Editorial 3-20

Seit einigen Monaten hat es im sonst so beschaulichen Radebeul in Teilen der Bürgerschaft etwas Unruhe gegeben. Was war passiert?
Es regt sich Widerstand. Gegen den Abriss von historischen Einfriedungen, wie an der Gärtnerei des Hohenhauses oder an wiederholt unpassenden? Neubauten am Augustusweg.
Seit der Nachwendezeit ist eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen. Mit dem abrupten Systemwechsel kam es dann naturgemäß zu einer erheblichen Verschiebung der Eigentumsverhältnisse von Grundstücken und Böden. Ein Prozess der noch immer andauert. Zwar galt die Stadt schon damals als dicht bebaut, wofür wir uns heute besonders glücklich schätzen dürfen. Umso erstaunlicher ist es, wie viele Baugenehmigungen seither erteilt worden sind. Freilich, Baulücken gab es immer und auch auf das Bauen in zweiter Reihe wird zunehmend geschielt. Mit dem Dichterviertel an der Waldstraße ist gar ein ganzer Stadtteil entstanden. Seine Lage ist aber so separat, dass es mit dem „alten“ Radebeul kaum in Konkurrenz gerät.
Schwieriger wird es nun mit Neubauten in historischen Lagen. Da schaut der angrenzende Anwohner oder achtsame Bürger schon genauer hin. Und die immer wieder großen Fragen: Was ist schützenswert? Was kann und darf in einer derartig homogenen Wohnlandschaft ergänzt werden? Ein quälender und quasi salomonischer Prozess, den das Radebeuler Bauamt im Widerstreit mit den Wünschen der Bauherren und bewahrender Interessen immer wieder abwägen muss, wie es beim Neujahrsempfang vom „verein für denkmalpflege und neues bauen“ so eindrucksvoll zu erleben war.
Es bleibt also dabei wachsam zu sein! Für mich als ehemaligen Schüler des Luisenstiftes hat zumindest das Grundstück mit dem jüngsten, fast bedrohlich wirkenden Neubau nahezu jegliche Heiterkeit verloren.

Sascha Graedtke

schlechtbescheidenmittelmäßiggutexzellent (Noch nicht bewertet)
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