Vielleicht wird alles gut…

„Radebeul – Stadt der Zukunft“ – das Sommerprojekt der Stadtgalerie

„Neue Städte zeichnen sich… durch klare übersichtliche Gliederungen aus. Sie sind in der Regel deutlich unterteilt in den industriellen Bezirk und die Wohnstadt mit kulturellem Zentrum, großzügige städtische Wohnviertel (mit verkehrsschonenden Innenstraßen und zentralen Versorgungseinrichtungen) sowie vielgestaltige, stark aufgelockerte Außenbezirke.“ So stellte man sich in den 1960er Jahren eine Stadt der Zukunft vor. Konnte man den maximal siebengeschossigen Gebäuden noch etwas Freundliches abgewinnen, so war die Reißbrettstadt alles andere als bewohnerfreundlich. Da finden sich Schulen neben der Feuerwehr, der Flugplatz in unmittelbarer Nähe zum Wohngebiet und dem Freibad. Von der geschlossenen Bebauung hatte man sich verabschiedet – Brasilia ließ grüßen. Man setzte auf „schnellen, fließenden und sicheren Verkehr“, vermochte aber künftige Verkehrsaufkommen nicht annähernd zu erahnen. Weiträumigkeit bestimmte das künftige Städtebild. Der neue Stadtbürger musste gut zu Fuß sein.
Stadtvisionäre von heute haben einen modernen Turm von Babylon vor Augen, einen gigantischen Gebäudekomplex, der alle Funktionen einer Stadt in sich trägt. Ein Turm – eine Stadt. Die 30.000 oder 100.000 Bewohner werden das Bauwerk nicht mehr verlassen müssen. Unter ihnen die renaturalisierte Wildnis.
Hat Radebeul als Garten- und Villenstadt da noch eine Chance? Radebeul der Zukunft – ein Flächendenkmal, eine Museumsstadt? Können wir so extensiv weiterleben? Schon heute haben die Menschen in Europa ihre Jahresressourcen bereits nach sieben Monaten aufgebraucht. Wie also weiter? Diese Fragen nach einer sinnvollen Zukunft für die wachsende Bevölkerung der Erde wirft das Thema „Radebeul – Stadt der Zukunft“ auf, welches die Stadtgalerie Radebeul für das diesjährige Sommerprojekt erarbeitet hat. Natürlich ist klar, die Kunst wird die Zukunft nicht richten, sie wird auch keine Antworten auf die vielen brennenden Fragen der Ressourcenknappheit, der Mittelverschwendung und Bevölkerungsexplosion geben. Aber sie kann Bilder, im eigentlichen wie übertragenen Sinne, erschaffen, in denen sie ausmalt wie die Welt aussieht, wenn beispielsweise das Wasser nur noch für 20 statt 30 Tage des Monats ausreicht, wenn die Luft nicht mehr zum Atmen taugt. Aber vielleicht ist dann auch der 3-D-Drucker soweit gereift, dass er all unsere Probleme löst. Wer weiß… vielleicht wird alles gut?
Seit Jahren trägt die Stadtgalerie mit ihren Sommerprojekten dazu bei, mit künstlerischen Mitteln gesellschaftlichen Fragestellungen nachzugehen, sich mit diesen auseinanderzusetzen und den Besuchern der stark beachteten Ausstellungen sinnliches, ästhetisches wie auch nachdenkliches Vergnügen zu bereiten. Ca. 50 bis 70 Künstler, nicht nur aus Radebeul, lassen sich alljährlich darauf ein, zu einem vorgegebenen Thema zu arbeiten. Somit bietet diese Ausstellung auch immer wieder einen Einblick in das aktuelle Schaffen der ausstellenden Maler, Grafiker, Bildhauer, Konzeptkünstler, Fotografen… Erinnert sei an dieser Stelle auch an eine Künstlergruppe, die sich vor nicht ganz 100 Jahren anschickte, von Weimar und Dessau aus „eine neue Welt zu erfinden“.
Die diesjährige Ausstellung ist vom 13. September bis 25. Oktober 2015 in den Räumen der Stadtgalerie in Altkötzschenbroda zu sehen. Die Eröffnung findet am 11. September mit einem kleinen Künstlerfest statt und will mit einem abwechslungsreichen Programm überraschen.

KUB

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