Editorial 11-18

Ich weiß nicht, wie viele Ausstellungseröffnungen ich schon erlebt habe. Häufig sind die Eröffnungsreden und Laudationes in Musikstücke eingebettet. Oftmals sind es Freunde der ausstellenden Künstler oder der Organisatoren, die mit ihren musikalischen Auftritten die Eröffnungen abrunden oder auch nur füllen.
Zur Eröffnung der Ernst Barlach-Ausstellung „Der hat’s gekonnt“ im Käthe Kollwitz Haus in Moritzburg erlebten die Gäste eine Sternstunde. Der Pianist Michael Hein hatte nach Betrachten der grafischen Arbeiten von Ernst Barlach mit großartigem Gespür für die emotionale Wirkung der Bilder und Parallelen in der Musik Stücke von Claude Debussy ausgesucht. Schon das einleitende Prélude zog die Zuhörer in Verbindung mit den ausgestellten Werken ganz in den Bann. Das setzte sich mit den folgenden Stücken fort und weckte auch Assoziationen in Hinblick auf den bekannten schweren Weg des Menschen und Künstlers Barlach – wie auch von Käthe Kollwitz – in Zeiten des Nationalsozialismus. Schon ein Blick auf das Selbstporträt Barlachs, während die impressionistischen Klänge vom Klavier aus den Raum erfüllten, wühlte ungemein auf.
Das gesamte Eröffnungsprogramm wirkte so komplex und dicht, dass von einem denkwürdigen Vormittag im Käthe Kollwitz Haus gesprochen werden kann.
Eine sorgfältige Musikauswahl für die genannten Anlässe ist sicher nicht immer möglich,
lohnt sich jedoch sehr.
Mehr zur Ausstellung an anderer Stelle in diesem Heft.

Ilona Rau

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