Vom „Mahngroschen“ am Luisenstift

Im Jahr 1872, die Schule war erst im zweiten Jahr aus Tharandt in die Niederlößnitz gekommen, lernten 60 interne und 11 externe Schülerinnen im neuen Schulgebäude. Es war also gleichzeitig Internat.

Über das Curriculum sind wir gut informiert. Neben dem Rechnen und Schreiben wurden Kirchen-, Welt- und Literaturgeschichte gelehrt. Pastor Böttcher unterrichtete Katechismusunterricht, Christenlehre und Bibelkunde. Auch Turnen und Stricken gehörte zum Wochenprogramm. Besonderer Wert wurde auf den Musikunterricht gelegt. Hier standen 104 Wochenstunden auf dem Programm. Für den Unterricht im Fach Französisch war neben Mlle Bechterhold noch Mlle Schaffner am Stift.

Seit Oktober 1871 sollte der Einrichtung eine sogenannte Kleinkinderschule angeschlossen werden. Man wollte die ärmeren Kinder der Nieder- und Oberlößnitz unterrichten. Vorhanden waren 351 Taler und 28 Neugroschen. Das reichte nicht, „obwohl Wäsche, Kleidungsstücke, Spielzeug und Kochgeschirr“ vorhanden waren.

Ein weiteres Ziel, Spenden einzuwerben, bestand in der Einrichtung einer Freistelle. Dafür waren allerdings etwa 6000 Taler nötig. Gespendet wurden bisher nur 160 Taler, 9 Neugroschen und 3 Pfennige. Nun wurde über Sammelbüchsen nachgedacht. Deutlich sichtbar für Jedermann stellte man schließlich im ersten Stock des Hauses eine blanke Büchse auf. Es sollten kleine Strafgelder gesammelt werden, welche die Schülerinnen zu bezahlen haben, wenn sie trotz wiederholter Erinnerung, „wo es nun einmal geschehen soll, nicht französisch sprechen wollen“.

Über den Erfolg dieser Maßnahme ist nichts überliefert. Wahrscheinlich war es keine so gute Idee.

Frank Thomas

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