8. Thematischer Filmclubabend

Das Wanderkino Film Club Mobil ist am 5. Oktober 2023 um 19.30 Uhr in der Stadtgalerie Radebeul zu Gast. Gezeigt wird der DEFA-Klassiker „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“, welcher 1974 Premiere hatte. Bis zur kleinsten Nebenrolle ist dieser leise Episodenfilm über einen freischaffenden Bildenden Künstler hochkarätig besetzt. Der Regisseur Konrad Wolf (1925–1982) hatte dabei den Bildhauer Werner Stötzer (1931–2010) vor Augen, der im Film selbst eine kleine Rolle spielt. Aber auch durch die wechselvolle Biografie von Konrad Wolf wurde dieser Film geprägt.

In der Hauptrolle brilliert der Schauspieler Kurt Böwe (1929–2000). Dieser beschreibt Stötzer als eigenartigen, humorigen und hintergründigen Typ. In Vorbereitung auf seine Rolle wohnte er eine Woche bei Stötzer. Sowohl der Schauspieler als auch der Bildhauer sind gewissenhafte Beobachtungsmenschen. Der Film wirkt sehr authentisch und lässt viel Raum für das Unausgesprochene. Der nahezu dokumentarische Realismus spiegelt sehr feinfühlig den Alltag jener Zeit. Der Film entstand 1973, in der hoffnungsvollen Übergangszeit von der Ulbricht-Ära zur Honecker-Ära, welcher schon bald eine neue Phase der Agonie folgen sollte. Vor allem in Konrad Wolfs späten Werken klingen immer wieder kritische Töne gegen die Beeinflussung der Kunst durch die Politik an. Gedreht wurde u. a. in Stötzers Geburtsstadt Steinach, wo tatsächlich auch „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ zu sehen ist

Der nackte Mann auf dem Sportplatz

1973/74, DDR, DEFA, Künstlerische Arbeitsgruppe „Babelsberg“
101 Minuten, FSK 6

Regie: Konrad Wolf; Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, Gerhard Wolf;

Musik: Karl-Ernst Sasse; Kamera: Werner Bergmann; Schnitt: Evelyn Carow;

Besetzung (Auswahl): Kurt Böwe als Kemmel, Ursula Karusseit als Gisa Kemmel, Martin Trettau als Hannes und in weiteren Rollen: Elsa Grube-Deister, Marga Legal, Ute Lubosch, Vera Oelschlegel, Erika Pelikowsky, Katharina Thalbach, Ursula Werner, Reimar Johannes Baur, Gerhard Bienert, Dieter Franke, Matti Geschonneck, Wolfgang Heinz, Rolf Hoppe, Thomas Langhoff, Walter Lendrich, Dieter Mann, Günter Schubert, Jaecki Schwarz, Werner Stötzer, Hans-Joachim Wolle…

Zur Handlung: Der eigensinnige und wortkarge Bildhauer Kemmel befindet sich in einer Schaffenskrise. Ein von ihm gestaltetes Relief hatte man nicht aufgestellt, sondern abgestellt – im Feuerwehrturm. Es würde zu wenig Schwung und Optimismus ausstrahlen, erklärte ihm die LPG-Vorsitzende.

Für die Arbeit an einer Büste sollte der ehemalige Wismut-Arbeiter Hannes Modell sitzen, der aber zunächst ablehnte. So nach und nach entwickelt sich zwischen beiden eine spröde, immer besser werdende, Beziehung. Trotzdem misslingt auch dieses Werk.

Unerwartet kommt eine Delegation vom Sportclub aus dem Heimatort in Kemmels Atelier. Gewünscht wird ein Ehrenmal, möglichst mit der realistischen figürlichen Darstellung ihres „Idols“, dem jüngst verstorbenen ehemaligen Torwart. Kemmel nimmt den Auftrag an. Doch zur Enthüllung gibt es einen Eklat, denn der dargestellte Sportler ist kein Fußballer und noch schlimmer – er ist nackt. Es dauert einige Zeit, bis das Kunstwerk akzeptiert wird. Schließlich erhält Kemmel einige Fotos, auf denen zwei lachende Mädchen neben dem „nackten Mann“ zu sehen sind. Kunst braucht eben Verständnis und kein Feigenblatt!

Reservierungen unter 0351-8311626, 0160-1038663

Karin Baum und Michael Heuser
Sprecher der Cineastengruppe „Film Club Mobil“ im Radebeuler Kultur e.V.

Anmerkung: unter Verwendung von verschiedenen Filmbegleitmaterialien und Wikipedia-Eintragungen

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