Ehre dem Amt?
„Ehre, wem Ehre gebührt!“ Dieser Spruch nach dem Römerbrief 13,7 hat es freilich in sich. Sagt er doch zugleich, dass man mit diesem Begriff nicht nach Belieben um sich werfen sollte, sondern eine bedachte Wahl zu treffen ist. Und damit auch jeder gleich weiß, wo es langgeht, sei man nach Paulus Brief verpflichtet, gegenüber der Obrigkeit Gehorsam an den Tag zu legen. „Der Mann ehrt das Amt, nicht das Amt den Mann.“, bringt’s dann auch der Volksmund auf den Punkt.
Nun sind inzwischen 18 Jahrhunderte vergangen und die Welt ist nicht mehr die von Paulus und des Soldatenkaisers Maximinus I., wenngleich die Anfang des 3. Jahrhunderts beginnende Krise des römischen Reiches so manche Parallele zu heute zuließe. Die germanischen Stämme befanden sich damals gerade im Aufwind, hatten sie doch die Römer hinter die Rheingrenze zurückgedrängt. Während die Bedeutung der römischen Städte zurückging, bildeten sich in jener Zeit bei den Germanen zusehends feste Stammesregionen heraus.
Heute freilich sieht es mit den Germanen nicht allzu rosig aus. Sie wollen einfach nicht aus der Krise kommen. Die Wirtschaft klemmt, die Bildung hinkt, die Justiz rennt hinterher, die Kunst verblasst, die Politik hat den Überblick verloren und der Bürger soll in „Ehrenamt machen“. Ganz besonders im Sozial- und Gesundheitswesen ist er da gefragt, aber auch in der Bildung, der Kultur und selbstverständlich im Sport wie in der Politik. Manch einer behauptet gar, dass nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche in der Bundesrepublik nicht mehr ohne das Engagement der Ehrenamtler auskommen würden.
Grundsätzlich finde ich das ja gut, wenn der Bürger überall mitmischt. Da wird vielleicht aus der formalen Demokratie noch eine richtige. Allerdings, wenn sich jeder auf den Marktplatz stellen kann und dort große Reden schwingt, wird das am Ende doch auch nur Gülle. Ordnung muss schon sein. Aber welche? Den Witz, der mir dabei einfällt, lasse ich jetzt mal lieber stecken. Aber an dieser Stelle kommt nun ganz selbstverständlich wieder das Amt ins Spiel. Das Amt weiß wie Paulus, wo es lang geht. Allerdings ist das mit der Demokratie in der Antike ja auch aus dem Ruder gelaufen, Und darüber, was gegenwärtig in Europa und den USA los ist, muss ich jetzt nicht erst reden.
Irgendwie aber sollten wir doch den Laden wieder in den Griff bekommen. Das ist ja wie die reinste Schizophrenie! Einerseits haben wir keine Arbeitskräfte, weil die bundesdeutsche Frau maximal 1,35 Kinder in die Welt setzt und andererseits schiebt das Amt verstärkt arbeitswillige Menschen ab. Die seit Jahren sich so auftuenden Lücken kann auch kein Ehrenamt schließen.
Natürlich ist so eine Tätigkeit in fremden Gebieten für den Ehrenamtler auch eine Bereicherung. Er trifft auf andere Menschen, denen er sonst nie im Leben begegnet wäre, er schnuppert in Bereiche, von denen er früher keinen blauen Dunst hatte. Das fördert sein Verstehen und seine Achtung vor den Leistungen anderer. Das Kommunikationsverhalten entwickelt sich weiter und die Persönlichkeit des Betreffenden wird gestärkt. Es kann also nichts schaden, wenn man hin und wieder das Aufgabenfeld wechselt. Einfach mal paar Wochen im Weinbau oder in der Produktion arbeiten. Da macht man Erfahrungen, da kommt man im Leben nicht drauf. Ich fände es beispielsweise toll, wenn die Amtsleiterin, die seit Anfang August die Stadtgalerie auch kommissarisch leitet, in der schwierigen Zeit einige Dienste in der Galerie tun würde, wo dort jede Frau und jeder Mann für die anstehenden Aufgaben gebraucht werden. Gerade jetzt gilt es zusammenzustehen, um zu erhalten, was noch vorhanden ist. Und wir alle wissen doch, was schon alles dem Lößnitzbach heruntergegangen ist. Der Abgang der „Keimzelle [des] Stadtmuseums“ (B. Wendsche Neujahrsrede 2010) begeht dieses Jahr sein Zehnjähriges!
„Ehre, wem Ehre gebührt!“, aber nicht von Amts wegen, merkte schon Paulus in seinem Brief an, meint
Euer Motzi