6. Bauherrenpreiswanderung

Vom Armenhaus der Nieder- und Oberlößnitz zur Villa Walter

Bild: M. Mitzschke

Wissen Sie, wo die Weinbergsgemeinden Nieder- und Oberlössnitz ihr Armenhaus hatten?

Aufmerksame Leser von V&R erinnern sich vielleicht, dass es im Dezemberheft des Jahres 2011 dazu einen interessanten Artikel von Frank Andert gab. Aber so schwierig will ich es nicht machen, erst dieses Heft zu suchen, ganz modern findet man diesen auch im Internetauftritt von V&R. Die Adresse des Armenhauses ist – An der Jägermühle 12.

Zu diesem Startpunkt lädt der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen alle Interessierten zur diesjährigen öffentlichen nun 6. Bauherrenpreiswanderung für Freitag den 30.Juni, 18 Uhr ein.

Wie gewohnt wird bei der Einladung zur Wanderung noch nicht so viel über das Programm verraten. Diejenigen, die 2019 an der Bauherrenpreiswanderung durch die Oberlößnitz teilnahmen, wissen aber sicher noch, dass wir das angedachte Programm nur zur reichlichen Hälfte geschafft haben. Es war so schön im Garten der Familie Häntsch auf der Eduard-Bilz- Straße 35 und bei Familie Bolza Schünemann auf der Bennostraße 29 wurde leckerer Wein ausgeschenkt, der zu so intensiven Gesprächen animierte, dass wir uns dort gar nicht trennen konnten.

Also diesen “nicht geschafften Rest” in der Oberlößnitz werden wir dieses Jahr mit einbinden. Die Wegstrecke wird wieder nicht weit und auch unkompliziert sein und es liegen zwischen End- und Anfangspunkt nur wenige hundert Meter, so dass man ein am Anfang abgestelltes Fahrzeug wieder gut erreicht.

Und Wein gibt es diesmal erst am Ende!. Wer will kann gern in gemütlicher Runde nach der Wanderung noch etwas bleiben.

Auch diesmal möchte ich die Gelegenheit nutzen, einen kleinen Rückblick auf unsere fünfte Bauherrenpreiswanderung am 29.04.2022 zu halten. Vielleicht möchten Nichtdabeigewesene, diese einmal nachwandern. Es trafen sich ca. vierzig Interessierte an der Lutherkirche zum Thema Radebeul Ost – “südlich der Meißner Straße”.

Herr Pfarrer Heinze begrüßte die Gruppe vor der Kirche und gab uns Einblicke in das neue Gemeindehaus der Lutherkirchgemeinde. Dafür wurde 2019 die Lutherkirchgemeinde mit dem Bauherrenpreis geehrt.

Gemeindehaus Bild: M. Mitzschke

Dazu gab es auch während der Planungsphase schon einmal eine Veranstaltung des Vereins, in der der Architekt Prof. Knoche aus Leipzig die gedanklichen Ansätze zur Raumfindung, Funktion und Materialität des angedachten Gebäudes vorstellte. Nun konnten wir erleben, wie dies in beeindruckender Qualität Wirklichkeit geworden ist.

Das nächste Ziel war der Karl May Hain, für den die Stadtverwaltung Radebeul 2019 den Bauherrenpreis in der Kategorie “Gärten und Freiflächengestaltung” erhielt. In guter Symbiose waren der historische und der neue Teil zu erleben. 1932 legte der Karl-May-Verein zu Ehren des Schriftstellers diesen Hain an. 1992 wurde dieser als öffentliche Parkanlage umgestaltet und 2017 / 2018 im Auftrag der Stadtverwaltung Radebeul durch das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten und den Holzdesigner Alexander Fromme attraktiv aufgewertet und erweitert. Schwerpunkt war die mit der Erneuerung der Wassertechnik verbundene Sanierung der Wasserläufe sowie der Wasserbecken des Silber- und des Herzsees. Wie die fünf Kontinente, über die Karl May schrieb, fließen jetzt nach ca. 50 Jahren wieder fünf Bachläufe. Die Erweiterung der Parkanlage erfolgte in östlicher Richtung in Form eines Spiel- und Erlebnisbereiches für die jüngeren Besucher des Karl-May-Museums. Karl Mays Buchthemen sind für die Kinder lebhaft und plastisch umgesetzt. Vom Silbersee zieht die Karawane in die Wüsten Arabiens, dem Schauplatz der Abenteuer Kara Ben Nemsis.

Weiter ging es zum sanierten Pavillon an der Pestalozzi Schule. Für diesen erhielt die Stadtverwaltung Radebeul 2006 den Preis in der Kategorie “Gärten, Außenanlagen und Freiflächen”.

Der Titel der Wanderung “Radebeul südlich der Meißner Straße” war von mir natürlich etwas provokativ zu dieser immer mal wieder angeführten Trennlinie Radebeuls gemeint. Es gibt so viele schöne Bereiche Radebeuls, die südlich der Meißner Straße liegen! Auffällig ist aber, dass hier in der Hauptsache die öffentliche Hand Bauherrenpreisträger ist.

Für den Hort der Schillerschule ist auch 2022 ein neuer Preis an die Stadtverwaltung gegangen. Ich begreife dies in Summe als Referenz an die Bemühungen der Stadtverwaltung, diesen Bereich qualitativ aufzuwerten – herzlichen Dank und viel Erfolg für Zukünftiges!

Nächstes Ziel war die Passage Sidonienstraße 2. Dafür gab es 2000 den Sonderpreis für Gestaltung eines städtebaulichen Ensembles an den Bauherren Christoph Dross. Geplant wurde durch die Architekten Frank Mehnert und Udo Scholz.

Gegenüber steht mit dem Bahnhof Radebeul-Ost als Kulturbahnhof der nächste Preisträger. Die Stadtverwaltung erhielt 2002 dafür den Sonderpreis für Gewerbliche Bauten.

Wie schade ist es, dass der Bahnhof in Kötzschenbroda ein ganz anderes Dasein fristet.

Ein paar Schritte waren es nur bis zum Alten Güterboden. Der Bauherr SSB Immobilien GmbH &Co. KG erhielt dafür den Preis 2006 in der Kategorie “Gewerblich/ Öffentliche Bauten”. Geplant wurde das Vorhaben von SAI Scharrer Architekten und Ingenieure.

Alter Güterboden Bild: M. Mitzschke

Bequem durch die Unterführung des Bahnhofes, die neuerdings eine tolle Wandgestaltung hat (Nichteisenbahnfahrern sei eine Besichtigung empfohlen), erreichten wir den Robert-Werner-Platz. Für das Wohnhaus Robert-Werner-Platz 11 erhielt Familie Hagen, die auch selbst plante, 2006 den Preis in der Kategorie “Denkmalpflegerische Instandsetzung”.

Endpunkt der Wanderung war der Robert-Werner-Platz an sich. Hierfür erhielt die Stadt Radebeul 2016 den Preis der Jury und den Publikumspreis in der Kategorie “Freiflächengestaltung”. Die Planung erfolgte durch das Büro Bender Freiraumplanung. Hier ist eine tolle Gestaltung gelungen, die gut angenommen und genutzt wird.

Auf die Frage, wer Robert Werner war, wussten nur wenige der Anwesenden eine Antwort. darum möchte ich auch Ihnen hier ein paar Informationen nicht vorenthalten:

Robert Werner (1862–1932) war Bürgermeister der Stadt Radebeul (1924–1927) sowie vorher bereits Gemeindevorsteher seit 1893. Zudem wurde er mit Ende seiner Bürgermeistertätigkeit zum Ehrenbürger Radebeuls ernannt. Anlässlich seines Todes erfolgte die Widmung des Platzes auf seinen Namen. Wer sich zu Robert Werner weiter informieren möchte, dem sei der Artikel von V&R vom Mai 2010 von Anette Karnatz und Frank Andert empfohlen.

Für den Ausklang wählten wir die vor dem Kulturbahnhof aufgestellten Gartenmöbel, zumal die bei der Weinhandlung Andrich vorgeorderten Gläser und leckeren Weine dorthin ganz schnell zu bringen waren. Eine schöne Gelegenheit, hier im Zentrum einen angenehmen Platz zum Sitzen zu finden. Es ergaben sich noch nette Gespräche.

Falls jemand bei diesem Artikel das erste Mal auf die Bauherrenpreiswanderung stößt, soll noch kurz die Motivation des Vereins zu dieser angerissen werden.

In Zeiten des sich schnell entwickelnden, pulsierenden Baugeschehens in Radebeul wurde der Radebeuler Bauherrenpreis vom Verein für Denkmalpflege und neues Bauen Radebeul e.V. gemeinsam mit der Stadt Radebeul ins Leben gerufen. Von 1997 bis 2011 wurde der Preis jährlich für Neubau, Denkmalpflege und Außenanlagen verliehen. Mittlerweile ist die Intensität des Bauens in der Stadt zurückgegangen und der Preis wird alle 3 Jahre vergeben, zuletzt 2022. Dieser Preis soll ein Element sein, um die Diskussion über Auffassungen zur Baukultur in Radebeul zu fördern und öffentlichkeitswirksam zu machen. Er ist auch von der Hoffnung getragen, Bauherren und Investoren zu erreichen und anzuregen, im Vorfeld über die Wirkung ihrer geplanten Bauwerke in der Stadt nachzudenken. In der Satzung unseres Vereins geht es um den Erhalt des „besonderen Charakters von Radebeul“. Was das ist, diese Diskussion ist nie abgeschlossen. Nur die aktive, stetige Auseinandersetzung mit diesem Thema in der Stadtgesellschaft wird uns diesen ahnen, bewahren und weiter gestalten lassen.

Daraus ist im Verein auch die Idee entstanden, mit einer Bauherrenpreiswanderung, sich die Preisträger vergangener Jahre wieder mal ins Bewusstsein zu rufen und diese erneut zu Fuß in Ruhe und mit offenem Blick zu betrachten und sich darüber auszutauschen. Und auf dem Weg zwischen den Preisträgern ergeben sich auch so manche Ansichten und Einsichten in unseren städtebaulichen Raum, die Gesprächsstoff liefern.

Michael Mitzschke

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2 Kommentare

  1. Frank Schirutschke
    Veröffentlicht am Mi, 28. Jun. 2023 um 15:46 | Permanenter Link

    Würde gern 2 Personen jedoch noch unverbindlich anmelden. Bisher hat es ja auch immer geklappt

    Liebe Grüße von Frank Schirutschke

  2. Konrad Oeser
    Veröffentlicht am Mi, 28. Jun. 2023 um 21:10 | Permanenter Link

    Guten Tag Herr Schirutschke,

    wir haben nur den Beitrag veröffentlicht. Anmeldungen zur Wanderung bitte an email@denkmalneuanradebeul.de senden oder auf der folgenden Seite Kontakt mit dem verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul e.V. aufnehmen:
    https://www.denkmalneuanradebeul.de/kontakt#KontaktAnker

    Mit freundlichen Grüßen
    K. Oeser

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