Annerose Schulze zeigt „paperwork“ in der Stadtgalerie Radebeul

Textilgestalterin Annerose Schulze

Textilgestalterin Annerose Schulze

Obwohl die Textilgestalterin Annerose Schulze nun schon seit über zwei Jahrzehnten in Radebeul ansässig ist, präsentiert sie sich mit einer umfassenden Personalausstellung im Jahr 2013 in der Lößnitzstadt zum ersten Mal. Geboren 1947 in Walthersdorf im Erzgebirge, studierte Annerose Schulze in Schneeberg an der Fachhochschule für Angewandte Kunst Textil-Design. Nach dem Studium folgten Jahrzehnte der freiberuflichen Tätigkeit. Entstanden sind in dieser Zeit Assemblagen, Collagen, Applikationen, Materialmontagen, Objekte und Installationen, später auch komplexe baugebundene Kunstwerke.
In der Dresdner Sezession 89, einer Vereinigung von Künstlerinnen, engagiert sich deren einstige Mitbegründerin bis heute. Die Gruppe betreibt in Dresden u.a. eine eigene Galerie, pflegt internationale Kontakte, konzipiert und realisiert zahlreiche Ausstellungen sowie temporäre Kunstprojekte im Außenraum.
Es ist wohl unbestritten, dass Annerose Schulze den vordersten Reihen der Sächsischen Kunstszene zugeordnet werden kann. Besondere fachliche Anerkennung erfuhr sie im Jahr 2000 mit der Berufung zur Professorin an die Westsächsische Hochschule Zwickau, Fakultät Angewandte Kunst in Schneeberg.
Erwähnt sei die Vorliebe der Künstlerin für minimalistisch-serielle Musik. Bereits ab Mitte der 80er Jahre begann sie medienübergreifend mit Musikern und Tänzern zusammenzuarbeiten. Ihre Lust am Experimentieren ist bis heute ungebrochen. Und so verwundert es kaum, dass zur Vernissage der „Nachjubiläumsausstellung“ am 15. November als eine Art Hommage die Uraufführung der Komposition „66 Töne“ zu erleben war. Die Dresdner Komponistin, Musikerin, Sängerin und Performerin Agnes Ponizil wurde hierzu von Annerose Schulzes Kunst angeregt und machte ihr diese am Eröffnungsabend zum Geschenk.

Performerin Agnes Ponizil

Performerin Agnes Ponizil

Das eigenwillige Original-Büchlein mit der Komposition übergab sie der Galerieleitung mit dem Hinweis, dass es während des Ausstellungszeitraumes von jedem Besucher eingesehen werden kann.
Reisen, die Annerose Schulze gemeinsam mit ihrem Mann, dem Holzbildhauer Fritz Peter Schulze, nach China führten, wirkten sich ebenfalls auf ihr Schaffen aus. Dabei ist für sie vor allem das Medium Papier von großem Interesse. Denn „die Sprache des Papiers ist eine Vielfältige… man kann es bemalen, knittern, falten, prägen, zerreißen, knüllen, bekleben, bezeichnen und besticken…“.
Facetten dieser künstlerischen Auseinandersetzung zeigt Annerose Schulze nun in der Ausstellung „paperwork“. Zu sehen sind Stickereien mit Seidengarnen auf tibetischen LOKTA-Papieren oder selbst hergestellten Papieren aus Pflanzenfasern, Blindprägungen und Collagen. Augenscheinlich ist aber auch, dass Buchstaben, Zahlen, Zeichen den Raum füllen, die wie eine Wolke zwischen beiden Etagen der Stadtgalerie zu schweben scheinen. Schon ein Lufthauch bringt die einzelnen Gebilde in Bewegung, was die Künstlerin mit folgenden Worten kommentiert: „Zwischen A und O gibt es viele Zeichen… Schon allein die Schönheit eines Buchstabens inspiriert und wandelt sich zu einer neuen eigenständigen abstrakten Form. Das Spiel mit Symbol und Zeichen wird zum Bildinhalt und Sentenzen aus Texten finden eine neue künstlerische Ordnung“.

Die Ausstellung ist bis zum 22. Dezember jeweils von Dienstag bis Donnerstag und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Am letzten Ausstellungstag findet um 16 Uhr eine abschließende Sonderführung statt.

Karin Gerhardt

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