Fünfzehn Jahre Bauherrenpreis

Dr. Jens Baumann, Thomas Gerlach

Am 5. November sind in den Räumen der Sparkasse und des Zweckverbades Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZVOE) in Radebeul-Mitte zum 15. Mal die Bauherrenpreise der Stadt Radebeul vergeben worden.

Die zugehörige Ausstellung, die wie immer alle eingereichten Objekte vorstellt, schlägt zugleich einen Bogen über alle fünfzehn Jahre, der eine interessante Überschau ermöglicht.

Der Auftakt im Jahre 1997 war vielversprechend: In der Kategorie Denkmalpflege war das v. Minckwitzsche Weinberghaus mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden. Das 1729 errichtete Lusthaus hatte in den 1930er Jahren dem Maler Paul Wilhelm als Atelier gedient. Dem bald danach einsetzenden schleichenden Verfall hatte sich Wolfram v. Minckwitz zu Ende der 1980er Jahre mit viel Elan entgegengestemmt. Die politische Wende erleichterte schließlich die Rettung dieses baulichen Kleinods. Die behutsame Sanierung in zurückhaltender gelber Farbgebung entsprach der historischen Vorlage und erzielte eine angenehme Fernwirkung, die es zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Stadtsilhouette machte.

Die Entscheidung der Jury sollte richtungsweisenden Charakter tragen: In der Lößnitzstadt werden die leisen Töne bevorzugt.

Gleichwohl hat das über die Jahre in wechselnder Zusammensetzung arbeitende Auswahlgremium speziell mit seinen Entscheidungen zum neuen Bauen immer wieder für heftige Debatten gesorgt. Auch das war gewollt, sollte doch erreicht werden, daß sich die Bauwilligen bewußt in die gewachsene Kulturlandschaft einfühlen. Dies sei, so glaubten wir damals, ohne öffentliche Diskussion nicht zu erreichen.

Wie manch anderer, ist auch der Neubaupreis des Jahres 2009, ein Einfamilienhaus Auf den Ebenbergen, in der Öffentlichkeit nicht nur mit Beifall aufgenommen worden.

Mit dem Entwurf wurden Elemente der Umgebungsbebauung in moderner Formensprache adaptiert. Die architektonische Qualität gerät jedoch allzu leicht mit dem Publikumsgeschmack in Konflikt, wobei selbst Kritiker anerkennen, daß sich ein neugebautes Haus auch als solches zu erkennen geben darf.

In Altkötzschenbroda besteht schon lange keine generelle Sorge mehr um die städtebauliche Fortentwicklung. Dagegen kam und kommt es hier zunehmend auf die Beachtung städtebaulicher Details an. Deshalb wurde im Jahr 1999 die Sanierung des ehemaligen Hirtenhauses am westlichen Ende des alten Dorfangers mit einem Sonderpreis für städtebaulichen Denkmalschutz gewürdigt.

Über zehn Jahre lang hatte damals das bekannte Gebäude dem Verfall preisgegeben leer gestanden. Nach der Rekonstruktion zeigte und zeigt es eine gelungene Symbiose historischer Baukultur mit modernen Bedürfnissen.

Die zusammenfassende Ausstellung belegt das Bemühen den Juroren, mit ihren Entscheidungen der jeweiligen individuellen Situation in städtebaulicher und persönlicher Hinsicht gerecht zu werden. Von Jahr zu Jahr wurde neu versucht, nicht zuletzt über eine Variierung der Ausschreibung, den reichen Bestand an besonderen Einzelleistungen zu würdigen. Besonders schwer wurde das in der für das Erscheinungsbild der Gartenstadt unverzichtbaren Kategorie Garten- und Freiflächengestaltung, weil hier auch die saisonal wechselnden Ansichten die Einschätzung zusätzlich erschweren.

Im Rückblick wird deutlich, daß kategorieunabhängig die Hand des Architekten für die Qualität einer Arbeit steht. Dennoch galt und gilt der Preis der Bauherrschaft. Ihr Wille, ihr Verstand, ihr Risiko – letztlich auch das Risiko bei der Wahl des Architekten – sollen gewürdigt werden. Dabei spielt oft auch der Bauplatz selbst eine entscheidende Rolle. So muß es als außerordentlich mutig und Respekt heischend gelten, wenn etwa in den städtebaulichen Problemzonen, wie z.B. an der Meißner Straße, ein Wohnhaus saniert oder gar errichtet wird.
Ähnlichen Mut bewies in den Jahren 1999/2000 ein Investor, der in Radebeul Ost die Initiative ergriff und die Passage Sidonienstraße 2 errichten ließ.

Bauherr, Genehmigungsbehörde und Jury versprachen sich von diesem Objekt eine Signalwirkung für den Aufbruch in dem gesamten Bereich um Bahnhofsvorplatz, Sidonienstraße und Hauptstraße. Leider ist das Signal über zehn Jahre hinweg weder wahr- noch aufgenommen worden. Darin, aber auch in der Art und Weise, wie nun endlich doch weitergebaut werden soll, zeigt sich, wie begrenzt die Wirksamkeit des Bauherrenpreises, wie wohl anderer Preise auch, oftmals in der Wirklichkeit ist.

Die im Jahr 2011 ausgezeichneten Objekte fügen sich gut in den Reigen der bisherigen Preisträger ein. Mit der Brunnen- und Parkanlage am Professor-Wilhelm-Ring konnte ein Platz ausgezeichnet werden, der auf private Initiative und mit Hilfe bedeutender privater Spenden für die öffentliche Nutzung saniert wurde. Doch auch mit den anderen ausgezeichneten Objekten (und nicht nur mit ihnen), dem Garten der Familie Hentsch in der Eduard-Bilz-Straße 35, dem Neubau am Gymnasium Luisenstift, der sanierten Villa Wettinstraße 9 und dem wundervollen Kleinod Winzerstraße 67 ist die Stadt wiederum reicher geworden.

Künftig wird der Bauherrenpreis in größeren Abständen verliehen werden. Es wird eine Atempause geben. Diese wird auch dazu zu nutzen sein, an Hand der hier dokumentierten Wirkungsgeschichte der letzten fünfzehn Jahre zu überlegen, wie der Preis dem gewünschten Ziel: Förderung der Baukultur noch näher als bisher schon kommen kann. Die interessante Rückschau ist bis zum Jahresende während der Öffnungszeiten der Sparkasse und des Zweckverbandes zu besichtigen.

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