35. Radebeuler Grafikmarkt

Am 2. und 3. November im Rathaus und gegenüberliegenden Gymnasium

Wenn die Tage merklich kürzer werden und die letzten Blätter durch die Straßen tanzen, dann ist es wieder soweit: die Freunde der Bildenden Kunst strömen mit großen Mappen unterm Arm ins Rathaus und das gegenüberliegende Gymnasium nach Radebeul Ost zum Grafikmarkt. Ihr Interesse hat nicht nachgelassen. Rund 4.000 Besucher sind es in jedem Jahr. Unbenannt-1
Das Jubiläum bietet nun Anlass, sich zu erinnern, wie alles begann. Der erste Radebeuler Grafikmarkt fand am 20. und 21. Oktober 1979 im Festsaal des Rathauses statt, in jenem Raum, der auch heute noch im Mittelpunkt dieser zweitägigen Veranstaltung steht. Als einer der maßgeblichen Organisatoren, die den Grafikmarkt einst ins Leben riefen, sei der damalige Vorsitzende der Radebeuler Pirckheimergesellschaft Fritz Treu (1908- 2009) genannt. Dass diese schöne Tradition ohne zeitliche Unterbrechungen fortgesetzt werden konnte, bedeutete ihm sehr viel und so ließ er es sich selbst als Hundertjähriger nicht nehmen, den 30. Radebeuler Grafikmarkt noch einmal persönlich zu inspizieren. Zu jenen Künstlern, die bereits beim ersten Grafikmarkt mit ihren Arbeiten vertreten waren, gehört die Radebeuler Malerin und Grafikerin Lieselotte Finke-Poser. Obwohl sie mit 88 Jahren die älteste Grafikmarktteilnehmerin ist, will sie – sehr zur Freude ihrer großen Verehrerschar – auch in diesem Jahr an beiden Tagen anwesend sein. Lag die organisatorische Leitung bis 1989 beim Kulturbund Dresden-Land, so übernahm nach dessen Auflösung die Stadtgalerie ab 1990 die Federführung. Seitdem hat sich die Zahl der ausstellenden Künstler vervierfacht, die Präsentationsfläche mehr als verdoppelt und die Öffnungszeiten wurden den Bedürfnissen der Besucher angepasst. Auch hängen die Grafiken nicht mehr pur an der Wäscheleine. Stattdessen werden die empfindlichen Originale mit Klarsichtfolien geschützt. Alles muss seine Ordnung haben. Nach wie vor ungebrochen ist der Enthusiasmus, mit dem Künstler, Helfer aus Bürgerschaft und Stadtverwaltung, der Förderkreis der Stadtgalerie, der Radebeuler Kunstverein sowie der Kulturverein der Stadtbibliothek dem kleinen Organisationsteam seit Jahren zuverlässig und tatkräftig zur Seite stehen. Durch das Zutun aller Beteiligten bleibt der Grafikmarkt lebendig und individuell. Nicht nur Sammler, sondern vor allem auch Familien gehören seit Generationen zum festen Besucherstamm. Der Umgang mit Kunst ist hier ungezwungen. Gekauft wird, was gefällt. Mehr als 100 Künstler präsentieren Druckgrafiken, Zeichnungen, Collagen, Aquarelle, Scherenschnitte, Fotografien, Künstlerbücher, Kunstpostkarten, Plakate, Kalender und Kataloge. Über 3.000 Exponate stehen zur Auswahl. Das Spektrum an Techniken, Handschriften und Motiven ist breit gefächert und reicht von der Miniatur bis zum Großformat. Die Preise sind sehr moderat und liegen in der Spanne von 5 bis 1.000 Euro. Jeder Grafikmarkt hält Überraschendes bereit. Neben bekannten Künstlern gilt es vor allem immer wieder auch junge und solche, die noch nicht im Rampenlicht stehen, zu entdecken. Mit von der Partie sind auch die Radebeuler Künstlerkinder, welche am Samstag ihren eigenen kleinen Markt betreuen. Das Grafikmarktplakat, eine Algrafie, entwarf die Dresdner Malerin und Grafikerin Ulla Andersson. Dreißig Vorzugsdrucke auf Bütten wurden von der Künstlerin handsigniert. Ebenfalls sehr begehrt ist die limitierte Grafikedition für Kinder, welche in diesem Jahr von dem Dresdner Grafiker und Illustrator Gerald Risch sehr humorvoll gestaltet wurde. Das Künstlercafé bewirtschaftet der Radebeuler Kunstverein. Dessen künstlerische Ausgestaltung erfolgt durch die Radebeuler Malerin und Grafikerin Irene Wieland. Darüber hinaus sind von ihr auch monumental wirkende Fabelwesen aus Stahl im Außenraum zwischen beiden Ausstellungshäusern zu sehen. Mit Informationsständen werden der Radebeuler NOTschriften- Verlag und die Buch-, Prägeund Rahmenwerkstatt Kruschel vertreten sein. Verschiedene Drucktechniken demonstriert der Radebeuler Maler und Grafiker Andrè Uhlig und eine kleine Foyerausstellung illustriert die 35-jährige Geschichte des Radebeuler Grafikmarktes. Es bietet sich also reichlich Gelegenheit, um sich zu informieren, neue Kontakte zu knüpfen und natürlich auch, um Geschenke zu kaufen, denn bis Weihnachten bleibt nicht mehr viel Zeit.

Karin Gerhardt

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