Leserbriefe

Liebe Frau Rau,

gerade habe ich „Vorschau & Rückblick“ Juni 2015 gelesen. Es ist diesmal eine ganz besonders gelungene Ausgabe, zu der ich gratuliere und für die ich mich beim gesamten Kollektiv (kennen Sie das Wort noch?) doch sehr bedanken möchte. Es ist keine leichte Aufgabe, jeden Monat dem interessierten Leser etwas Neues und Interessantes zu bieten.

Die beiden Leserzuschriften zur „Hoflößnitz“ haben mich besonders berührt, auch deshalb, weil ich eine kleine persönliche Geschichte mit diesem schönen alten Anwesen habe.

Frau Zeidler und ich als Referentin für Grundstücksverkehr der Stadtverwaltung Radebeul sind gleich zu Beginn der 1990-iger Jahre nach Berlin zur Treuhand gefahren, um das Objekt „Hoflößnitz“ als erstes Radebeuler Objekt aus dem Volkseigentum in städtisches Eigentum zugeordnet zu bekommen. Das war schon ein aufregender Tag, als wir beiden Damen uns mit einer Flasche Radebeuler Wein (Korruption im Rathaus) und mehreren mehrseitigen Anträgen nebst alten Grundbuchunterlagen nach Berlin aufgemacht haben, um die Zuordnung zu bekommen! Keiner wusste genau, wie es geht, aber alle waren willig und noch voller Enthusiasmus, selbst die Leute von der Treuhand.

Wie froh waren wir über die Zuordnung und welche Pläne hatte Frau Zeidler…

Mein Mann und ich sind traurig über das, was mit diesem wunderbaren, aus der Zeit gefallenen Objekt gemacht worden ist und noch gemacht werden soll. Frau Aust spricht mir voll aus dem Herzen in ihrer Leserzuschrift. Es scheint fast so, als ob Profilierungssucht vor nichts mehr halt macht und Objekte nur Mittel zum Zweck sind.

Aber jetzt zurück zum Anfang meines Schreibens. Nochmal danke und allen viele gute Ideen für die weiteren Ausgaben von „Vorschau & Rückblick“.

Freundliche Grüße
Ursula Rau

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Offener Brief an Elisabeth Aust

Liebe Frau Aust,

das Erste, was mir beim Lesen Ihres Artikels „Gedanken zu einem Kleinod…“ durch den Kopf ging, war ein großes, unendlich dankbares „Endlich!“.

Nicht das „endlich“ des Stammtisches, sondern das der Stillen im Lande, die nicht organisiert sind und keine Lobby haben, wenn sie nicht selbst diese Lobby bilden.

Mein „endlich“ heißt nicht: bis vor sechs, sieben Jahren war alles unhinterfragbar perfekt, sondern: es gab eine Vision, beispielsweise im Leitbild der Hoflößnitz niedergelegt, dem wir Mitarbeiter uns verpflichtet fühlten: ein zentrales Weinbaumuseum an der Sächsischen Weinstraße zu etablieren, mit musealer Fach- und Forschungsarbeit, mit Dauer- und wechselnden Sonderausstellungen, Tagungen, Vorträgen und Fachweinproben; aber auch mit Führungen, Konzerten und Festen sollte die Weinkultur dieser Region erlebbar gemacht werden.

Und in Zeiten knapper werdender Ressourcen und eines wachsenden Umweltbewusstseins der Menschen, Winzer, Kleingärtner und anderen Interessierten, sowohl theoretisch mit der Idee, als auch praktisch mit dem guten Geschmack nachhaltig produzierter hofeigener Weine zu begeistern – dieser Aufgabe haben wir uns sehr gern und mit Enthusiasmus gewidmet. Vision wie Engagement wurden während der letzten Jahre wiederholt in Frage gestellt oder geleugnet- danke, liebe Frau Aust, dass Sie hier eine Art Rehabilitierung im öffentlichen Raum unternehmen.

Nun sind die allerwenigsten von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser der „Vorschau“ Mitarbeiter der Hoflößnitz gewesen, und es beschleicht Sie vielleicht bei diesen Zeilen ein ungutes Gefühl, als nutze jemand die Gunst der Stunde und allgemeinen Aufmerksamkeit, um persönliche Befindlichkeiten öffentlich zu machen.

Als ehemaliger Mitarbeiter im Bereich Besucherservice und Öffentlichkeitsarbeit sah ich mich genau wegen dieser Bedenken in den vergangenen Jahren nicht in der Position, öffentlich Stellung zu beziehen. Dass ich mich nun doch vor die Tastatur setze, hat zwei Gründe:

Zum einen möchte ich Ihnen, liebe Frau Aust, danken, und das nicht nur im Verborgenen und heimlich, zumal ich während der zurückliegenden Zeit wiederholt spürte, dass Ihre (und auch meine) Fragen und Ansichten bezüglich der Hoflößnitz von mehr Menschen geteilt werden, als es Artikel der Tagespresse vermuten lassen.

Zum zweiten ist es mein Wunsch, dazu beitragen, dass die von Ihnen beschriebenen Sachverhalte nicht in der Vielzahl von Themen unserer Stadt wieder untergehen. sondern sie vielmehr bekräftigen und weitere Menschen einladen, ihre Erfahrungen mit der Hoflößnitz auch öffentlich mitzuteilen,
mit-uns-zu-teilen. Die Hoflößnitz hat es verdient

Marko Exner

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