Eine Glosse

Kritik erlaubt!

Jetzt verrate ich mal mein bestgehütetes Geheimnis: Ich bin verheiratet! Jeden Morgen sitzt mir meine mich hoffentlich liebende Ehefrau am Küchentisch gegenüber und verzehrt ein Marmeladenbrot, welches mit Wurst belegt ist…

Nein, nein, ich will jetzt nicht den alten Kalauer von den zwei jungen Damen im Alter von 85 Jahren neu aufkochen. Aber mal im Ernst: es ist ja überhaupt nicht verkehrt, wenn man an seiner Seite ein Korrektiv hat, welches einem auch hin und wieder mal so richtig die Meinung geigt und an den Kopf wirft: „Alter, jetzt spinnst du aber!“. Natürlich gehe ich dann durch die Decke, sehe das überhaupt nicht ein und krame allerlei Argumente, auch die dümmsten hervor, nur um nicht zugeben zu müssen, dass die Frau in diesem Fall recht hat. Mit Machogehabe hat das überhaupt nichts zu tun. Das sind genaugenommen nur Reflexhandlungen. Insgeheim weiß ich natürlich, dass ich kein „Mister Allwissend“ bin. Die Reaktion freilich ist aber durchaus normal. Zunächst geht ja jeder davon aus, dass stimmt, was er da zum Besten gibt. Wüsste er, dass er nur Unsinn erzählt, würde er es vermutlich lassen. Wer will sich schon blamieren – selbst vor der eigenen Frau nicht.

Aber so einfach ist die Sache nun auch wieder nicht, sonst hätten wir ja auf der ganzen Welt nur noch Friede, Freude, Eierkuchen. Haben wir aber nicht. Und es kracht ja nicht nur zwischen spielenden Kindern, zwischen Frauen und Männern oder den Nachbarn, sondern eben auch zwischen Wirtschaftsblöcken, Finanzunternehmen oder gar zwischen Staaten. Und dann wird es richtig blöd, weil immer welche reingezogen werden, die mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Eben wie bei meinem Opa, der seiner Frau auch gleich Schellen angeboten hatte, nur weil er Zoff mit den Kindern hatte.

Natürlich ist es schwierig, vernünftig zu reagieren, wenn die „geistigen Sektkorken“ hochgehen, wenn man sich verletzt oder missverstanden fühlt. Da kommt man ganz schnell zu der „sicheren“ Annahme, dass der Andere einem etwas „am Zeug flicken“ will. Dabei hat er vielleicht nur eine andere Meinung, was ja sein gutes Recht ist. Hier scheint mir der „Hase im Pfeffer“ zu liegen. „Wie kann er nur?! Er muss doch einsehen, dass ich Recht habe.“ Und so schaukelt man sich hoch, bis die „Kanonen“ glühen. Natürlich sind nicht alle „lockige Lämmchen“, die keiner Fliege etwas zu leide tun wollen. Da sollte man schon etwas genauer hinschauen. Süßholz raspeln und hinterm Rücken die Messer wetzen, das kennt man doch zur Genüge!

Häufig geht es eben nicht mehr um die dialogische Erörterung einer Sachlage, als vielmehr um die Verteidigung eigener Standpunkte. Da ist dann jedes Mittel recht, und wenn es nicht anders geht, wird auch mal dreist gelogen. Das ist in der großen Politik genauso, wie im Privaten. Aber irgendwie muss man ja wieder aus der Konfliktlage herauskommen, wenn nicht alles Porzellan zerschlagen werden soll.

Ein schlauer Philosoph hat 1990 hierfür Strategien entwickelt, die mir jedoch ziemlich konstruiert vorkommen, aber vermutlich in der Praxis regelmäßig angewendet werden. Man könnte sie mit den Begriffen „Flucht“, „Kampf“, „Nachgeben“, „Delegieren“, „Verhandeln“ oder „Einigen“ beschreiben. Da würde sich meine Frau aber wundern, wenn ich jedes Mal, wenn es Knatsch gibt, fluchtartig das Haus verlassen würde. Das funktioniert vielleicht noch bei Personen mit gleichem Status, etwa zwischen Freunden oder Ehepaaren. Aber schon eine sachliche Einigung mit einem Vorgesetzten lässt sich nur schwer erzielen. Der hat einfach Recht, weil er der Boss ist!

Was also tun, wenn man in die Bredouille kommt? Was rät da meine kluge Frau? „Erst mal tief Luft holen und dann eine Nacht drüber schlafen.“ Spätestens hier drängt sich mir aber die Frage auf „Mit wem?“, meint

Euer Motzi.

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