Radebeuler Miniaturen

Mai-Los

Stößt die Fledermaus durch den Fliederduft, kommt sie als Fliedermaus wieder raus.

Schlägt die Nachtigall ihren Liebesruf in die Maienluft, wächst Erinnerung in der Nacht – ach …

Schon biste wieder wach.

Singt die Nachtigall ihre Melodien, ist ihr gern verziehn in der Nacht. Und die Fledermaus wird zur Fliedermaus stößt sie im Fliederduft drüberhin – ach …

Mußte aufstehn und austreten.

Stößt die Fliedermaus durch die Maiennacht, ruft die Nachtigall durch den Fliederduft die Erinnerung an frühe Liebe wach – ach …

Aber später schläfste irgendwann doch noch ein.

Der Morgen danach ist voller Glanz. Die Sonne steht am Himmel, Wolken schwimmen im Blau – ach …

Sag mal, reißt mich Ulrike aus meinen tiefen Gedanken, ist das schon die Vorfreude auf den Schatten, oder das ernste Zeichen dafür, daß es Zeit wird für die Kur?

Weder noch, sag ich langsam.

Es ist nichts als der verzweifelte Versuch einmal nicht in militanten Kategorien an schwere Waffen zu denken, sondern die Gedanken in angenehmere Richtung zu lenken. Hin zu leichten Affen zum Beispiel, die, wie ihnen von jeher eigen, gern auf hohe Bäume steigen, in deren Kronen sie wohnen ohne Drohnen …

Affen – sagt Ulrike – ein bißchen haben wir uns aber schon weiterentwickelt, oder?!

Zwei Prozent, geb ich zurück, das ist nicht viel, damit kommste nicht mal in den Bundestag. Und außerdem: wenn die Menschheit sich wirklich „entwickelt“ hätte, wie du meinst, wenn wir – denn wir gehören ja dazu – so „verständig“ wären, uns des Ehrentitels „homo sapiens“ würdig zu erweisen, sähe die Erde heute anders aus. Zwei Weltkriege haben offensichtlich nicht ausgereicht, uns zur Vernunft zu bringen und tatsächlich „sapiens“ zu werden. Vielmehr stellen wir täglich neu unter Beweis, daß die zwei Prozent uns selbst nichts als überheblich machen und der alten Erde ausschließlich zum Nachteil gereichen…

Oi, oi, oi, da fährtse ja schwere Geschütze auf!

Jetzt fang du nicht auch noch an, militanten Quatsch zu faseln! Hier kommen keine Kanonen in die Küche!

Entschuldige, also lassen wir die Affen, aber Drohnen sind doch wenigstens für die Obsternte wichtig.

Ja, aber nur am Rande, und auch nur die jeweils eine, die (obwohl es ein DER ist) aus einer Prinzessin eine Königin macht, die dann die fleißigen Eier legt. Der Rest von ihnen ist nutzlos. Und wenn sie kamerabestückt über unseren Gärten schweben, sind sie sogar bedrohlich. Von deren militärischem Mißbrauch ganz abgesehn. Außerdem machen sie Krach. Da lob ich mir die Fliedermäuse, die riechen gut und sind ganz leise …

Thomas Gerlach

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