In die Luft gegriffen
Andere fahren in Urlaub.
Mir genügt es, allemal zum Weinfest in K. mit Susanna eine Weltreise auf Georg Trabers Musik-Karussell zu unternehmen und danach noch von Stand zu Stand schlendernd den vergorenen Sonnenschein des vergangenen Jahres zu genießen.
Mal dankbar, mal notgedrungen sehen wir dabei auch die zahlreichen Begegnungen als Bereicherung. Wie sonst am Faß, erfahren wir bei solcher Gelegenheit allerhand Erstaunliches.
Zuerst ist da natürlich das nicht enden wollende Lob des Weines, für den wir ja alle hier sind – auch wenn der Trend dahin geht, dem edlen Saft den Geist zu entziehen. Dem Licht im Glase geht dabei freilich nichts verloren.
Wie aus dem Nichts steht Klaus neben uns. So schön vergoren mags gehen, lacht er, da ist das Gift raus, das übers Jahr auf die Reben verteilt wird.
Geht wohl nicht ohne, sag ich leise, Monokulturen brauchen fremde Hilfe.
Mag sein, mag sein, kontert Klaus, aber wenn das Zeug von Drohnen aus undifferenziert übers Tal versprüht wird, ohne Rücksicht auf Wäscheleinen und Kaffee trinkende Rentner, da ist für mich eine Grenze überschritten.
Drohnen? Frage ich – werfen die sonst nicht Bomben?
Klar, aber manchmal wollen sie auch bloß intime Bilder schießen … Na, nichts für ungut. Und schon ist er in der Menge verschwunden.
Mit einer Flasche aus dem eigenen Keller sitzen wir später bei Susanna auf der Terrasse, um den Tag ausklingen zu lassen. Die späte Herbstsonne bringt die Gläser noch einmal zum Leuchten.
Sieh dort, ruft Susanna plötzlich, da fliegt wieder eine – jetzt geht’s wohl wieder nur um Bilder – im Sommer hab ich aber deutlich und mehrfach die Sprühwolken gesehen, von denen vorhin die Rede war …
Ist wirklich das eine nicht ohne das andere zu haben??
Thomas Gerlach


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