In den Fachkreisen der Sächsischen Botanik ist sein Name unvergessen. Mancher Radebeuler wird sich an den Lehrer erinnern, jedoch in un serem Stadtarchiv ist nur wenig uber ihn zu finden. Die IG Heimatgeschichte versuchte, mehr über ihn zu erfahren. Er kam am 9. April 1886 in Chemnitz zur Welt, besuchte das Lehrerseminar in Annaberg und war danach bis 1909 in Rabenau, bis 1912 an einer deutschen Schule in Rotterdam und bis 1914 in Frankenberg als Lehrer tätig. 1915 erhielt er eine Lehrerstelle in Kötzschenbroda und betreute hier auch den Schulp?anzengarten. Im gleichen Jahr bezog er mit seiner Frau eine Wohnung im Haus Meißner Straße 247. 1945 aus dem Schuldienst ausgeschieden. übernahm er 1946 auf Bitten des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz den etwa 3000 qm großen Botanischen Pflanzengarten in Schellerhau, den er zunächst umfassend umgestaltete und in 20-jähriger Tätigkeit den Artenbestand zielstrebig vergrößerte. In verantwortungsvoller Weise gab er bis ins hohe Alter sein Wissen an viele Natur- und Heirnatforscher, die er seine ,,Engel“ nannte, weiter. Zeitweilig betreute er auch andere Pflanzengärten, wie z.B. den des Deutschen Hygienemuseums in Dresden. Stets setzte er sich leidenschaftlich als Verfechter des Natur- und Heimatschutzes ein. Bereits seit 1915 betrieb er die P?anzenkartierung, die von vielen ehrenamtlichen Kartierern auf der Basis von Messtischblättern ausgeführt wurde (und heute noch wird). Sie dienten der Erfassung der aktuellen Flora. Fritz Stopp war für das Messtischblatt Radebeul zuständig. Es umfasste 144 Quadratkilometer: vom Lößnitzbach bis Niederau und über der Elbe bis nach Röhrsdorf, Niederwartha und Naustadt. Er suchte, sammelte und registrierte die in dem Gebiet wachsenden Blütenp?anzen und Farne. Nach Art, Menge und Standort kartographisch eingezeichnet, entstand für jede P?anzenart ein eigenes Blatt. Er hat sein Gebiet unzählige Male durchstreift, sterbende Restbestände registriert, um sie eventuell unter Schutz zu stellen. So ist er immer unterwegs gewesen und hat dabei wertvolle Forschungsarbeit geleistet. Auch in unseren Radebeuler Fluren machte er manche Entdeckung, z.B. an der Grenze zu Dresden das ,,rote Waldvögelein“ und andere. 1957 schrieb er für die ,,Vorschau“ folgende kleine Geschichte: ,,Vor vielen Jahren ?elen mir im winterlichen Friedewaid absonderliche Jungeichen auf. Sie wuchsen regellos verteilt auf magerem Sand unfern der Meierei, auf kargem Syenitgrus um unseren Wasserturm, aber auch an grasig nassen Stellen nordwestlich Lindenaus. Namentlich erregten ihre struppigen Endknospen meine Aufmerksamkeit, die Blätter waren z.T. tief gebuchtet, fast fiederteilig und unterseits rnehr fühlbar als sichtbar behaart. Daheim konnte ich sie ais Zerreichen bestimmen (Quercus cerris). Sie stammen aus Südosteuropa und Kleinasien. Nach dem Mutterbaum suchte ich lange vergebens. Ohne Erfolg bat ich in den damals noch bestehenden drei Ortszeitungen um Mitteilung des Standorts einer fruchtenden Zerreiche, deren kurze Beschreibung ich dabei veröffentlichte Schließlich wandte ich mich an die großen Schüler meiner Klasse. Zu meiner nicht geringen Verblüffung meldeten bereits am nächsten Tage zwei Jungen den Erfolg ihrer Aufmerksamkeit: Sie hatten hinter einem Haus versteckt eine große Eiche gesehen, von der einer zum anderen auf gut Kötzschenbrodaisch sagte: ,Du, das ist Stoppen seine Eiche!‘ Die Bewohnerin des Hauses erzählte mir, dass sie seit Jahren auf der Eiche regen Häherbesuch beobachtet hatte. Die Häher hatten sicher weggekriegt, dass Zerreicheln nicht so herb schmecken wie die unserer Sommer- und Wintereiche. Die Vogel trugen die Früchte irn Kropf in den Wald und verteilten sie auf etwa 9 qkrn, bis zu einer Entfernung von reichlich 3 km. Der Mutterbaum stand unweit der (darnaligen) ,,Kaiserbrauerei“ in Radebeul West. Er wurde trotz meines Vorschlags, ihn zu erhalten, vor einigen Jahren gefallt. Die mutterlosen Jungeichen sind nun ganz auf sich gestellt. Sie wachsen so langsam, dass an Fruchten noch lange nicht zu denken ist.“ (Wie viele werden davon heute noch erhalten sein?) In vielfältiger Weise vermittelte er seine umfangreichen Kenntnisse anschaulich und einprägsam zur populären Aufklärung in Zeitschriften und Büchern; immer tätig bis ins hohe Alter ,,Mit ganzer Hingabe hatte sich Fritz Stopp – neben vier weiteren maßgeblichen Botanikern — der gründlichen Neubearbeitung des Standardwerkes von Wünsche-Schorler ,Die Pflanzen Sachsens‘ gewidmet, das 1956 erschien. Damit setzte er sich selbst einen unübersehbaren Denkstein in der Geschichte der sächsischen Floristik“ schrieb der ihm befreundete Botaniker Harald Schurz in einem Nachruf. Am 16. September 1975 war Fritz Stopp in seinem Radebeuler Heim verstorben. Seine letzte Ruhestätte fand er an der Seite seiner ersten Ehefrau unter dem von ihm 1956 selbst gep?anzten Urwelt-Mammutbaum auf dem Friedhof Radebeul West. Möge der Baum als lebendes Denkmal noch lange erhaiten bleiben.
Frau Helene Stopp herzlichen Dank für freundliche Unterstützung.
Lieselotte Schließer
Quellen SNN vom 14.11.1975, SZ vom 22.8.1986, Vorschau März 1957,
Vorschau und Rückblick Februar 1998