausgefallen, da große Materialprobleme wegen der Kriegswirtschaft auftraten.

Lowa ET54, Baujahr 1956, Gotha


So konnte die Linie 14 ab 1954 noch bis 1961 von Radebeul-West nach Dresden-Niedersedlitz oder Kleinzschachwitz mit diesen kleineren und doch recht modern wirkenden Hechtwagen eingesetzt werden.

ET60, Baujahr 1960, Gotha


Ihr Ende mit Aussonderung und Verschrottung erlebten die kleinen Hechtwagen noch vor dem Ende ihrer großen und etwas älteren Brüder ab 1961, da sie nicht für den Betrieb mit 2 Beiwagen geeignet waren.

ET50, Umbau zum Einrichtungswagen 1963, Dresden


Für die in Radebeul verkehrende Linie 15 gab es 1956 die erste größere Lieferung von 16 Neubau-Straßenbahnwagen seit 1938, den ET 54 aus Gotha (Bild 8). Hintergrund war die Dringlichkeits-Beschaffungs-Maßnahme für das entstehende Flugzeugwerk in Dresden-Klotzsche. Diese Fahrzeuge kamen jedoch dahin nie zum Einsatz. Es war wohl nur ein Alibi auf dem Linien-Ziel-Film.

MAN-Triebwagen, Umbau zum Einrichtungswagen 1960, Dresden


Leider aber reichten die Neubaufahrzeuge von 1956 nie für die 12 benötigten Kurse, es mussten stets ältere Fahrzeuge von 1925/26 oder noch älter aushelfen.

Tatra-Wagen T4D, Baujahr ab 1967, Prag


Entspannung kam erst nach 1958 als einige weitere Neubauten vom Typ ET 57 aus Gotha (Bild 9 ) zur Verfügung standen.

Niederflur-Gelenkzug NGT6DD, 1. Generation, Baujahr ab 1995, Bautzen, Länge ca. 30 m


Die ET 54 und auch die älteren ET 50 wurden ab 1962 umfassend modernisiert und standen als Einrichtungsfahrzeuge auf den Linien 15 und 14 noch bis zu ihrer Aussonderung 1988 im Einsatz (Bild 10).

Die Liniennetzreform am 4. 5. 1969 in Dresden hatte auch Auswirkungen auf die Radebeuler Linien 15 und 14. So wurde aus der 15 eine 5 und aus der 14 eine 4, jedoch mit einem anderen Endpunkt in Pillnitz.

Die Linie 4 wurde fortan mit älteren, modernisierten Fahrzeugen, zum Teil auch als Einrichtungswagen (Bild 11) betrieben.

Eine große Veränderung im Straßenbahnnetz gab es in Dresden durch den umfassenden Einsatz der seit 1969 in Betrieb genommenen neuen Tatrafahrzeugen T4D und B4D (Bild 12), so auch auf den Radebeuler Strecken. Da die Stromversorgungsanlagen im Raum Coswig und Weinböhla noch nicht erweitert und erneuert waren, wurden diese Fahrzeuge vorerst nur ab 26.3. 1977 auf der Linie 5 zwischen Radebeul-West und der Dresdener Südvorstadt eingesetzt. Dies hatte aber zur Folge, dass die Linie 4 mit Fahrzeugen des Typs Gotha die Strecke von Weinböhla bis Pillnitz als längste Linie im Dresdener Netz mit 32,5 km unterwegs war und dadurch auch die Störanfälligkeit anstieg.

Mit einer erneuten Liniennetzumstellung in Dresden am 22.05.2000 fiel dann die Linie 5 gänzlich weg und auf der Linie 4 galt ein neuer angepasster Fahrplan. Die Tatrafahrzeuge waren nun auch bis Weinböhla unterwegs, aber nicht mehr bis nach Pillnitz, diese Strecke wurde 1985 auf Busbetrieb umgestellt.

Niederflur-Gelenkzug NGTD12DD, 2. Generation, Baujahr ab 2003, Bautzen, Länge ca. 45 m


Die seit 1995 in Dresden in immer größeren Stückzahlen angelieferten Niederflur- Gelenkwagen NGT eroberten seit 2000 nach Schaffung weiterer technischer Voraussetzungen auch die Linie 4 zwischen Weinböhla – Radebeul und Dresden-Laubegast und sind seitdem in 2 Generationen und 4 Ausführungen sowie unterschiedlicher Längen (Bilder 13 und 14 ) im Einsatz.

Niederflur-Gelenkzug NGTD12DD, 2. Generation, Baujahr ab 2003, Bautzen, Länge ca. 45 m


Nachsatz :
In vorliegender Beschreibung hat sich der Verfasser in der Regel stets nur auf die in Radebeul eingesetzten Triebfahrzeuge beschränkt.

Selbstverständlich gab es auch noch eine große Zahl von Anhängerfahrzeugen unterschiedlichster Bauart. Deren Erläuterung würde allerdings diesen Rahmen zu weit spannen.

Auch gab es in Radebeul neben den beschriebenen „Stammlinien“, vornehmlich in Spitzenzeiten wie dem Berufsverkehr noch zusätzliche, planmäßig verkehrende weitere Linien.

Diese sollen hier nur kurz vorgestellt werden:

Alte Straßenbahnenlinien von oder über Radebeul:
Linie 25 Radebeul-West – Trachau – Kleinzschachwitz (bis 16.3.1948)
Linie S 14 Radebeul-West – Leuben
Linie S 15 Coswig – Radebeul – Postplatz – Plauen
Linie 13 (Coswig – Radebeul-West) – Radebeul-Ost – Leubnitz (ab 1974 nach Reick)
Linie 16 Radebeul-Ost – Zschertnitz (mit T4D+T4D)
Linie 52 (Radebeul-West) – Radebeul-Ost – Industriegelände Wilfried Heinrich

Linie 54 Radebeul-West – Seidnitz – Leuben
Linie 55 Coswig – Postplatz – Plauen
Linie 59 Radebeul-Ost – Freital Hainsberg (zum Teil auch mit kleinen Hechtwagen)
Linie E 13 Radebeul-Ost – Reick

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