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Gedenkblatt für Friedrich-Wilhelm Junge

15. Juli 1938 – 20. Februar 2025

Foto: Thomas Adler

Respekt und Klarheit – Klarheit und Respekt

„Einfach nur hinsetzen und vorlesen bringt gar nichts“, sagte er. Jeder Text wollte durchdacht, wollte erarbeitet werden – das war er den Worten, deren Urheber, das war er auch sich, seinem Publikum schuldig.

So konsequent, wie er auf der Autonomie eines jeden Menschen bestand, nahm er zuerst sich selbst in die Verantwortung.

Als Gründungsmitglied des Courage-Preis-Vereins und natürlich vor allem als Kunstpreisträger der Stadt war seine Stimme auch in Radebeul gegenwärtig.

Je näher ich ihn kennenlernen durfte, umso mehr beeindruckten mich der Respekt und die Klarheit, mit denen Friedrich-Wilhelm Junge unterschiedslos allen Menschen gegenübertrat.

Respekt und Klarheit – darin liegt aus meiner Sicht das Vermächtnis, das er uns hinterlassen hat: Klarheit in Gedanken, Worten und Werken, getragen vom Respekt vor allem Leben als Ausdruck der Hoffnung, daß sich die Menschheit den Ehrentitel „homo sapiens“ irgendwann vielleicht doch noch verdient.

 

Gedenkblatt für Lieselotte Finke-Poser

29. Dezember 1925 – 10. April 2025

Foto: Thomas Adler

Frühjahrsputz – wo nur hin mit den alten Lexika? Immerhin finden sich dort noch ganzseitige Lebensbilder von Lieselotte Finke-Poser …

Lebensbilder –

Das Leben selbst war ihr Thema von allem Anfang an. Sie konnte es später mit Albert Schweitzers Wort von der „Ehrfurcht vor dem Leben“ für sich und ihre Arbeit vertiefen und lebenslang bewegen.
Tief verwurzelt im christlichen Glauben ist sie stets ihren eigenen Weg gegangen. Schon während ihres Studiums der Malerei und Grafik in Leipzig ließ sie sich von keinerlei Versprechungen korrumpieren und verließ die Hochschule ohne Diplom.

Aus eigener Kraft suchte und fand sie Zugang zu verschiedenen Verlagen und bekam Aufträge zu Illustrationen. Im Raum der Kirche fand sie für sich und ihre Kunst eine Heimstatt.

Die Stadt Radebeul, wohin sie ihrem Mann, dem Flötisten Willy Finke, 1953 gefolgt war, wurde für sie nach eigenem Bekenntnis „zur lieben Heimat“, um die sie sich freilich zunehmend Sorgen machte. Es war, sagte sie, ihr „vordringlichstes Anliegen, Radebeul als Gartenstadt darzustellen, bevor noch der letzte Baum gefällt, der letzte Garten zugebaut ist“.

Hervorzuheben in ihrer Kunst sind die Portraits insbesondere von Kindern und Senioren, Menschen also, die sich noch nicht oder nicht mehr verstellen, die keine „Rolle“ (mehr) spielen zu müssen glauben, sondern sich so zeigen, wie sie sind. In jedem Falle aber, so war sie überzeugt, verlangt ein Portrait, wenn es gut werden soll, viel Arbeit.

Lieselotte Finke-Poser wird fehlen in der Stadt – und das nicht nur während des Grafikmarktes, den sie mit aus der Taufe gehoben hatte und bei dem sie stets persönlich anwesend war.
Nun bleibt ihr Stuhl leer …

Thomas Gerlach

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