Frieden hören – Frieden leben

Atmen Sie einmal ganz tief ein… Ja, wirklich! Nehmen Sie sich einen Moment der Ruhe und hören Sie genau hin. Was nehmen Sie in diesem Augenblick wahr?

Ist es das Zwitschern der Vögel im Frühling? Das Lachen der aufgeweckten Kinder nach Schulschluss? Oder doch das Dröhnen der Bauarbeiten auf der Meißner Straße? Was es auch immer ist, wahrscheinlich sind es ganz alltägliche Geräusche. Friedliche Geräusche.

Doch dieser Frieden ist nicht immer selbstverständlich, auch nicht in unserem behüteten Kötzschenbroda. Wenn wir auf mehr als 400 Jahre zurückblicken, hören wir andere Klänge: das Klirren von Schwertern, die Schreie der Verletzten, das Schluchzen der Verzweifelten. Es war die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Dieser hinterließ tiefe Spuren auch in unserer Heimat, da Sachsen zwischen 1631 bis 1645 zu einem der am meisten zerstörten Gebiete des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zählte.

Doch was machen wir heute aus diesem erworbenen Frieden? Überhören wir ihn? Stempeln wir ihn als „Alltag“ ab, ohne uns weiter damit zu beschäftigen?

Natürlich ist mir bewusst, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, fällt uns Deutschen nicht immer leicht. Aber Vergessen ist keine Lösung! Darum lasst uns erinnern! An einen ereignisreichen Tag im Jahr 1645, als hier in Kötzschenbroda etwas sehr Mutiges geschah. Am 27. August wurde der Friedensvertrag unterzeichnet, der später den Weg zum Westfälischen Frieden ebnete. Eine Unterschrift, die Überwindung kostete, aber den Menschen damals eine erste Atempause verschaffte.

Im Rahmen meiner Studienarbeit in der 11. Klasse am Lößnitzgymnasium in Radebeul zum Thema „Vom Dreißigjährigen Krieg zum Friedensweg – Wie wir heute erinnern“, habe ich mich intensiv mit dem Projekt „Friedensweg Kötzschenbroda“ auseinandergesetzt. Ein Projekt, das mit Hilfe von 13 sogenannten Friedenstafeln im Umfeld der Friedenskirche das Thema in unserem Alltag würdigen soll. Dabei soll es Passanten, Touristen oder Besucher inspirieren, über das Thema Frieden nachzudenken. Den Endpunkt des Friedensweges bildet der beeindruckende Holztisch im Turmzimmer der Kötzschenbrodaer Friedenskirche, auf dem damals der Friedensvertrag unterzeichnet wurde. Damit wird das Ziel verfolgt, den Waffenstillstandstisch an die Öffentlichkeit zu bringen und über die Kirche hinaus ein klares Zeichen für Frieden zu verbreiten.

Durch meine Studienarbeit wurde mir bewusst, wie selten über das Thema Frieden heute gesprochen wird. Bei der Auftaktveranstaltung zum Friedensweg Kötzschenbroda im Luthersaal im September letzten Jahres habe ich gemerkt, wie oft auch ich einfach wegschaue oder weghöre. Und, dass ich damit nicht allein bin.

Aus dieser Erkenntnis entstand mein persönlicher Auftrag. Egal, wie viele Menschen ich damit erreichen kann: Ich möchte Frieden verbreiten. Das Kostbarste, was wir haben. Deshalb habe ich mich in verschiedenen Projekten eingebracht, Menschen von meinem Thema erzählt und als Höhepunkt meiner Arbeit eine Konfirmandenstunde selbständig durchgeführt, die Jugendlichen die Möglichkeit gab, zu kleinen Friedenstiftlerinnen und Friedensstiftlern zu werden. Aus dieser Konfirmandenstunde entstanden „Friedenssteine“, die künftig die Umgebung der Friedenskirche schmücken werden und damit zeigen, dass es sich lohnt, hinzuschauen. Denn Frieden wird in alltäglichen Situationen bewahrt, dort wo wir Menschlichkeit über Misstrauen stellen. Die Stationen zeigen, dass das Bewahren des Friedens in den alltäglichen Situationen liegt.

Lassen Sie sich gern darauf ein und zeigen Sie, dass wir aus der Geschichte von vor über 400 Jahren gelernt haben, indem wir heute genau hinhören, weiterhin mutig bleiben und ein wenig friedlicher miteinander umgehen.

Einen Beitrag dazu kann der pünktlich zum 380-jährigen Jubiläum eingeweihte Friedensweg leisten.

Anna Elisabeth Wolf
Schülerin der 11. Klasse am Lößnitzgymnasium Radebeul

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