Am 11. August jährt sich der Todestag von Richard König zum 75. Male. Wir nutzen diesen Anlass, seine Person und sein Werk wieder einmal ins öffentliche Gedächtnis zu rufen. 1863 in Loebschütz in Schlesien geboren, lebte und arbeitete er von 1897 bis 1920 in Radebeul im Haus auf der Marienstrasse 24 und war einer der drei Kunstwarte des 1907 in Radebeul gegründeten Kunstvereins. Hier, in der Oberlößnitz, entstanden bedeutende Plastiken für öffentliche Bauten in Dresden und Radebeul, wie z.B. die überlebensgroßen Holzskulpturen, der „Moses“ und der „Johannes der Täufer“ in den erhöhten Altarnischen der Lutherkirche sowie der Wandbrunnen am Lößnitzgymnasium auf der Steinbachstraße.
Viele Jahre war das Wirken von Richard König in Radebeul und sein weiterer Verbleib in Vergessenheit geraten. Erst durch ein Schülerprojekt über die Entstehung des Wandbrunnens am Lößnitzgymnasium, geleitet von Erika Krause, einem Vereinsmitglied, ist viel Neues entdeckt worden und eine interessante Dokumentation entstanden. Dem Schüler Robert Janik gelang es z.B. in diesem Zusammenhang 1994, den Namenszug von Richard König am rechten oberen Quersims freizulegen und zu fotografieren.In den ersten Bauzeichnungen und Entwürfen für die neue Schule von 1905/06 war ein Brunnen mit dekorativer Inschrift, Porträtmedaillons und faunartigen Fabelwesen, aber ohne figurative Seitenteile vorgesehen. Richard König verwarf diese Vorlage zugunsten einer realistischeren Darstellung. Er porträtierte für seine figurativen Seitenteile zwei begabte ältere Schüler der Schule. Einer davon ist der spätere Dipl.-Ing. Friedrich Gutsche, dessen Gipsmodell noch heute in Moritzburg nachweisbar ist.
Aus einer Jubiläumsausgabe des Radebeuler Tageblattes von 1922, die über den Erweiterungsbau des Gymnasiums von 1914 berichtete, ist zu ersehen, dass der Brunnen in zwei Etappen fertiggestellt wurde. Diese Annahme unterstützt auch eine Rechnung der Firma Eisold aus dem Jahr 1914, aus der hervorgeht, dass dem Künstler später noch einmal 2000,- M für die Fertigstellung ausgezahlt worden waren.
Die Brunnenanlage mit dem dekorativ gestalteten Seeungeheuer, den spielenden und zankenden Putten, die im Gegensatz zum Ernst der jungen Männer stehen, hat bestimmt viele Schülergenerationen beeindruckt. Sicher auch Christian Barnewitz, dessen Schulzeit dort im 2. Weltkrieg endete. Seinem Wirken und einer großzügigen Spende der Freimaurer Dresdens ist es zu verdanken, dass die Brunnenanlage 2009 wieder instand gesetzt wurde und das Wasser wieder fließen kann. Nach der figurativen Gestaltung des Brunnens sind keine größeren Arbeiten Richard Königs in der Oberlößnitz mehr nachweisbar. Er war beim Ausbruch des 1. Weltkrieges 51 Jahre alt und ein produktiver Lebensweg lag hinter ihm.Von 1882-85 hatte er an der Berliner Kunstakademie bei dem damals berühmten Bildhauer und Plastiker Alexander Calandrelli, dessen „Landsknechte“ wir als Terrakotten auf der E.-Bilz-Str.44 stehen haben, studiert und von 1885-87 bei Professor Ernst Julius Hähnel in Dresden sein Studium fortgesetzt.
Für seine ausgezeichneten künstlerischen Leistungen erhielt er ein Stipendium für Oberitalien, Florenz und Rom und wurde später zum Professor für Plastik und Kunstbildhauerei an die Dresdner Kunsthochschule berufen.
Schon mit 28 Jahren hatte er an wichtigen Ausschreibungen und Wettbewerben für öffentliche Bauten teilgenommen und große Aufträge erhalten, wie z.B. die Gestaltung der Giebelgruppe „Herrscherruhm“, „Saxonia“ und „Bildhauerkunst“ auf dem Albertinum und Aufträge für die Gestaltung von Figurengruppen auf und an dem Gebäude der Dresdner Kunstakademie auf dem Brühl.
Durch seine Bekanntschaft mit den Architekten Rudolf Schilling und Julius Graebner war er in die Ausstattung verschiedener Kirchenbauten im Dresdner Raum einbezogen worden, so z.B. in die Gestaltung der Christus- und der Kreuzkirche in Dresden und der Lutherkirche in der Oberlößnitz.
1896 kaufte er ein Haus in der Oberlößnitz, an das er später ein Atelier anbauen ließ. Mit seiner Familie verbrachte Richard König hier eine sehr glückliche Zeit. Seine drei Kinder wurden hier geboren und seine Frau Lucie, die Tochter des bekannten Dresdner Malers Friedrich Preller d.J., war ihm eine verständnisvolle Ehefrau, tolerant und freundlich zu ihren eigenen und auch zu den Kindern aus den Nachbargrundstücken. Daran erinnert sich Frau Susanne Friedrich, eine Freundin des Hauses, mit der Erika Krause noch vor einigen Jahren Kontakt aufnehmen konnte. Sie erinnert sich aber auch daran, dass alle sehr viel Respekt vor dem würdevoll auftretenden Herrn Professor hatten, dessen Atelier selbst die eigenen Kinder niemals betreten durften. Hier wollte er seine Ruhe haben!
Seine Prinzipientreue und die politischen Ereignisse nach 1918 veranlassten ihn wahrscheinlich auch, Sachsen zu verlassen und mit seiner Familie 1920 nach Oberammergau umzusiedeln. Nach Aussagen der Tochter Anneliese führten sie hier ein zurückgezogenes Leben. Größere Bildwerke aus dieser Zeit sind nicht bekannt. Der Kontakt zu den Freunden aus der alten Heimat wurde immer wieder gesucht.
Zum Winzerfest 1924 grüßt Richard König „die liebe alte Lößnitzheimat, ehrwürdig durch so manches erinnerungsreiche Denkmal der Vergangenheit, so freundlich anheimelnd mit ihren schattigen Gründen, sonnigen Höhen, so reich an immer neuer Schönheit im Wechsel der Jahreszeiten.‘
Die Sehnsucht nach Radebeul und den Freunden reißt wahrscheinlich bis zu seinem Tod nicht ab. Am 11. August 1937 verstarb Richard König und wurde auf dem Ostfriedhof in München beigesetzt.
Gudrun Täubert
Ein Trackback
[…] Adlers windet, ein Bild des jungen Deutschlands, das seine Fesseln zerreißen will. Bildhauer Richard König in Radebeul, der Schöpfer zahlreicher bedeutender, mit Auszeichnungen bedachter Bildwerke, hat […]