4. Bauherrenpreiswanderung – diesmal in Naundorf und Zitzschewig

Bild: M.Mitzschke

Nun schon das vierte Jahr in Folge lädt Sie der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen zur einer Bauherrenpreiswanderung ein (siehe V&R 06/18, 06/19, 06/20). 2018 spazierten wir am Stadtpark beginnend an über 10 Bauherren – Preisträgern in der Niederlößnitz vorbei. 2019 starteten wir vom Alvslebenplatz durch die Oberlößnitz über Eduard-Bilz-Straße, Augustusweg zur Weinbergstraße. 2020 erwanderten über 40 Baukultur – Interessierte Bauwerke von Bauherrenpreisträgern in der Niederlößnitz diesmal zwischen Landesbühnen und Winzerstraße 46 .

Das große Interesse, prämierte Baukultur zu besichtigen, sich daran zu erfreuen, aber auch aus verschiedenen Blickwinkeln darüber zu diskutieren, macht Mut, in diesem Jahr eine Wanderung anzubieten, die Bauherrenpreisträger außerhalb der bekannten “Villen”-Gebiete der Stadt Radebeul zeigen will. Zitzschewig und Naundorf sollen unser Ziel sein. Hand aufs Herz – fallen Ihnen Bauherrenpreise in diesen ehemals dörflichen Ursprungsgemeinden ein?

Für alle, die von unserer Bauherrenpreiswanderung noch nichts gehört haben, sei die Idee nochmals kurz umrissen:

In Zeiten des sich schnell entwickelnden, pulsierenden Baugeschehens in Radebeul wurde der Radebeuler Bauherrenpreis vom Verein für Denkmalpflege und neues Bauen Radebeul e.V. gemeinsam mit der Stadt Radebeul ins Leben gerufen. Von 1997 bis 2011 wurde der Preis jährlich für Neubau, Denkmalpflege und Außenanlagen verliehen. Mittlerweile ist die Intensität des Bauens in der Stadt zurückgegangen und der Preis wird alle 3 Jahre vergeben, zuletzt 2019 (siehe V&R 12/19).

Dieser Preis soll ein Element sein, um die Diskussion zu Auffassungen zur Baukultur in Radebeul zu fördern und öffentlichkeitswirksam zu machen. Er ist auch von der Hoffnung getragen, Bauherren und Investoren zu erreichen und anzuregen, im Vorfeld über die Wirkung ihrer geplanten Bauwerke in der Stadt nachzudenken. In der Satzung unseres Vereins geht es um den Erhalt des „besonderen Charakters von Radebeul“. Was das ist, diese Diskussion ist nie abgeschlossen. Nur die aktive, stetige Auseinandersetzung mit diesem Thema in der Stadtgesellschaft wird uns diesen ahnen, bewahren und gestalten lassen.

Daraus ist im Verein auch die Idee entstanden, mit einer Bauherrenpreiswanderung, sich die Preisträger vergangener Jahre wieder mal ins Bewusstsein zu rufen und diese erneut zu Fuß in Ruhe und mit offenem Blick zu betrachten und sich darüber auszutauschen. Und auf dem Weg zwischen den Preisträgern ergeben sich auch so manche Ansichten und Einsichten in unseren städtebaulichen Raum, die Gesprächsstoff liefern.

Dass die Notwendigkeit zur Meinungsbildung und Einflussnahme zur weiteren baulichen Gestaltung unserer Stadt von aktueller Bedeutung ist, zeigt u.a. dass die Stadtverwaltung 2020 für Nieder- und Oberlößnitz eine Gestaltungssatzung in Auftrag gegeben hat. Diese soll den Rahmen bilden, so dass “Bausünden” wie sie zuletzt häufig als Ersatz vorher eher bescheidener Bauwerke in Radebeul passieren, so nicht gebaut werden können. Dass angemessene Regeln gefunden werden, die nicht als Bevormundung, sondern als Sicherung gemeinsamer Werte für die Baukultur begriffen werden, dafür ist die offene Diskussion über diese Wertebildung von großer Bedeutung. Und diese Diskussion kann in Foren, wie zum Wasapark oder zum Neujahrsempfang des Vereins 2020 im Kulturbahnhof geführt werden, aber auch spazierend, die bestehende Baukultur im Blick, z.B. bei unserer Bauherrenpreiswanderung.

Restaurant »Gaumenkitzel«, Coswiger Straße 23
Bild: M.Mitzschke

Aus organisatorischen Gründen findet die diesjährige Wanderung am

8. Oktober, 17.30 Uhr mit Startpunkt Restaurant Gaumenkitzel, Coswiger Str. 23 statt.

Empfohlen wird, die Straßenbahn Linie 4 bis Gerhart-Hauptmann-Straße zu nutzen und dann zur Meißner Straße und links abbiegend die wenigen Meter zum Gaumenkitzel zu laufen. Endpunkt wird Altnaundorf sein, von wo die Straßenbahnhaltestelle am OBI für die Rückfahrt gut erreichbar ist.

Zu den Zielen der Wanderung möchte ich noch nicht zu viel verraten. Sicher ist aber, dass es dort mehr Preisträger gibt, als wir erwandern können. Gerade die Preisträger im Gewerbegebiet Friedrich – List – Straße und im Rietzschkegrund liegen zu weit entfernt, als dass wir sie auf dieser Runde erreichen könnten. Diese Preisträger möchte ich aber nicht unerwähnt lassen und vielleicht wird der eine oder andere neugierig und schaut sich diese bei Gelegenheit an. Darum sollen sie hier kurz vorgestellt werden:

Bauherrenpreis 1998, Kategorie neues Bauen, Rang 1 – Rietzschkegrund 25

Bauherrengemeinschaft: Jörg und Dr. Angelika Baarß, Klaus und Bettina Löschner

Architekten: J. Baarß & K. Löschner, Bauzeit 1995 -1997

Die Architekten entwickelten drei moderne Bauten in einem archaischen, scheunenartigen Haustyp, der im Rietzschkegrund Tradition hat. Der Reiz des Ensembles liegt in der Variation des Grundtyps, in der Materialauswahl, der Einfügung in das Gelände und der Farbigkeit. Die Architekten haben als Bauherren für sich selbst ein Bürogebäude (Mitte) und je ein Wohnhaus geschaffen. Es galt, zwei Stützmauern aus Syenit zu erhalten. Alle drei Häuser lagern auf der oberen Weinbergsmauer, die teilweise sogar in die Innenraumgestaltung einbezogen wurde. Durch Staffelung der straßenseitigen Giebel und der Abstände zwischen den Häusern entstehen städtebauliche Räume, die jedoch den Gesamtzusammenhang nicht auflösen.

Dem Besucher sei noch der in der Nähe liegende Winzerhof Rößler empfohlen.

Rietzschkegrund 25
Bild: M.Mitzschke

Bauherrenpreises 2004 – Anerkennung, Kategorie Öffentliche/ Gewerbliche Bauten
Plakatfabrik Ellerhold – Friedrich – List – Straße 4

Bauherrenpreis 2008, Kategorie Bauen im Bestand
König & Bauer AG, Werk Radebeul – Friedrich – List – Straße 47
Architekt: IPRO, Ulrich Krüger

Bauherrenpreis 2016, Kategorie Neubau, Fabrikbau
Verwaltungsgebäude LTB Leitungsbau – Friedrich – List – Straße 27

Verwaltungsgebäude LTB Leitungsbau – Friedrich-List-Straße 27
Bild: Wikipedia

Alle sind herzlich eingeladen (besonders auch Leute, die Bauherren sind oder werden wollen). Schon um des Erlebens und des Austauschs willen und weil die Nacht früher hereinbricht als im Sommer wird die ca. 2 stündige Wanderung eher gemächlich verlaufen und ist von der Strecke nicht weit.

P.S. Anregung: Über die Losen-Blatt-Sammlung, die Internetseite des Vereins (www.denkmalneuanradebeul.de) oder Wikipedia findet man die Bauherren-Preisträger und kann sich, wenn man Lust hat, auch mal selbst eine Bauherrenpreiswanderung für einen Sonntagsspaziergang zusammenstellen.

Michael Mitzschke

Quellen:
Losen-Blatt-Sammlung des Vereins

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