Der Verein veranstaltete am 16. Mai das 2. Forum Was macht Radebeul aus; diesmal unter dem Leitgedanken „Wohin führt uns die Meißner Straße“. Dass wir damit am „Nerv der Zeit“ liegen, beweisen die vielen Wortmeldungen in der Presse. Was bewegte die Besucher unserer Veranstaltung? Die Ergebnisse lassen sich in vier Gruppen zusammenfassen:
Erstens gilt für die Bepflanzung und allgemeine Ordnung: Notwendig erscheinen mehr kommunale Bäume und Großgrün als durchgehende Gestaltung und wohltuende Abgrenzung des Straßenraumes. Ebenfalls große Wirkung bei verhältnismäßig geringem Mitteleinsatz dürfte das Umrahmen bzw. Wegrücken der Abfallsammelbehälter erzielen. Gerade die Stadtein- bzw. ausgänge sind am schlechtesten gestaltet (Ruinen, kein Fuß/Radweg in Zitzschewig, Müllbehälter). Einzudämmen sind Werbetafeln.
Zweitens sind zu regeln Radverkehr, Fußwege und das Parken. Wichtig erschien ein durchgängiger Fahrradweg (Schulverkehr – es sind unsere Kinder); der Radfahrer braucht, weil er selbst „treten“ muss, den kürzesten Weg. Beparkte Fuß- und Radwege und Parksuchverkehr mangels Ausschilderung des neuen Zentrums Radebeul Ost aus Richtung Coswig wirken verkehrsbehindernd.
Drittens gilt es für die Verkehrsprobleme, vor allem den Ausweichverkehr auf Nebenstraßen eindämmen (wenig oder keine Einbahnstraßen – siehe positive Entwicklung auf der Winzerstraße, Tonnagebegrenzung). Bewusst sollte man sich sein, dass der Autofahrer Radebeul in der Berufsverkehrszeit im gleichen Zeittempo wie die (schnellen) Straßenbahnen durchfährt, ca. 21 Minuten. Für den Autofahrer scheint weniger die Zeit als der psychologische Moment, das Überholen der Straßenbahn, problematisch; der Autofahrer will „rollen“. Hier gilt es anzusetzen und dem Autofahrer neben der guten Überhollösung Weintraube (Straßenbahninsel, durch die Ampelschaltungen vorher aus beiden Richtungen ist ein Überholen der Bahn während des Ein- und Aussteigens gut gesichert, in dieser Zeit betätigt der Fußgänger gerade nicht die Fußgängerampel) weitere solche Möglichkeiten in Ost und West anzubieten. Eine Vierspurigkeit wurde weitgehend abgelehnt, dies lohnt auch nicht wegen zu bedenkender langer Überholwege. Wichtig wären zudem eine einheitliche Straßenbreite und -belag (Flüsterasphalt).
Viertens sollte immer beachtet werden, dass die Meißner Straße mehr ist als die Verkehrsachse. So soll weiterhin auf eine Aufwertung von Radebeul-Mitte als Geschäftszentrum wie auch im Bereich für Sport, Bildung, Kultur und Tourismus orientiert werden. Oftmals fehlt der Bebauung/Gestaltung auf der einen Straßenseite das Gegenüber auf der anderen, was das Bild verzerrt (z. B. in Mitte – Parkplatz nur suboptimal, da er direkt an der Hauptstraße gerade keine Zentrenfunktion erfüllt und den Hauptstraßencharakter auflöst – „Verlöcherung“). Da die Meißner Straße auch Geschäfts- und Wohnstraße ist gilt, dass die (neuen) Häuser sich in die Bebauungslinie und Höhen einordnen müssen (in diesem Falle mal nicht zu klein).
Für unseren Einsatz als Verein zeichnen sich damit als erste Maßnahmen das Drängen nach einer Gestaltung des Bereiches der Villa Kolbe, die Beseitigung des Zustandes der abgebrannten Maschinenfabrik bei der Autobahn und die Gestaltung der Stadteingänge ab. Wir haben alle Bürgermeinungen an die Verwaltung übermittelt und werden dazu regelmäßig nachfragen. Insbesondere sollte eine „To-Do“ -Liste aufgestellt, ein Vorschlag zum straßenbildgestaltendem Stadtgrün erarbeitet, sich in einer AG mit den Stadteingängen auseinandergesetzt und die Lösungsmöglichkeit zweier Haltestelleninseln (zum Überholen der Bahn) diskutiert werden.
Als Vision entschieden sich fast alle für folgenden Text, den ein Besucher unserer Stadt in naher (?) Zukunft einmal schreiben könnte: Im Reiseführer stand: „dass der Radweg an der Meißner Straße genauso schön und entspannend sein soll wie der parallel verlaufende an der Elbe.“ Na mal sehen, was die Sächsische Weinstraße zu bieten hat.
Gleich am Ortseingang ein großes Schild: „Tempo 30 für alle Verkehrsteilnehmer – genießen Sie das sächsische Nizza!“ Mit Rad wirds sogar etwas weniger als 30. Gleich rechts in gepflegten Grünanlagen ein Autohaus für Elektrowagen der gehobenen Klasse. Die kommen hier allerdings nur wenig schneller als Fahrrad und Straßenbahn voran. Kurz danach ein Platz mit Kreisverkehr, in dem es links an der Zinzendorfstraße in die Touristinformation geht, die ihr Domizil gemeinsam mit einer Jugendherberge in einer alten Villa in einem großen Park hat. In Radebeul Ost quert die gepflasterte Hauptstraße und verbindet Geschäfte unterhalb und eine Seniorenwohnanlage oberhalb der Meißner Straße. Dann Radebeul Mitte. Neben einem Theater leistet man sich auch ein Kino hier! Bis zur Bahnhofstraße – eine gepflasterte Querung wie die Hauptstraße in Ost, in Radebeul West dann auf beiden Seiten gepflegte Gärten vor alten Villen und einer neuen Wohnanlage linksseits, dem „Sängerviertel“, wie ich gelesen habe. Gleich bin ich beim Schloss Wackerbarth. Jetzt wird eine Pause eingelegt.
Dr. Jens Baumann