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Pünktlich zum krönenden Abschluss der Faschingszeit erscheint auf unserem Titelblatt der „Zecher im Weinberg“.

Halb sitzend, halb liegend hingebreitet, den linken Arm hinterm Kopf verschränkt, schwenkt er in der Rechten die Weinflasche, das nur allzu rasch wieder leere Glas erneut zu füllen. Hinter ihm thront der Weinberg.

Mit sparsamen weißen Linien ist die Szene aus der schwarzen Fläche geschnitten. Weiße Flecken – der östliche Himmel überm Berg, die Lagerstatt des Zechers – weisen auf die kommende Zeit des Lichtes hin. Ein liebevolles Detail mildert die grobe Geste unbeherrschten Trinkens: Von weißem Vogel frech beäugt, stellt sich ein schwarzer Kater schlafend.

Der Künstler liebt die stillen Freuden, die gleichwohl immer wieder ungestüm aus ihm herausbrechen. Und er hat den Geist dieser Tage erfaßt: Das Wort „Fasching“ (mhd. „vast-schanc“) bezeichnet den in Strömen fließenden „Fasten-trunk“, womit eine ältere Tradition der Fruchtbarkeitsrituale aufscheint. Das seit dem 17. Jh. gebrauchte Wort „Karneval“ bezeichnet den Abschied vom Fleisch („carne vale“: „Fleisch, lebe wohl“), kann sich aber auch auf den „carrus navalis“ beziehen, den „Schiffskarren“, der anläßlich von Frühlingsumzügen zum Wiederbeginn der Schifffahrt zum Einsatz kam.

Indem Michael Hofmann mit seinen Holzschnitten Geschichten erzählt, greift er auf die Anfänge seiner Kunst zurück. Zu Beginn des 15. Jhs. nämlich kam zunächst das Einzelblatt in Umlauf, bevor sich ab Jahrhundertmitte die Buchkunst durchsetzte, und der Holzschnitt als Mittel zur Illustration in die zweite Reihe trat. (1600)

Thomas Gerlach

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